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Teufelszeug

Teufelszeug

Titel: Teufelszeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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du mit Merrin Williams gemacht
hast, und dann will ich dir nur noch den Schädel einschlagen. Ein gehörnter Freak wie du hat es sowieso nicht verdient zu leben. Ich glaube, ich würde dem Bundesstaat New Hampshire einen verdammten Gefallen tun, wenn ich dich umbringe.«
    Die Hörner. Es waren die Hörner.
    »Ich verbiete dir, mich anzurühren«, sagte Ig und versuchte, Eric Hannity seinen Willen aufzuzwingen, indem er sich so intensiv wie möglich auf die Hörner konzentrierte. Sie pochten schmerzhaft, aber er empfand keinerlei freudige Erregung und spürte, dass es zwecklos war. In dieses Lied wollten sie nicht einstimmen - sie würden niemanden daran hindern, etwas Schlechtes zu tun, selbst wenn Igs Leben davon abhing.
    »Du verbietest mir gar nichts«, sagte Eric Hannity.
    Ig starrte ihn an; das Blut rauschte ihm durch die Adern und dröhnte ihm wie Wasser, das zu kochen anfing, dumpf in den Ohren. Kochendes Wasser!
    Ig warf einen Blick über die Schulter zum Topf, der auf dem Herd stand. Die Eier schwammen an der Oberfläche, während um sie herum Blasen tanzten.
    »Ich möchte dich töten und diese Dinger absägen«, sagte Eric. »Vielleicht säge ich sie dir auch zuerst ab und töte dich dann! Wetten, dass hier ein Küchenmesser rumliegt, das groß genug ist? Kein Mensch wird je erfahren, dass ich das getan habe. Nach dem, was du mit Merrin Williams gemacht hast, gibt es in dieser Stadt wahrscheinlich hundert Leute, die dir den Tod wünschen. Ich wäre ein Held, auch wenn niemand außer mir das wüsste. Ich wäre jemand, auf den mein Dad stolz sein könnte.«
    »Genau«, sagte Ig, »aber erst musst du mich kriegen. Du weißt, dass du es willst. Na, komm schon, tu es!«

    Das war Musik in Hannitys Ohren. Er machte sich gar nicht erst die Mühe, die Anrichte zu umrunden, sondern stürzte nach vorn auf die Durchreiche zu. Die Oberlippe hatte er zurückgezogen und die Zähne zu einer zornerfüllten Grimasse gebleckt, einem entsetzlichen Grinsen. Er stützte sich mit einer Hand auf der Theke ab und sprang. Ig packte den Topf am Griff und schleuderte ihn in seine Richtung.
    Hannity war schnell, und es gelang ihm, den Arm hochzureißen, bevor die zwei Liter kochend heißes Wasser ihn erwischten. Er ging mit einem Schrei zu Boden, und Ig rannte bereits zur Küchentür. Hannity schaffte es noch, seinen Schlagstock nach ihm zu werfen, traf jedoch nur eine Lampe auf dem Beistelltisch, die mit lautem Krachen explodierte. Inzwischen hatte Ig das Treppenhaus erreicht und flog die Stufen hinunter, als wären ihm nicht Hörner gewachsen, sondern Flügel.

KAPITEL 27
    Irgendwo südlich der Stadt hielt er am Straßenrand an, stieg aus, schlang sich die Arme um den Leib und wartete, bis das Zittern nachließ.
    Immer wieder wurde er von krampfartigen Zuckungen geschüttelt. Er bibberte an Armen und Beinen, doch mit der Zeit wurden die Abstände zwischen den Anfällen größer. Nach einer Weile hörten sie ganz auf und ließen ihn schwach und benommen zurück. Er fühlte sich leicht wie ein Ahornblatt - die nächste steife Brise würde ihn davonwehen. Die Heuschrecken zirpten, ein Summen wie aus einem Science-Fiction-Film: Todesstrahlen aus dem Weltall.
    Er hatte die Situation also richtig aufgefasst. Lee unterlag nicht dem Einfluss der Hörner. Er hatte keineswegs vergessen, dass Ig ihm gestern einen Besuch abgestattet hatte, und wusste, dass Ig eine Bedrohung für ihn darstellte. Lee würde alles daransetzen, ihn auszuschalten, bevor er selbst einen Weg fand, Lee auszuschalten. Ig benötigte einen Plan, und das war keine gute Nachricht; bisher hatte er nicht mal einen brauchbaren Plan, um an ein Frühstück heranzukommen. Ihm war ganz flau vor Hunger.
    Er stieg wieder in den Wagen, saß mit den Händen am Steuer da und überlegte, wohin er fahren sollte. Fast zufällig fiel ihm ein, dass heute der achtzigste Geburtstag seiner
Großmutter war und dass sie froh sein konnte, ihn noch zu erleben. Außerdem war es bereits Mittag, und seine ganze Familie hatte sich vermutlich längst im Krankenhaus eingefunden, um an Veras Bett »Happy Birthday« zu singen und Kuchen zu essen. Was bedeutete, dass er freien Zugang zum Kühlschrank seiner Mutter hatte. Zu Hause war dort, wo eine warme Mahlzeit auf einen wartete. Hieß es nicht so?
    Allerdings war es auch möglich, dass die Besuchszeiten erst am Nachmittag waren, dachte er und steuerte den Wagen auf die Straße zurück. Es gab keine Garantie, dass das Haus leer sein würde. Aber spielte

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