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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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irgendwie aus ihrem Grab schaffen.
    Sie riss die Hand los, und die Erde sank schwer auf sie herab. Sie würde noch ersticken und ein zweites Mal sterben, wenn sie es nicht bald hinausschaffte. Mit einem gewaltigen Stoß hämmerte sie gegen die Barriere und brach mit der Hand ins Freie. Die zweite Faust flog hinterher. Sie drückte sich mit beiden Händen ab und raffte sich mit letzter Kraft auf. Licht durchbrach die Dunkelheit, obwohl sie die Augen nach wie vor geschlossen hielt. Ein kalter Wind wehte ihr ins Gesicht und sie sog die strömende Luft gierig in ihre Lungen. Keine Sekunde länger hielt sie sich noch aufrecht. Keuchend rollte sich Kira auf den Rücken. Ihr Herz hämmerte bis in die Schläfen. Zum Teufel, sterben und wiederauferstehen war extrem anstrengend. Sie konzentrierte sich darauf, ihren Puls zu beruhigen und schlug die Lider hoch. Die Sterne glitzerten am Firmament und der Mond schien ihr ins Gesicht. Sie hatte den Himmel so sehr vermisst. An dem Ort, an dem ihre Seele verweilt war, wurde es wohl niemals richtig Tag oder Nacht.
    Ganz langsam richtete sie sich auf, tastete Halt suchend den Boden ab und keuchte. Überall lag Schnee. Himmel, ihre abgestorbenen, halb erfrorenen Glieder leiteten die Informationen kaum an ihr Hirn weiter. Erde rieselte aus dem Haar ihren Rücken hinunter.
    Kira sprang auf die Füße und schüttelte sich. Sie streckte die Hand aus und wäre am liebsten in Ohnmacht gefallen, als sie feststellte, dass sie sich zudem ein paar Nägel abgebrochen hatte. So ein blöder Mist! Ihr Blick glitt in die Ferne. Sie schaute über ein schneebedecktes Feld, an dessen Ende ein paar Häuser die Straße zierten.
    Wo blieb ihr Empfangskomitee? Sie war allein – schon wieder. Bereits im Tod hatte ihr niemand zur Seite gestanden. Hatte Josh nicht dafür gesorgt, dass Anna sie zurückholte? Wer auch sonst? Sebastian war es wohl kaum gewesen.
    Sie musste furchtbar aussehen. Aber vielleicht konnte sie den Umstand für sich nutzen, in eines der Häuser zu platzen und Josh anzurufen? Einer Frau, die den Eindruck erweckte, dass sie dringend Hilfe brauchte, würden die Leute sicher Eintritt gewähren. Sie spuckte den Dreck aus ihrem Mund, der bitter auf der Zunge lag, und marschierte los.
    Die ersten Schritte taten weh. Brennend floss das Blut zäh in die Beine, aber sie erholten sich mit jeder Bewegung. Eisern setzte sie einen Fuß vor den anderen, bis sie zum ersten Haus gelangte. Wie spät es wohl war? Aus einem der Fenster fiel ein schwacher Lichtschein auf die menschenleere Landstraße. Sie hatte keinen Schimmer, wo sie sich befand. Zeit- und Orientierungssinn mussten wohl erst wieder erwachen. Kira streckte sich, setzte ein verzweifeltes Gesicht auf und betätigte die Klingel.
    Es dauerte keine Minute, bis jemand den Schlüssel ins Schloss schob und die Haustür öffnete. Der Mann öffnete erschrocken den Mund und japste nach Luft.
    »Ich bin überfallen worden und brauche Hilfe. Kann ich bei Ihnen telefonieren?«
    Er trat sofort zur Seite. »Was ist denn passiert? Kommen Sie rein, Sie holen sich ja den Tod ohne Jacke.«
    Sie nickte dankbar und trat in den Flur. »Ich möchte wirklich keine Umstände machen.«
    »Tun Sie nicht, keine Sorge.« Der Mann deutete auf ein Zimmer am Ende des Ganges. Der Fernseher lief und warf flackerndes Licht über den Flur.
    Kira ging durch und schaute sich heimlich um. Ob er allein hier lebte?
    »Bitte, benutzen Sie das Telefon. Es steht auf der Kommode dort drüben. Soll ich einen Tee kochen, während wir auf die Polizei warten?«
    Kira platzte der Kragen. Sie hatte völlig vergessen, dass das Leben auch unangenehme Seiten besaß und die Menschen einem gehörig auf den Wecker gehen konnten. Zischend stieß sie die Luft aus, schüttelte den Kopf und drehte sich um. Mit einem Satz sprang sie auf ihn zu, packte seinen Kopf und brach ihm ruckartig das Genick. Der schwere Körper fiel krachend zu Boden. »Still bist du mir am liebsten«, sagte sie, ließ die Fingerknöchel knacken und stieg über ihn hinweg zum Telefon. Sie hatte sich oft gefragt, ob es wohl eines Tages hilfreich sein könnte, Joshs Nummer auswendig zu wissen. Aber es schien, als wäre der Trottel tatsächlich für etwas gut. Ihre Finger kribbelten und tauten langsam auf, sodass sie die Zahlen in den Hörer hämmern konnte. Es tutete ein paar Mal.
    »Was?«
    »Wiedermal ganz der Charme in Person, was?«
    »Kira?« Seine Stimme überschlug sich gleich zweimal bei ihrem Namen.
    »Wer sonst? Du musst

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