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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Magnesium-Leuchtfackel im Ärmel nie und nimmer durchkommen.
    »Sagen Sie ihm, dass ich hier unten auf ihn warte. Sagen Sie ihm, dass es wichtig ist.«
    »Ich glaube nicht, dass er kommen wird«, sagte der Mann am Empfang. »Warum auch? Sie sehen furchtbar aus, und Sie haben Hörner, einfach entsetzlich. Wenn ich Sie anschaue, wünschte ich, ich wäre heute nicht zur Arbeit gekommen. Fast wäre ich auch zu Hause geblieben. Einmal im Monat gönne ich mir meiner geistigen Gesundheit zuliebe einen freien Tag und schlüpfe in die Unterwäsche meiner Mutter. Das törnt mich wirklich an! Für so eine alte Frau hat sie verdammt scharfe Sachen. Ein schwarzes Satinkorsett zum Beispiel, mit Fischbeinrücken und Strapsen. Einfach geil!« Seine Augen waren glasig geworden, und aus dem Mundwinkel lief ihm weißer Speichel.
    »Ich finde es wirklich großartig, dass Sie sich Sorgen um Ihre geistige Gesundheit machen«, sagte Ig. »Könnten Sie jetzt bitte Lee Tourneau anrufen?«
    Der Mann drehte sich von Ig weg, drückte auf einen Knopf und murmelte etwas in sein Headset. Er lauschte einen Moment, und schließlich sagte er: »Okay.«
    Als er Ig ansah, schimmerte Schweiß auf seinem runden Gesicht. »Er ist leider den ganzen Vormittag in einer Besprechung.«
    »Sagen Sie ihm, dass ich weiß, was er getan hat. Benutzen Sie genau diese Worte. Sagen Sie Lee, wenn er darüber
reden will, warte ich auf dem Parkplatz auf ihn, und zwar genau fünf Minuten.«
    Der Mann musterte ihn ausdruckslos, nickte dann und senkte den Blick. In das Headset murmelte er: »Mr. Tourneau? Er sagt … er sagt, er weiß, was Sie getan haben?« Im letzten Augenblick machte er daraus eine Frage.
    Ig bekam nicht mehr mit, was der Mann noch zu sagen hatte, denn in dem Moment hörte er eine Stimme hinter sich - eine Stimme, die ihm wohlvertraut war, die er jedoch seit Jahren nicht mehr gehört hatte.
    »Meine Fresse, Iggy Perrish«, sagte Eric Hannity.
    Ig drehte sich um und sah sich dem glatzköpfigen Polizisten gegenüber, der auf der anderen Seite der Plexiglasscheibe neben dem Überwachungsmonitor gesessen hatte. Mit achtzehn war Eric ein Teenager gewesen, der geradewegs dem Katalog von Abercrombie & Fitch entsprungen zu sein schien, groß und kräftig mit kurzgeschnittenen braunen Locken. Er war immer gern ohne Schuhe und Hemd herumgelaufen, die Jeans bis über die Hüften heruntergerutscht. Aber mit fast dreißig hatte sein Gesicht jede Kontur verloren und war zu einem Fleischklotz geworden. Als sich seine Haare lichteten, hatte er sie kurzerhand abrasiert, anstatt sich auf einen Kampf einzulassen, den er nicht gewinnen konnte. Er sah prächtig aus mit seinem Kugelkopf; nur der Ohrring fehlte noch, und er hätte in der Fernsehwerbung Meister Proper spielen können. Offensichtlich hatte er denselben Beruf ergriffen wie sein Vater, vielleicht fast zwangsläufig, bot dieser ihm doch sowohl die Gelegenheit als auch die gesetzliche Rückendeckung, die es brauchte, um hin und wieder Leuten wehtun zu können. Als Ig und Lee noch Freunde gewesen waren (wenn sie es denn jemals gewesen waren), hatte Lee einmal erwähnt, dass Eric für die
Sicherheit des Kongressabgeordneten zuständig sei. Lee sagte, er sei deutlich reifer geworden. Die beiden waren sogar ein oder zwei Mal zusammen angeln gegangen. »Als Köder verwendet er natürlich die Leber ausgeweideter Störenfriede«, hatte Lee gesagt. »Was man so oder so auslegen kann.«
    »Eric«, sagte Ig und trat einen Schritt auf ihn zu. »Wie geht es dir?«
    »Großartig«, sagte Eric Hannity. »Ich freue mich, dich zu sehen. Und du, Ig? Was treibst du so? Diese Woche schon jemanden umgebracht?«
    »Mir geht es gut«, sagte Ig.
    »So siehst du aber gar nicht aus. Du siehst so aus, als hättest du vergessen, deine Tabletten zu nehmen.«
    »Was für Tabletten?«
    »Komm schon, Mann, du hast dir echt was weggeholt. Draußen sind es über dreißig Grad, aber du trägst einen Anorak und schwitzt wie ein Schwein. Außerdem wachsen dir Hörner auf dem Kopf, und das ist bestimmt nicht normal. Aber wenn du normal wärst, hättest du deiner Freundin auch nicht den Schädel eingeschlagen. Diese kleine rothaarige Schlampe«, sagte Hannity sichtlich begeistert. »Seither bin ich ein Fan von dir, wusstest du das? Echt wahr. Ich hab mir schon immer gewünscht, dass es jemand deiner scheißreichen Familie mal so richtig zeigt. Ganz besonders deinem Bruder mit seiner ganzen Kohle - tritt da jeden Abend mit Bikinimiezen auf dem Schoß im

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