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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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würde er gleich ihre Köpfe gegeneinander knallen und sie sehr zu ihrer großen Freude beide umbringen. Die Schlagzeile lautete: »Von Aliens getraut!« Die anderen beiden Zeitschriften waren Tax Reform Now und Modern American Militia .
    »Alle drei zusammen für fünfzehn«, sagte Lee. »Das
Geld kommt der Tafel christlicher Patrioten zugute. The Truth! ist wirklich gut. Das ist jede Menge Sci-Fi-Kram über Promis drin. Zum Beispiel wie Steven Spielberg die echte Area 51 besichtigen durfte. Und wie die Typen von Kiss in einem Flugzeug saßen, das vom Blitz getroffen wurde, und die Triebwerke sind ausgefallen. Sie haben alle zu Jesus gebetet, und dann hat Paul Stanley den Heiland auf einem Flügel stehen sehen, und kurz darauf sind die Triebwerke wieder angesprungen, und der Pilot konnte das Flugzeug abfangen.«
    »Die Typen von Kiss sind alle Juden«, sagte Ig.
    Das schien Lee jedoch nicht weiter zu stören. »Klar, das meiste, was die da schreiben, ist Bockmist. Aber es sind trotzdem gute Geschichten.«
    Auf Ig wirkte diese Äußerung äußerst durchdacht. »Fünfzehn Doller für alle drei zusammen, hast du gesagt?«
    Lee nickte. »Wenn man genug davon verkauft, gewinnt man was. Daher hab ich auch das Mountainboard, auf dem ich mich nicht den Hang runtergetraut hab.«
    »He«, sagte Ig, erstaunt über die beiläufige Art, mit der Lee eingestand, dass er ein Feigling war. Zu hören, wie er es über sich selbst sagte, war schlimmer als alles, was sein Bruder auf dem Hügel gesagt hatte.
    »Nein«, sagte Lee ungerührt. »Dein Bruder hat schon recht gehabt. Ich wollte Glenna und ihre Kumpels beeindrucken, aber als ich da oben stand, hatte ich einfach Schiss. Wenn ich deinem Bruder wieder über den Weg laufe, nimmt er mir das hoffentlich nicht übel.«
    Ig verspürte ganz kurz Hass auf seinen Bruder in sich aufflammen. »Gehen wir in mein Zimmer. Terry hätte sich fast in die Hose gemacht, als er dachte, ich würde nach Hause gehen und meiner Mutter erzählen, was mir wirklich
passiert ist. Bei meinem Bruder kann man sich immer darauf verlassen, dass er zuerst den eigenen Arsch in Sicherheit bringt, bevor er sich um jemand anderen Gedanken macht. Komm schon. Ich hab das Geld oben.«
    »Du möchtest eins kaufen?«
    »Ich möchte alle drei kaufen.«
    Lee kniff die Augen zusammen. »Modern American Militia kann ich ja verstehen - da steht ein Haufen Zeug über Waffen drin und wie man einen Spionagesatelliten von einem normalen Satelliten unterscheidet. Aber bist du dir sicher, dass du auch Tax Reform Now haben willst?«
    »Warum nicht? Irgendwann muss auch ich Steuern bezahlen.«
    »Die meisten Leute, die diese Zeitschrift lesen, möchten genau das vermeiden.«
    Lee folgte Ig die Treppe hinauf, blieb dann jedoch im Flur stehen und spähte vorsichtig in Igs Zimmer hinein. Ig hatte es noch nie besonders toll gefunden - es war das kleinste im Obergeschoss -, aber jetzt fragte er sich, ob es Lee wie das Zimmer eines reichen Jungen vorkam und ob das wohl gegen ihn sprach. Ig schaute sich um und versuchte sich vorzustellen, was Lee davon halten mochte. Als Erstes fiel ihm auf, dass man aus dem Fenster direkt auf den Swimmingpool schauen konnte, wo sich die Wasseroberfläche vom Regen kräuselte. Über dem Bett hing ein Poster von Mark Knopfler mit Autogramm; Igs Vater hatte auf dem letzten Dire Straits -Album Trompete gespielt.
    Igs Instrumentenkoffer stand offen auf dem Bett. Außer seiner Trompete waren darin noch weitere Schätze zu bewundern: ein Bündel Geldscheine, Eintrittskarten zu einem George-Harrison-Konzert, ein Foto von seiner Mutter auf Capri und das Kreuz des rothaarigen Mädchens mit der gerissenen
Kette. Ig hatte versucht, es mit seinem Schweizer Messer zu reparieren, aber gebracht hatte das nichts. Schließlich hatte er es beiseitegelegt und sich einer anderen Aufgabe zugewandt, die auch mit ihr zu tun hatte. Er hatte sich einen Band von Terrys Encyclopædia Britannica ausgeliehen und das Morse-Alphabet nachgeschlagen. Er konnte sich noch genau an die Abfolge von kurzen und langen Lichtblitzen erinnern, die das Mädchen auf ihn abgefeuert hatte, doch als er sie übersetzte, war sein erster Gedanke, dass er sich irren musste. Die Botschaft war einfach genug, ein einzelnes kurzes Wort, das ihm aber ein kühles, sinnliches Prickeln über die Kopfhaut jagte. Ig hatte angefangen, eine angemessene Erwiderung auszuarbeiten und mit Bleistift Punkte und Striche hinten in seine Neil-Diamond-Bibel geschrieben. Denn

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