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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Fernsehen auf, als hätte er noch nicht einen Tag in seinem Leben ehrlich gearbeitet. Und dann gehst du hin und ziehst diese Nummer ab. Du hast dich und deine Familie dermaßen in die Scheiße geritten, dass es eine wahre Freude ist. Keine Ahnung, wie du da noch einen draufsetzen willst. Na, Ig, was hast du als Nächstes vor?«

    Ig musste sich zusammenreißen, damit ihm nicht die Beine einknickten. Hannity war ihm auf die Pelle gerückt - und er war bestimmt einen Zentner schwerer und zwanzig Zentimeter größer als er. »Ich bin nur hier, um Lee was auszurichten.«
    »Ich weiß, was du als Nächstes vorhast«, fuhr Eric Hannity fort, als hätte Ig gar nichts gesagt. »Du tauchst im Büro eines Kongressabgeordneten auf und hast den Kopf voller verrückter Ideen und eine Waffe unter dem Anorak. Du hast doch eine Waffe, oder? Deshalb trägst du doch diese Jacke, um sie zu verstecken. Du hast bestimmt eine Pistole dabei, und wenn ich dich erschieße, komme ich auf die Titelseite des Boston Herald, weil ich den geisteskranken Bruder von Terry Perrish erwischt hab. Das wär doch was, oder? Als ich deinen Bruder das letzte Mal gesehen hab, wollte er mir Eintrittskarten zu seiner Show schenken, falls ich mal in L. A. bin. Der musste mir einfach unter die Nase reiben, was für ein toller Hecht er ist. Verdammt, ich wär zu gern der Kerl, der dich heldenhaft umnietet, bevor du noch jemand anderen umbringst. Dann kann ich Terry beim Begräbnis fragen, ob sein Angebot noch gilt. Den Gesichtsausdruck möchte ich sehen! Komm schon, Ig. Los, geh durch den Metalldetektor, damit ich eine Entschuldigung hab, dir deinen geistig zurückgebliebenen Arsch wegzublasen.«
    »Ich will gar nicht rein. Ich warte draußen«, sagte Ig und wich bereits zur Tür zurück. Dabei spürte er kalten Schweiß unter den Achselhöhlen. Seine Handflächen waren ganz glitschig. Als er die Tür mit dem Ellbogen aufdrückte, geriet die Leuchtfackel ins Rutschen, und für einen entsetzlichen Moment dachte er, sie würde Hannity direkt vor die Füße fallen. Aber dann bekam er sie mit dem Daumen zu fassen und konnte sie festhalten.

    Eric Hannity beobachtete ihn, während er ins Sonnenlicht hinaustrat, und in seinen Augen leuchtete eine schon fast animalische Gier.
    Von dem plötzlichen Wechsel aus dem kühlen Bürogebäude in die trockene Hitze wurde Ig kurz schwindelig. Der Himmel wurde heller, dann wieder dunkler, dann wieder heller.
    Als er zum Büro des Kongressabgeordneten gefahren war, hatte er genau gewusst, was er tun wollte. Es war ihm so einfach vorgekommen, so richtig. Jetzt sah er allerdings ein, dass es ein Fehler gewesen war. Er würde Lee Tourneau nicht mit einer Leuchtfackel töten (was für eine völlig absurde Idee), und Lee würde auch nicht herauskommen, um mit ihm zu reden.
    Während er den Parkplatz überquerte, wurden seine Schritte schneller, und sein Herzschlag raste. Es war das Beste, jetzt zu verschwinden und auf einem Schleichweg nach Gideon zurückzufahren. Er musste sich einen ruhigen Ort suchen, wo er allein sein und in Ruhe nachdenken konnte. Nach dem, was er heute alles erlebt hatte, musste er unbedingt wieder einen klaren Kopf bekommen. Dass er hierhergefahren war, war dermaßen impulsiv gewesen, dass ihm allein der Gedanke an seine Leichtsinnigkeit Angst einjagte. Gut möglich, dass Eric Hannity bereits Unterstützung angefordert hatte, und wenn Ig nicht bald die Beine in die Hand nahm, saß er in der Falle. Gleichzeitig flüsterte ihm eine leise Stimme zu: Eric wird sich in zehn Minuten an rein gar nichts mehr erinnern. Schließlich hat er nicht mit dir geredet, sondern mit seinem eigenen inneren Dämon.
    Ig warf die Leuchtfackel in den Kofferraum des Gremlin und knallte die Heckklappe zu. Er stand bereits vor der Fahrertür, als er hörte, wie Lee nach ihm rief.

    »Iggy?«
    Als Ig Lees Stimme hörte, fiel seine Körpertemperatur um mehrere Grade, wie wenn er auf einen Zug einen äußerst kalten Drink hinuntergekippt hätte. Ig drehte sich um. Er sah Lee durch die wabernde Hitze über dem Asphalt, eine gewellte, verschwommene Gestalt, die in einem Moment sichtbar war und im nächsten nicht mehr - nur eine Seele, kein Mensch. Seine kurzen Haare loderten heiß und weiß, als stünden sie in Flammen. Eric Hannity stand neben ihm; seine gewaltige Glatze gleißte in der Sonne, und er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, die Hände unter den Achseln.
    Hannity blieb neben dem Eingang zum Bürogebäude stehen, während Lee

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