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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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ihm die passenden Worte mit auf den Weg gegeben habe.«
    »Jonathan, wenn du …«
    Mit einer Handbewegung seines Vaters knallte die Flügeltür zu.
    Der brennende Himmel zog sich zusammen und die Explosionen der Atmosphäre erschütterten die Luft. Sie waren allein. Langsam drehte sich Jonathan zu ihm um. Seine eiskalten Augen durchbohrten ihn wie das Elfenbein eines gewaltigen Elefanten.
    Sebastians Herz zersprang in tausend Scherben. Wann immer er in das Eismeer geblickt hatte, hatte er Größe gesehen, ohne Ecken, Kanten und Spitzen. Viele Jahrzehnte hatte er ihn glücklich machen wollen und doch war es immer Josh gewesen, der die Brust seines Vaters zum Anschwellen gebracht hatte. Ein Leben lang war er eine Enttäuschung gewesen. Sebastian vergötterte diesen Mann. Schmerzlich wurde er sich bewusst, dass er ihn liebte. Sein Vater wollte ihn tot sehen, und es tat weh. Die erwartete Wut starb den Flammentod und sein Selbsterhaltungstrieb schmolz unter der glühenden Fackel, welche die Aura seines Vaters erleuchtete. Zur Hölle, wieso liebte er ein solches Monster? Diese Kreatur war nicht in der Lage, Zuneigung für den eigenen Sohn zu empfinden. Jonathan Fingerless verdiente keine Liebe. Aber wer bekam schon das, was ihm gebührte? Und wie sollte er ihn auch lieben, wenn er es nicht mal schaffte, sich selbst gern zu haben?
    »Es war dumm von dir, herzukommen. Ich habe lange überlegt, was ich mit dir machen soll.« Seine finstere Stimme durchbrach die unerträgliche Stille.
    Das Gewitter entlud sich über ihm. Sebastian hielt die Luft an. Was hatte er sich eigentlich gedacht? Dass er sich gegen die eigene Familie stellen konnte für ein Menschenmädchen, das nun seinetwegen verloren war? Wenn er nicht dermaßen egoistisch gewesen wäre, könnte Anna ein friedvolles Leben führen. Er hätte sich Marlas entledigen sollen und Anna für immer den Rücken kehren müssen. Nun enttäuschte er alle. Sie, seinen Vater, jeden, der ihm nur ansatzweise etwas bedeutete. Sein Leben bestand aus einem Haufen Illusionen, die nun verklangen. Ein Magier, der einen Menschen liebte? Lächerlich. Jonathan Fingerless zu trotzen? Das schaffte kein Rebell. Niemand war davor sicher, sich mit dem zu verwechseln, für den er sich hielt. Er war und blieb ein Magier. Wie stupide konnte ein einzelnes Wesen nur sein?
    »Warum Sebastian? Wie konntest du eine solche Schande über die Familie bringen? Du hast uns nicht nur geschwächt, indem du Kira getötet hast, sondern uns vor aller Welt bloßgestellt. Ich schäme mich deinetwegen.«
    Endlich sprach jemand aus, was ihn unterbewusst seit Ewigkeiten begleitete. Er war Dreck, nicht mehr und nicht weniger als eine riesige Blamage. »Es tut mir leid«, flüsterte er schwach.
    »Dafür ist es zu spät.«
    Die Gefahr, die in diesem Satz mitschwebte, durchschnitt die eiskalte Luft. Wie konnte er glauben, dass ein Magier menschlich empfand? Sein Vater war kein Mensch, nicht einmal ein halber. Die Magie, die ihm innewohnte, herrschte über jeden Winkel seines Körpers. Die Scherben seines Herzens gruben sich schmerzvoll ins Fleisch. Es tat weh. Nicht nur, weil er alles verloren hatte, sondern auch die Gewissheit, dass er ihn nicht liebte. Sebastian senkte den Kopf. Er konnte seinem Vater nicht länger in die Augen sehen, ohne daran zu zerbrechen. Wenn er starb, dann mit dem letzten bisschen Würde, das ihm blieb. Er war ein einsames Wesen. Weder Magier noch Mensch, denn seine Gefühle machten ihn zu einem Außenseiter. Sie waren sein Tod und er hatte ihn mehr als verdient.
    »Ich werde dich töten müssen«, bestätigte Jonathan kratzig seine Gedanken.
    Sebastian schloss die Augen. Er könnte aufstehen, ein letztes Mal sein Glück versuchen, doch er sehnte den Tod schmerzlich herbei und war zu müde, um länger zu hoffen. Er hatte von Beginn an ein schlechtes Blatt in der Hand gehalten und doch gut damit gespielt. Nun lagen die Karten auf dem Tisch und das Spiel war aus. Er hatte zu hoch gepokert und endlich durfte er sich eingestehen, dass ihn das Leben nie amüsiert hatte. Es bestand aus vielen kleinen Toden, die sich aneinanderreihten. Wie beim Schach, dem liebsten Spiel seines Vaters, musste man Figuren opfern, um zu gewinnen. Diesmal opferte Sebastian sich, mit der Gewissheit, verloren zu haben. Schachmatt. Für immer.

14. Kapitel
    Notstand
     
     
     
    W ie unerträglich lang doch eine Minute sein konnte. Marla ließ sich Zeit. Weitaus mehr als eine unerträglich lange Minute.
    Anna stand am

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