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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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nur um alte Frauen. Still Horny läuft ziemlich gut. Da sind Frauen über sechzig abgebildet, die es sich selbst besorgen. Hast du irgendwelche Pornos?«
    Ig stand die Antwort ins Gesicht geschrieben.
    »Zeig schon«, sagte Lee.
    Ig holte Candy Land aus dem Schrank, eines von einem Dutzend Brettspielen, die er hinter seine Klamotten gestopft hatte.
    »Candy Land«, sagte Lee. »Nicht übel.«
    Erst wusste Ig nicht, was er damit meinte, doch dann ging ihm ein Licht auf. Dabei hatte er seine Wichsvorlagen nur da reingetan, weil kein Mensch mehr Candy Land spielte, nicht weil er mit dem Namen irgendetwas assoziierte.
    Er stellte die Schachtel auf das Bett, nahm den Deckel ab und hob den Plastikeinsatz heraus, in dem die Spielsteine lagen. Darunter kam ein Victoria’s Secret -Katalog zum Vorschein und die Nummer des Rolling Stone mit der nackten Demi Moore auf dem Cover.
    »Das ist ziemlich lahmes Zeug«, sagte Lee leutselig. »Musst du so was überhaupt verstecken?«
    Lee schob den Rolling Stone beiseite und entdeckte darunter eine Ausgabe von Uncanny X-Men . Auf dem Titelbild war Jean Grey in einem schwarzen Lederkorsett abgebildet. Er lächelte.
    »Das gefällt mir. Phönix ist so lieb und gut und einfühlsam, und dann: Bang! - plötzlich hat sie schwarze Lederklamotten
an. Ist das dein Ding? Süße Mädels, die vom Teufel geritten werden?«
    »Ich hab kein ›Ding‹«, erwiderte Ig. »Keine Ahnung, wie das da reingekommen ist.«
    »Jeder hat ein Ding«, sagte Lee, und natürlich hatte er recht. Ig hatte fast genau dasselbe gedacht, als Lee gesagt hatte, er wisse nicht, was für Musik er mochte. »Trotzdem, sich über Comics einen runterholen … das ist echt krank.« Er sagte es wie beiläufig und irgendwie anerkennend. »Hat es dir schon mal jemand gemacht? Dir einen runtergeholt?«
    Ig hatte das Gefühl, das Zimmer um ihn herum würde plötzlich um ein Vielfaches größer, als befände er sich in einem Ballon, der sich mit Luft füllte. Ganz kurz dachte er, Lee würde ihm vielleicht gleich vorschlagen, es ihm mit der Hand zu besorgen, und wenn das passierte - er wollte gar nicht daran denken -, dann würde Ig ihm erklären, er habe nichts gegen Schwule, er selbst sei jedoch keiner.
    Aber Lee fuhr fort: »Erinnerst du dich noch an das Mädchen, mit dem ich da war, am Montag? Sie hat es mir besorgt. Als es mir kam, hat sie einen spitzen Schrei ausgestoßen. Wirklich verdammt komisch! Ich wünschte, ich hätte das auf Band.«
    »Im Ernst?«, sagte Ig ebenso erleichtert wie erschüttert. »Bist du schon lange mit ihr zusammen?«
    »Sie ist nicht meine Freundin. Sie kommt nur manchmal vorbei und erzählt von irgendwelchen Jungs und von Leuten, die in der Schule gemein zu ihr sind - so was halt. Sie weiß, dass meine Tür immer offen ist.« Fast hätte Ig über diesen letzten Satz gelacht, weil er dachte, er sei ironisch gemeint, aber dann hielt er sich zurück. Lee schien es ernst zu sein. »Sie holt mir ab und zu einen runter, um mir einen
Gefallen zu tun«, sagte Lee. »Und das ist auch gut so. Wahrscheinlich würde ich ihr sonst irgendwann die Fresse polieren, ihr ständiges Gequatsche nervt einfach.«
    Lee legte das X-Men -Heft vorsichtig in die Schachtel zurück, und Ig setzte Candy Land wieder zusammen und räumte es zurück in den Schrank. Als er sich zum Bett umdrehte, hielt Lee das Kreuz in der Hand - er hatte es aus dem Instrumentenkoffer genommen. Bei dem Anblick rutschte Ig das Herz in die Hose.
    »Wirklich hübsch«, sagte Lee. »Gehört es dir?«
    »Nein«, sagte Ig.
    »Nein. Dachte ich mir schon. Sieht aus wie von einem Mädchen. Woher hast du es?«
    Es wäre so einfach gewesen, zu lügen und zu sagen, es gehörte seiner Mutter. Aber jedes Mal, wenn er lügen wollte, wurde ihm die Zunge schwer, und außerdem hatte Lee ihm das Leben gerettet.
    »Aus der Kirche«, sagte Ig. Den Rest würde sich Lee schon selbst zusammenreimen. Er wusste nicht, warum es ihm so entsetzlich schwerfiel, bei so einer Kleinigkeit die Wahrheit zu sagen. Es war nie falsch, die Wahrheit zu sagen.
    Lee hatte sich beide Enden der Goldkette um den Zeigefinger gewickelt, und das Kreuz baumelte über seiner Handfläche. »Es ist kaputt«, sagte er.
    »Das war es schon, als ich es gefunden hab.«
    »Hat das so ein rothaariges Mädchen getragen? Etwa in deinem Alter?«
    »Sie hat es liegen lassen. Ich wollte es ihr reparieren.«
    »Damit?«, fragte Lee und deutete auf das Schweizer Messer, das Ig benutzt hatte, um die Ringe an dem

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