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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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und die Mistgabel gerichtet. Er schaute nicht, wohin er trat, und fast wäre er über Wichsfleck gestolpert, der nur mit Unterhosen und Turnschuhen bekleidet auf dem Boden saß. Er hielt einen Armvoll Klamotten gegen die Brust gepresst und starrte Ig mit demselben Blick an, mit dem er ein totes Tier angeschaut hätte, einen verwesenden Kadaver.
    »Hier, nimm meine Hand«, sagte Ig und trat auf ihn zu.
    Wichsfleck sprang auf die Beine und wich hastig ein paar Schritte zurück. »Kommen Sie mir nicht zu nahe!«
    »Pass bloß auf, dass er dich nicht anfasst«, sagte Rory.

    Ig blickte Wichsfleck in die Augen und nahm alle Geduld zusammen, die er aufbringen konnte. »Ich wollte dir nur helfen.«
    Wichsfleck verzog angewidert das Gesicht, aber sein Blick ging ziellos in die Ferne - etwas, was Ig inzwischen nur allzu vertraut war. Die Hörner hatten ihn in ihren Bann geschlagen.
    »Sie haben mir gar nicht geholfen«, sagte Wichsfleck. »Sie haben alles versaut!«
    »Die haben dich mit einer brennenden Zigarette misshandelt«, entgegnete Ig.
    »Na und? Alle Neuntklässler, die es in die Schwimmmannschaft schaffen, werden gebrandmarkt. Ich hätte nur ein bisschen an der Schlange lutschen müssen, um zu zeigen, dass mir Blut schmeckt, und dann hätte ich dazugehört. Aber Sie haben es mir vermasselt!«
    »Macht, dass ihr von hier wegkommt. Alle beide.«
    Rory und Wichsfleck rannten los. Die anderen warteten am Waldrand auf sie, und als Rory und Wichsfleck zu ihnen stießen, blieben sie einen Moment beieinander in der nach Tannen duftenden Düsterkeit unter den Bäumen stehen.
    »Was ist das für einer?«, fragte Jesse.
    »Der macht mir Angst«, erwiderte Rory.
    »Ich möchte nur hier weg«, sagte der dicke Junge, »und alles so schnell wie möglich vergessen.«
    Da hatte Ig eine Idee. Er trat einen Schritt vor und rief: »Nein. Ihr vergesst gar nichts. Denkt immer daran - hier draußen lauert etwas Gefährliches. Erzählt es allen weiter. Sagt ihnen, sie sollen der alten Gießerei fernbleiben. Das ist jetzt mein Reich.« Er fragte sich, ob er tatsächlich in der Lage war, sie dazu zu bringen, nicht alles zu vergessen, wie es die Regel zu sein schien. Seit Neuestem konnte
er ausgesprochen überzeugend sein, vielleicht klappte es diesmal auch.
    Die Jungs starrten ihn noch einen Moment lang an. Dann drehte Fatty sich um und rannte los, und die anderen folgten ihm dichtauf. Ig schaute ihnen nach, bis sie fort waren. Dann schob er die Zinken der Mistgabel unter die enthauptete Schlange - aus dem offenen Schlauch ihres Halses troff noch immer Blut - und trug sie in die Gießerei, wo er sie unter einem Hügelgrab aus Ziegelsteinen beisetzte.

KAPITEL 26
    Irgendwann am Vormittag stiefelte er in den Wald, um zu kacken, wobei er seinen Hintern über die Seite eines Baumstumpfes hängen ließ und sich die Boxershorts bis auf die Knöchel runterschob. Als er sie wieder hochzog, ringelte sich eine dreißig Zentimeter lange Strumpfbandnatter in seinen Shorts. Er stieß einen Schrei aus, packte sie und schleuderte sie ins Gebüsch.
    Nachdem er sich mit ein paar Blättern den Hintern abgewischt hatte, hatte er noch immer das Gefühl, schmutzig zu sein, also lief er den Evel-Knievel-Hang hinunter und watete nackt ins Wasser. Der Fluss war wunderbar kühl. Er stieß sich vom Ufer ab, schloss die Augen und ließ sich in der Strömung treiben. Die Heuschrecken surrten um die Wette, ein Geräusch, das rhythmisch an- und abschwoll, als atmete jemand tief ein und aus. Ig entspannte sich, aber als er die Augen öffnete, entdeckte er die Wasserschlangen, die wie Torpedos unter ihm dahinglitten. Wieder stieß er einen Schrei aus und machte, dass er ans Ufer kam. Vorsichtig hob er den Fuß, um nicht auf einen langen, im Fluss aufgeweichten Ast zu treten, zuckte jedoch erschrocken zusammen, als der Ast sich in Bewegung setzte und durch das nasse Gras davonglitt - eine fast zwei Meter lange Rattennatter.

    Er flüchtete sich in die Gießerei, aber es gab kein Entkommen. Kaum dass er im Hochofen kauerte, versammelten sich unzählige Schlangen auf dem Boden unterhalb der Öffnung. Sie kamen durch Löcher im Mörtel gekrochen oder ließen sich durch Fensteröffnungen fallen. Es sah aus, als wäre der Raum vor dem Hochofen eine Wanne und jemand hätte den Hahn für fließend warme und kalte Schlangen aufgedreht. Sie strömten herein, ergossen sich über den Boden und bildeten eine Pfütze, die immer größer wurde.
    Ig betrachtete sie unglücklich. Der Wald,

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