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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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das Mädchen vor ihnen, Glenna, ganz außer Atem und mit Flecken im Gesicht. Sie beugte sich vornüber, legte eine Hand auf ihren prallen Oberschenkel und keuchte: »Himmel, wie siehst denn du aus!« Dann fiel ihr Blick auf Lee, und sie runzelte die Stirn. »Lee? Was machst du da?«
    »Er hat Ig aus dem Wasser gezogen«, sagte Terry.
    »Ohne ihn würde ich jetzt nicht mehr atmen«, sagte Ig.
    »Lee?«, sagte sie und verzog das Gesicht zu einem Ausdruck völliger Ungläubigkeit.
    »Ich hab gar nichts gemacht«, sagte Lee und schüttelte den Kopf, und Ig konnte nicht anders, er liebte ihn.
    Der Schmerz, der sich in Igs Nasenrücken festgesetzt hatte, breitete sich hinter seiner Stirn aus. Jetzt sah er die Neonblitze schon mit offenen Augen. Terry sank neben ihm auf die Knie und legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Komm, zieh dich an, und dann gehen wir nach Hause«, sagte sein Bruder. Er wirkte irgendwie ernüchtert, so als hätte nicht Ig, sondern er sich einer idiotischen Leichtsinnigkeit schuldig gemacht. »Ich glaube, deine Nase ist gebrochen.« Dann sah er Lee Tourneau an und nickte ihm anerkennend zu. »He, sieht fast so aus, als hätte ich vorhin einen Haufen Scheiße geredet. Tut mir leid, was ich da zu dir gesagt habe. Danke, dass du meinem Bruder geholfen hast.«
    »Schon okay«, sagte Lee. »Ist nicht der Rede wert.«

    Ig überlief ein Schauder, so cool kam das rüber - Lee schien bemüht zu sein, sich auf keinen Fall von irgendjemand loben zu lassen.
    »Kommt ihr mit?«, fragte Ig und biss vor Schmerzen die Zähne zusammen. Dann wandte er sich an Glenna. »Ihr beide? Ich möchte meinen Eltern erzählen, was Lee getan hat.«
    »He, Ig«, sagte Terry. »Das lass mal lieber. Wir wollen nicht, dass Mama und Dad erfahren, was passiert ist. Du bist von einem Baum gefallen, okay? Ein Ast war glitschig, und du hast den Stamm geküsst. Das ist … einfacher.«
    »Terry - wir müssen es ihnen erzählen. Wenn er mich nicht da rausgeholt hätte, wäre ich ertrunken.«
    Igs Bruder wollte ihm gerade widersprechen, aber Lee Tourneau kam ihm zuvor.
    »Nein«, sagte er in überraschend scharfem Ton und sah Glenna dabei an. Sie erwiderte seinen Blick mit einem fragenden Gesichtsausdruck und strich mit der Hand über ihre schwarze Lederjacke. Dann hatte er sich aufgerappelt. »Ich dürfte gar nicht hier sein. Außerdem habe ich eh nichts gemacht.« Hastig überquerte er die kleine Lichtung, packte Glennas pummelige Hand und stolperte mit ihr in Richtung Bäume davon. Mit der anderen Hand hielt er sein nagelneues Mountainboard umklammert.
    »Wartet«, sagte Ig und mühte sich ab, auf die Beine zu kommen. Kaum hatte er es geschafft, explodierte hinter seinen Augen ein greller Neonblitz, und er hatte plötzlich das Gefühl, seine Nase sei mit Glassplittern vollgestopft.
    »Ich muss nach Hause. Wir müssen beide nach Hause.«
    »Okay. Kommst du mich irgendwann mal besuchen?«
    »Irgendwann.«
    »Weißt du denn, wo ich wohne? Drüben am Highway, gleich hinter …«

    »Das weiß doch jeder«, sagte Lee, und dann zerrte er die widerwillige Glenna hinter sich her in den Wald. Sie warf den Jungs noch einen letzten verstörten Blick zu, bevor sie schließlich nachgab und mit ihm verschwand.
    Die Schmerzen in Igs Nase wurden immer stärker und brandeten in gleichmäßigen Wellen über ihn hinweg. Er legte die Hände vors Gesicht, und als er sie wieder wegnahm, waren seine Handflächen vor lauter Blut rot.
    »Komm schon, Ig«, sagte Terry. »Wir müssen los. Du musst dringend zu einem Arzt.«
    »Aber du musst mich begleiten«, sagte Ig.
    Terry lächelte und zerrte Igs T-Shirt aus dem Wäscheknäuel, das er in Händen hielt. Ig war erst ganz überrascht - bis eben hatte er vergessen, dass er nackt war. Terry zog es ihm über den Kopf, als wäre Ig fünf Jahre alt und nicht fünfzehn.
    »Wahrscheinlich brauch ich auch einen Chirurgen, der mir Mamas Fuß aus dem Arsch holt. Die bringt mich um, wenn sie dich so sieht«, sagte Terry. Als Igs Kopf aus dem T-Shirt auftauchte, blickte er seinem Bruder in die unverkennbar besorgten Augen. »Du erzählst doch nichts, oder? Echt wahr, Ig. Die reißt mir den Kopf ab, wenn sie rausfindet, dass ich dich auf dem Scheißeinkaufswagen den Hang hab runterrasen lassen. Manchmal ist es besser, die Klappe zu halten.«
    »O Mann, ich kann doch so schlecht lügen. Mama durchschaut mich immer gleich. Sie weiß Bescheid, bevor ich den Mund aufmache.«
    Terry wirkte sichtlich erleichtert. »Wer hat denn gesagt,

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