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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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den Engel wecken musst. Die Stimme ließ sie zusammenzucken. Wer hatte gesprochen? Anna zitterte. Eine Machtwelle brachte ihren Körper zum Beben. Du musst den Engel wecken und die Fingerless erledigen. Es war ihre Stimme. Ihr Herz sprach in ihrem Kopf. Sie durfte das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Genau das hatte Marla gemeint. Anna konzentrierte sich auf ihre Atmung. Sie hatte ein Feuer entfacht, das sie womöglich nicht kontrollieren konnte. Sie musste es ersticken, niederkämpfen und den giftigen Rauch der dunklen Flammen aus ihrem Verstand fortfächern. Wie schaffte Sebastian es, gegen dieses unmenschliche Verlangen anzukämpfen? Sie schloss die Augen und ballte die Hand zu einer Faust.
    »Ja, es ist wahrlich schwer zu begreifen, oder? Die wenigsten Menschen sind imstande, es zu beherrschen. Du schlägst dich gut, Medium.«
    Anna dachte an Sebastian. Er schaffte es, jeden Tag aufs Neue, das Empfinden zu steuern. Er riss sich zusammen und war der Dunkelheit Herr. Die Dämonenmagie beugte sich ihrer Königin. Sie drückte die Faust so fest zusammen, dass die Knöchel knackten. Kein Schmerz.
    »Halt die Luft an, Anna. Du besitzt eine Gabe, die es dir möglich macht, deinem Herzen zu folgen.«
    Anna biss die Zähne zusammen und rief sich die Stimme ihrer Gabe in Erinnerung. Salim half ihr. Wieso tat er das überhaupt? Ihm konnte doch egal sein, was sie mit ihrer Kraft anstellte. Die Dunkelheit nahm neuen Anlauf, hielt einen Moment inne, um auszuschlagen, doch Anna erwischte sie in der Bewegung und ließ ihre Melodie gegen das Rauschen der Macht antreten. Sie gebot dem tosenden Sturm Einhalt. Langsam stieß sie die Luft aus. Das dunkle Meer beruhigte sich, der Strudel verebbte und die Sturmflut brach auseinander. Einatmen, ausatmen. Sie schloss die Augen und wusste nicht, wie ihr geschah. Es gelang. Langsam beruhigte sich ihr Gemüt und ihr Blut floss langsamer. Sie zählte ihren Herzschlag. Gott sei Dank, sie kam wieder mit.
    »Alles ist gut. Öffne ruhig die Augen.«
    Sie wartete einen Moment, bevor sie Salims Worte befolgte. Konnte sie sich über den Weg trauen? Zögernd hob sie die Lider. Die Welt stand still. Der leise Nachklang der zornigen Finsternis zuckte schwach durch ihre Adern. Aber es ging. Sie beherrschte die Nacht.
    »Du lernst sehr schnell.«
    Anna sah zu Waltraud. Ihr Gesicht hatte jedwede Farbe verloren, bis auf die Adern. Schwarz zeichneten sie sich unter der blassen Haut ab. Ein dünner Blutfaden lief ihre Wange hinab.
    Sie erschauderte. Sie hatte tatsächlich eine Frau getötet.
    »Du willst einen Toten wecken?« Salim riss sie aus den Gedanken. Das Ziel. Sie durfte das Ziel nicht aus den Augen verlieren, auch wenn der finstere Nebel die Sicht verschleierte.
    »Ja, das muss ich wohl.« Ihre Stimme klang fremd, heiser und zittrig.
    »Setz dich. Ich erkläre dir, wie du es richtig anstellst.«
    Anna tastete nach dem Hocker und ließ sich langsam auf das Lederpolster sinken. Jede Bewegung konnte das Feuer erneut entfachen. Hungrig züngelten die Flammen empor, aber sie hatte sich im Griff. Ganz ruhig. Mit laut klopfendem Herzen sah sie Salim an.
    Er überreichte ihr einen Spiegel.
    »Was soll ich damit?« Sie nahm ihm das schwere Teil aus der Hand. Die kühle, glatte Oberfläche beruhigte die Glut, die noch in den Fingerspitzen brannte. Sie hob den Spiegel an die Stirn und kühlte ihren Kopf. Gedanken ordneten sich, flossen zu Sinnbildern zusammen.
    »Hast du je von Spiegelmagie gehört?«
    »Nein«, presste sie hervor und ließ den Spiegel sinken.
    »Es ist ganz einfach. Um einen Toten zu wecken, ritzt du seinen Namen auf die Oberfläche.«
    Seinen Namen? Super, wie hieß der verdammte Bote denn?
    »Wenn du das getan hast, schaust du in den Spiegel. Ich nehme an, du hast ein Ritual, mit dem du deine Gabe nutzt?«
    »Ja …« Mehr oder weniger konnte man wohl ihren kleinen Stern, der ihr den Weg in die Schatten erleichterte, so bezeichnen.
    »Nutze deine Gabe. Der Spiegel gewährt dir Eintritt zu dem Ort, wo du deinen Toten findest.«
    »Und dann?« Sie glaubte, nicht einmal die Hälfte verstanden zu haben und konzentrierte sich auch viel mehr darauf, dass die finsteren Schwingen nicht wieder abhoben.
    »Dann befiehlst du dem Toten, aufzuerstehen. Er wird sich erheben. Vielleicht braucht es ein oder zwei Versuche.«
    Die Worte hingen im Raum. Sie sollte einem Engel einen Befehl geben? Das klang nahezu lächerlich, selbst mit dem Gefühl von Macht in der Brust.
    »Es erklärt sich von allein,

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