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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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»Etwas, mit dem wir ihm den Mund auswaschen können.«

    Während er das sagte, hob er die geöffnete Gartenschere und legte sie der Strumpfbandnatter an den Hals. Dann schloss er die Hand um den Griff und säbelte ihr mit einem satten Knirschen die Kehle durch. Der diamantförmige Kopf hüpfte wie ein Gummiball über den Asphalt. Der Schwanz der Schlange zuckte und wand sich, rollte sich zusammen und streckte sich dann wieder in plötzlichen, ruckartigen Bewegungen.
    »Yeah!«, brüllte Fatty und hopste auf und ab. »Du hast das Mistvieh einen Kopf kürzer gemacht, Rory!«
    Rory ging neben Wichsfleck in die Hocke. Aus dem Hals der Schlange schoss stoßweiße Blut.
    »Lutsch mal daran!«, sagte Rory und hielt Wichsfleck die Schlange vors Gesicht. »Du musst nur dran lutschen, und dann lässt Jesse dich in Ruhe.«
    Jesse lachte und zog an seiner Zigarette, so dass die Spitze giftig rot aufleuchtete.
    »Das reicht!«, sagte Ig, und er erkannte seine Stimme selbst nicht wieder - sie klang tief und dröhnend, so als käme sie aus einem mächtigen Schornstein. Die Zigarette in Jesses Mund ging in einer weißen Stichflamme auf.
    Jesse stieß einen Schrei aus, stürzte rückwärts von Wichsfleck herunter und schlug der Länge nach hin. Ig sprang von der Betonkante, landete im hohen Gras und rammte dem dicken Jungen den Stiel seines Werkzeugs in den Magen. Es fühlte sich an, als hätte er gegen einen Autoreifen geboxt, und ein Zittern lief ihm den Arm hinauf. Fatty japste und taumelte ein Stück zurück.
    Ig fuhr herum und richtete das Stielende auf Rory, der die Schlange daraufhin losließ. Sie klatschte auf den Asphalt und zappelte verzweifelt hin und her, als wäre sie noch am Leben und wollte davonkriechen.

    Rory stand ganz langsam auf und wich einen Schritt zurück. Dabei trat er auf einen niedrigen Haufen aus Dielenbrettern, alten Dosen und rostigen Drähten. Das ganze Gerümpel gab nach, er verlor das Gleichgewicht und setzte sich auf den Hintern. Gebannt starrte er auf das, was Ig in der Hand hielt: eine uralte Mistgabel mit drei gekrümmten verrosteten Zinken.
    Ig verspürte ein Stechen in der Lunge, ein Brennen, das seinen Asthmaanfällen stets vorausging, und er atmete tief durch, um die Verkrampfung in der Brust zu lösen. Rauch stieg aus seiner Nase auf. Am Rande seines Gesichtsfeldes sah er, wie sich der Junge in den Boxershorts auf ein Knie hochstemmte und mit beiden Händen das Gesicht abwischte. Er zitterte am ganzen Leib.
    »Ich will hier weg«, sagte Jesse.
    »Ich auch«, sagte der dicke Junge.
    »Soll Rory doch allein verrecken«, sagte Jesse. »Was hat er schon jemals für uns getan?«
    »Wegen ihm musste ich zwei Wochen nachsitzen, weil in der Schule die Toilette übergelaufen ist«, sagte der dicke Junge. »Dabei war das gar nicht meine Schuld. Ich stand nur daneben. Der kann mich mal. Ich will leben!«
    »Dann solltet ihr zusehen, dass ihr verschwindet«, sagte Ig. Jesse und Fatty drehten sich um und spurteten auf den Waldrand zu.
    Ig senkte die Mistgabel und rammte die Zinken in den Boden, lehnte sich auf den Stiel und schaute zu dem Jungen hinüber, der auf dem Schutthaufen saß. Rory machte keine Anstalten aufzustehen, sondern erwiderte seinen Blick mit großen Augen.
    »Du verrätst mir jetzt das Schlimmste, was du je getan hast, Rory«, sagte Ig. »Ich möchte wissen, ob das hier für
dich ein neuer Tiefpunkt ist oder ob du schon Schlimmeres verbrochen hast.«
    Mit ausdrucksloser Stimme erwiderte Rory: »Ich hab meiner Mutter vierzig Mäuse geklaut, um Bier zu kaufen, und mein älterer Bruder John hat sie verprügelt, als sie gesagt hat, dass sie nicht wüsste, was mit dem Geld passiert ist. Johnnie dachte, sie hätte es für Rubbellose rausgeworfen und würde ihn anlügen, und ich hab nichts gesagt, weil ich Schiss hatte, dass er mich dann auch verprügelt. Jedes Mal, wenn er sie geschlagen hat, hörte sich das an, als würde jemand gegen eine Wassermelone treten. Ihr Gesicht ist immer noch ganz grün und blau, und immer, wenn ich ihr einen Kuss gebe, bevor ich ins Bett geh, wird mir ganz übel.« Während er sprach, breitete sich im Schritt von Rorys kurzen Jeans ein dunkler Fleck aus. »Werden Sie mich umbringen?«
    »Heute nicht«, sagte Ig. »Verschwinde. Du kannst gehen.« Der Gestank von Rorys Urin ekelte ihn an, aber er ließ sich nichts anmerken.
    Rory rappelte sich auf. Seine Beine zitterten. Er zog sich langsam in Richtung Wald zurück, aber rückwärts, den Blick weiterhin auf Ig

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