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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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Helfer hatten darauf unterschrieben, und die Kinder aus den Hütten ebenso. Ig wusste nicht mehr, wie es hierhergelangt war und was er damit vorgehabt hatte.
    Er blieb vor der Durchreiche stehen und schaute in die Küche. Auf der mit Krümeln bedeckten Theke lag eine leere
Pizzaschachtel. In der Spüle stapelte sich angeschlagenes Geschirr, um das Fliegen herumsummten.
    Glenna hatte ihm gegenüber hin und wieder erwähnt, dass sie neues Geschirr gebrauchen könnten, aber er hatte den Wink ignoriert. Er versuchte sich daran zu erinnern, ob er Glenna jemals etwas geschenkt hatte. Aber ihm fiel nichts ein - außer dass er ihr hin und wieder ein Bier spendiert hatte. Als sie auf die Highschool ging, hatte ihr Lee Tourneau wenigstens eine Lederjacke geklaut. Die Vorstellung machte ihn ganz krank: dass Lee in irgendeiner Hinsicht ein besserer Mensch sein könnte als er.
    Lee hatte in seinem Kopf nichts verloren; wenn er an ihn dachte, fühlte er sich unrein. Ig wollte sich ein leichtes Frühstück machen, seine Sachen zusammenpacken, die Küche putzen, eine Nachricht schreiben und verschwinden - in dieser Reihenfolge. Er wollte nicht hier sein, wenn jemand auf der Suche nach ihm vorbeikam: seine Eltern, sein Bruder, die Polizei, Lee Tourneau. In der Gießerei war es sicherer, weil dort die Wahrscheinlichkeit, irgendjemandem zu begegnen, eher gering war. Außerdem bekamen ihm die schummrige und leblose Atmosphäre und die schwüle Luft in der Wohnung nicht. Ihm war nie bewusst gewesen, wie klein und feucht sie war. Allerdings waren heute auch aus irgendeinem Grund die Rollläden an den Fenstern heruntergelassen. Sie hatten sie seit Monaten nicht mehr geschlossen.
    Er holte einen Topf aus dem Küchenschrank, füllte ihn mit Wasser, stellte ihn auf die Platte und schaltete den Herd auf höchste Stufe. Es waren nur noch zwei Eier übrig, und Ig ließ sie ins Wasser gleiten. Dann ging er den kurzen Flur entlang ins Schlafzimmer, wobei er aufpassen musste, nicht auf einen Rock und einen Schlüpfer zu treten, die Glenna hatte liegen lassen. Auch im Schlafzimmer waren die Rollläden
heruntergelassen, was allerdings normal war. Ig machte sich nicht die Mühe, das Licht anzuschalten. Er wusste auch so, wo alles war.
    Er wandte sich der Kommode zu, hielt inne und runzelte die Stirn. Sämtliche Schubladen standen offen, ihre wie seine. Das war sonderbar! Er ließ seine Schubladen nie offen stehen. Ig fragte sich, ob jemand das Zimmer durchsucht hatte - Terry vielleicht, um herauszufinden, was mit ihm passiert war. Aber das war nicht Terrys Art, er würde nicht den Privatdetektiv spielen. Ig hatte das Gefühl, dass sich die Einzelheiten zu einem größeren Ganzen zusammenfügten: die offene Wohnungstür, die heruntergelassenen Rollläden, die Schubladen, in denen jemand gekramt hatte. Diese Dinge passten irgendwie zusammen, aber bevor er herausfinden konnte, wie, hörte er das Gurgeln der Toilettenspülung.
    Erschrocken wurde ihm bewusst, dass er Glennas Wagen nicht auf dem Parkplatz hatte stehen sehen und dass es keinen Grund für sie gab, um diese Zeit zu Hause zu sein. Er wollte gerade ihren Namen rufen, als die Klotür aufging und Eric Hannity vor ihm stand.
    Mit der einen Hand hielt er seine Hose fest, in der anderen eine Zeitschrift, den Rolling Stone . Er blickte auf und starrte Ig entgeistert an. Ig starrte zurück. Eric ließ den Rolling Stone zu Boden gleiten und schloss die Schnalle seines Gürtels. Aus irgendeinem Grund hatte er blaue Latexhandschuhe an.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Ig.
    Eric zog einen dunkelbraunen Kirschholzschlagstock aus einer Schlaufe an seinem Gürtel. »Na ja«, sagte er, »Lee möchte mit dir reden. Du hast gestern deinen Sermon abgelassen, und jetzt ist er dran. Du kennst Lee Tourneau. Er muss immer das letzte Wort haben.«

    »Er hat dich geschickt?«
    »Nur damit ich ein Auge auf die Wohnung habe. Falls du hier vorbeischaust.« Eric runzelte die Stirn. »Das war wirklich verrückt, wie du gestern bei uns aufgetaucht bist. Ich glaube, deine Hörner haben mir völlig das Hirn ausgetrocknet. Bis gerade eben hatte ich völlig vergessen, dass du überhaupt welche hast. Lee hat gesagt, du und ich, wir hätten uns gestern unterhalten, aber ich hab keine Ahnung, worüber wir geredet haben.« Er schwang den Schlagstock in seiner rechten Hand langsam hin und her. »Aber eigentlich spielt das keine Rolle. Das ganze Gesülze ist sowieso Bockmist. Lee hat das große Mundwerk. Ich bin mehr ein Mann

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