Teuflisch erwacht
allein?«
»O Anna, sicher nicht mit Absicht.«
Trotzdem trug sie die Schuld. Hätte Marla sie nicht zu diesem schrecklichen Voodoopriester geschickt, wäre alles anders gekommen. Wieder hatte sie einen Fehler begangen und diesmal einen, der nie wieder zu korrigieren sein würde. Marla war tot. Heiße Tränen versenkten ihre Wangen. »Du kannst ihr sagen …«, stotterte sie.
»Ich werde ihr gar nichts sagen, was du mir in Verzweiflung mit auf den Weg gibst. Ich weiß, dass es schwerfällt, weiterzumachen. Aber du darfst nicht die Nerven verlieren. Du bist nicht allein.« Ihr Blick glitt zur Tür.
Sebastian? Na mit seinem Verständnis von Nähe war sie verdammt allein.
»Er schafft es kaum, seine Gefühle zu tragen. Sebastian ist stark, aber er steht sich selbst im Weg. Ohne Marla wird er zerbrechen und ich mit ihm.«
Eva atmete hörbar durch. »Anna du musst nach Deutschland zurück. In einem Nachbardorf meines Zuhauses«, sie machte eine Pause, »nun deines Zuhauses, lebt eine alte Seherin. James glaubt, dass wir nur einen Teil der Prophezeiung kennen, die über dich gesprochen wurde.«
James Black sollte seine blöden Vermutungen für sich behalten. Sie schaffte es nicht, den ersten Teil zu erfüllen, wie zur Hölle sollte sie also noch ein paar dämliche Worte wahr machen?
»Eva, ich weiß nicht, ob ihr im Jenseits alles mitbekommt. Ich habe eine Frau getötet, mich mit einem Massenmörder angefreundet und ich schlafe mit einem Magier. Ich bezweifle, dass ich überhaupt noch irgendetwas tun werde.« Es auszusprechen brachte Erleichterung, obwohl die Worte schmerzten. Das Desaster von den eigenen Lippen zu hören, führte ihr vor Augen, wie kaputt sie eigentlich war.
»Sei nicht so hart zu dir. Weißt du, der Himmel sorgt dafür, dass sich auch schlimme Dinge zum Guten wenden.«
Genau, und gute Dinge zum Schlimmen. »Warum sprichst du immer in Rätseln? Kannst du nicht einfach sagen, was du mir häppchenweise vor die Füße wirfst?« Immer diese Andeutungen. Eva versuchte doch ganz klar, ihr etwas mitzuteilen. Warum auf Umwegen?
»Weil es dir nicht hilft, wenn dir jeder alles vorkaut. Du reifst nur, wenn du endlich selbst erkennst.«
Sie tippte sich an die Stirn. »Nein, ich kann es nur schaffen, wenn wirklich jeder, der etwas weiß, mir nicht dauernd alles vorenthält.«
Eva erhob sich. »Also schön. Ich habe die alte Dame gesehen, die du geopfert hast.«
Um Himmels willen, das Jenseits wusste also jede Einzelheit ihrer grausamen Tat? Wahrscheinlich würde sie sehr bald Kira in die Hölle folgen.
»Ihr geht es gut, sie ist bei ihrer Familie und glaube mir, sie ist dir überhaupt nicht böse. Mit dem Töten der Loa hat der liebe Herr Fingerless nicht nur dich gerettet, sondern ihre Seele befreit. Die Dinge passieren, wie sie geschehen sollen. Alles geht seinen Weg. Es läuft genau auf die Art, wie es vorherbestimmt ist.«
Genau, wie immer bestimmte irgendwer über ihren Kopf hinweg. Ob Menschen, Magier oder Prophezeiungen. Sie schaffte es nicht, auch nur eine gottverdammte Entscheidung selbst zu fällen. »Und wie ist es vorherbestimmt?«, fragte sie eine Spur zu hart.
»Such Charlotte auf, denn was wir uns auf der anderen Seite zusammenreimen, ist nicht zwangsläufig richtig. Sie wird dir wichtige Informationen liefern.«
Durfte sie wenigstens durchatmen und um Marla weinen? Die nächste Freundin, die sie unter die Erde brachte. Reichte Kevin denn nicht? Sollte irgendwo dort oben wirklich ein Gott hausen, der sie in die Hauptrolle des höllischen Theaterstückes gecastet hatte, dann würde sie ihm eines Tages persönlich in den Hintern treten.
»Anna?« Sebastian stand vor der Badezimmertür und klopfte leise an. »Mit wem sprichst du?«
Eva schüttelte wild den Kopf.
»Mit niemandem, ich wollte bloß duschen.« Sie wandte sich der Tür zu und versuchte, nicht verweint zu klingen.
»Mach nicht so lange.«
Sie nickte, obwohl er es nicht sehen konnte, und drehte sich zurück zu Eva. Doch die tote Seele war verschwunden. »Super«, flüsterte sie. Ihr Blick glitt zum Spiegel, um sich das Ausmaß der Katastrophe anzusehen und hielt inne. Jemand hatte auf die beschlagene Oberfläche eine Adresse geschrieben. Sie rollte die Augen. Wie immer verließen sich alle guten Geister auf sie. Mit bleischwerem Herzen stellte sie das Wasser an und legte die Decke ab, bevor sie unter den heißen Strahl stieg. Sie lehnte den Kopf in den Nacken und ließ das Wasser auf ihr Gesicht prasseln. Krokodilstränen
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