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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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gewesen war. Es war nicht tot. Es war nur … mit anderen Dingen beschäftigt. Als gäbe es zwei Lee Tourneaus. Der eine war über ein Jahrzehnt lang mit Ig befreundet gewesen, hatte dreimal im Jahr Blut gespendet und konnte Kindern gegenüber zugeben, dass er einmal ein Sünder gewesen war. Der andere betrachtete die Welt, in der er lebte, mit ebenso viel Mitgefühl wie eine Forelle.
    Lee ließ die Hand sinken und steckte sie wieder in die Tasche. Und trat einen Schritt vor. Ig wich zurück und blieb außer Reichweite. Er wusste nicht genau, weshalb, hätte nicht sagen können, warum es plötzlich eine Sache auf Leben und Tod war, dass sich wenigstens zwei Meter Asphalt zwischen ihm und Lee Tourneau befanden. Die Heuschrecken
summten in den Bäumen, ein schreckliches, unerträgliches Zirpen, das sich in seinem Kopf festsetzte.
    »Sie war deine Freundin, Lee«, sagte Ig, während er langsam um seinen Wagen herumging. »Sie hat dir vertraut, und du hast sie vergewaltigt und ermordet. Und ihre Leiche im Wald liegen lassen. Wie konntest du das nur tun?«
    »Bei einer Sache irrst du dich gewaltig, Ig«, sagte Lee mit seiner ruhigen, leisen Stimme. »Es war gar keine Vergewaltigung. Ich bin mir sicher, dass du das gern glauben möchtest, aber ganz ehrlich, sie wollte es! Sie hatte mich schon monatelang angebaggert. Mir Nachrichten geschickt. Ihre Wortspielchen gespielt. Mir hinter deinem Rücken unzweideutige Angebote gemacht. Sie hat nur darauf gewartet, bis du nach London gehst, damit wir zusammen sein konnten.«
    »Nein«, sagte Ig und spürte Übelkeit in sich aufsteigen. Seine Hörner wurden ganz heiß. »Sie hat vielleicht mit jemand anderem geschlafen, aber ganz bestimmt nicht mit dir.«
    »Sie hat dir doch erzählt, dass sie mit anderen Männern schlafen wollte. Was meinst du, an wen sie dabei gedacht hat? Jetzt mal ehrlich - da scheint sich ein Trend abzuzeichnen, Ig. Erst Merrin, dann Glenna. Früher oder später nehmen alle deine Freundinnen meinen Schwanz in den Mund.« Lee zeigte ihm die Zähne - ein aggressives, völlig humorloses Grinsen.
    »Sie hat sich gewehrt.«
    »Ich weiß, dass du mir das wahrscheinlich nicht glaubst, Ig, aber auch das wollte sie - sie wollte, dass ich die Führung übernehme, damit sie ihre Bedenken überwinden konnte. Vielleicht hat sie das sogar gebraucht! Jeder hat eine dunkle Seite. Das war ihre. Und sie ist gekommen, als wir gevögelt haben. Und wie! Ich glaube, davon hat sie geträumt.
Im tiefen dunklen Wald so richtig hart genommen zu werden.«
    »Und dass du ihr den Schädel einschlägst?«, sagte Ig. Inzwischen stand er neben der Beifahrertür des Gremlin. Lee war ihm Schritt für Schritt gefolgt. »Davon hat sie wohl auch geträumt?«
    Lee blieb stehen und sah ihn an. »Da musst du Terry fragen. Das war sein Part.«
    »Du lügst«, flüsterte Ig.
    »Aber es gibt keine Wahrheit«, sagte Lee. »Jedenfalls keine, die von Bedeutung ist.« Er zog die linke Hand unter seinem Hemd hervor. Das zierliche Goldkreuz, das er um den Hals trug, funkelte im Sonnenlicht. Er nahm es in den Mund und saugte kurz daran, ließ es dann los und sagte: »Niemand weiß, was an diesem Abend passiert ist. Ob ich ihr den Schädel eingeschlagen habe, oder ob Terry es getan hat, oder ob du es getan hast … niemand wird jemals erfahren, was wirklich passiert ist. Du hast nichts in der Hand, und ich werde mich bestimmt nicht auf einen Deal mit dir einlassen - was willst du also?«
    »Ich möchte, dass du verzweifelt und panisch irgendwo verreckst«, sagte Ig. »Wie sie.«
    Lee lächelte, als hätte ihm jemand ein Kompliment gemacht.
    »Na, dann mal los«, sagte er. »Trau dich doch!« Er machte einen Satz auf Ig zu, und Ig riss die Beifahrertür auf.
    Sie knallte Lee gegen die Beine, und etwas fiel auf den Asphalt. Ig erhaschte einen Blick auf ein rotes Schweizer Messer mit einer drei Zoll langen Klinge, das über den Boden kreiselte. Lee taumelte nach hinten und stieß einen heiseren Schrei aus. Ig nutzte die Gelegenheit und kletterte über den Beifahrersitz hinters Steuer. Er machte
sich nicht einmal die Mühe, die Beifahrertür zu schließen.
    »Eric!«, schrie Lee. »Eric, er hat ein Messer!«
    Doch in dem Moment heulte der Motor des Gremlin auf, und Igs Fuß fand das Gaspedal, noch bevor er richtig saß. Der Wagen machte einen Satz nach vorn, und die Beifahrertür knallte zu. Ig warf einen Blick in den Rückspiegel und sah Eric Hannity über den Parkplatz traben. Eric hielt dabei den Lauf des

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