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Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
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wünschten, die Menschen würden zu uns aufblicken. Wir sind nicht der Rechtsbeirat.«
    »Der Rechtsbeirat will das auch nicht.«
    »Stimmt. Die sind richtig eklig, was?« Er schenkte ihr ein Lächeln. »Bei uns wisst ihr Menschen immerhin, woran ihr seid. Aber bei den senilen Knackern …« Er schüttelte sich in gespieltem Entsetzen.
    Seine Miene hatte einen gewaltigen Spielraum. Jeder Gesichtsmuskel vermochte es, ihm andere Züge zu verleihen. Joshs harte Fassade bröckelte. Unter seiner Oberfläche saß mehr als ein harter Stein.
    Er nahm die Hände vom Steuer, tastete sein Gesicht ab und knetete die Wangen, als wollte er seine Züge in Position rücken. »Besser?«
    Unweigerlich entfuhr ihr ein Lachen. Allmählich schmolz auch der Eisberg in ihrem Herzen.
    »Ha! Das war so was von echt.«
    »Was war echt?«, fragte sie schnell, obwohl sie genau wusste, worauf er anspielte. Das Blut rauschte in ihrem Kopf.
    »Ich hab der harten Anna ein Lächeln entlockt. Gib es zu, du magst mich. Auf total verdrehte Weise findest du mich nett.«
    Nein, sie mochte ihn nicht. Josh Fingerless besaß Charme und er schrak nicht davor zurück, ihn mit geladener Waffe auf sie abzufeuern. Gott sei Dank besaß sie eine schusssichere Weste. Wie viel von seinem Reiz war echt? Und wie konnte man einen Massenmörder halbwegs ehrlich gernhaben, der einen geradewegs ein paar Magiern zum Fraß vorwarf? Sie schenkte sich die Antwort, er las sie ja ohnehin in ihrem Kopf.
    »Und weil du so herrlich gut darin bist, dich selbst zu belügen, beantworte ich dir deine Frage. Wir fahren nach Italien.« Er angelte eine Zigarettenpackung aus seiner Jackentasche, fischte mit den Zähnen eine Marlboro hervor und zündete sie auf magische Weise an.
    »Nach Italien?« Das ergab überhaupt keinen Sinn. Hielten die Fingerless Sebastian in Italien gefangen? Wann hatte er Deutschland verlassen?
    »Ja und nein. Ich würde es nicht gefangen halten nennen.« Er blies den Rauch zu ihr herüber. »Weißt du, Sebastian befindet sich in einem echten Kampf seiner Gefühle. Er ist ein Magier, will unserem Vater alles recht machen und es tut ihm leid, dass er so querschießt. Andererseits hat er offenbar echte Gefühle für dich. Und hey, ich versteh ihn sogar ein bisschen.«
    Ein Schauder arbeitete sich über ihren Rücken. Wie eine Feder, die das Rückgrat hinab strich und leise die Erinnerungen wach kitzelte, die niemals so ganz schliefen. Josh sagte, Sebastian besaß echte Gefühle für sie. Aber wieso verstand er sie?
    »Klar. Komm, du weißt, dass du süß bist.« Er lächelte.
    Sie hob die Augenbrauen und starrte ihn an. Sie war süß? Jemand musste ihm die Hirnzellen gestohlen haben.
    Josh formte mit den Händen ein Herz, blies Rauch durch die Form und füllte den Wagen mit kleinen, rauchigen Herzchen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Du bleibst mir ein Rätsel.«
    »Das große Mysterium der Magier. Dein menschliches Hirn wird nie dahintersteigen, was es heißt, wie wir zu sein.«
    Vermutlich stimmte das. Ihr kleiner Horizont reichte einfach nicht so weit, sich auch nur im Entferntesten vorzustellen, wie man einfach Leute umbringen konnte, ohne daran zu zerbrechen.
    »Was lässt dich eigentlich glauben, dass du besser bist als wir?«, fragte er plötzlich. »Du hast doch auch die alte Frau gekillt, um an Macht zu kommen. Und wenn du jetzt sagst, dass es dir nicht gefallen hat, dann bist du ein besserer Lügner als ich. Und das will was heißen, Sweety.«
    Ihre Eingeweide zogen sich schmerzlich zusammen und ein finsterer Krake schlang seine giftigen Tentakel um ihr Herz. Ja, sie hatte getötet. Und es war leichter von der Hand gegangen, als sie geglaubt hatte. Aber hatte es ihr gefallen?
    »Hat es. Es gibt nichts Besseres, als wenn die Dunkelheit Besitz von dir ergreift. Wenn sie ihre monsunartigen Schauder durch deine brennenden Venen jagt. Du kannst es zugeben, niemand versteht das besser als ich.«
    Sie schluckte die Antwort hinunter und verdrängte sie aus ihrem Kopf. Die Worte wollte sie nicht mal denken.
    Josh strich sich eine Locke aus der Stirn, öffnete das Fenster und schnippte seine Zigarette hinaus. »Es fühlt sich besser an, als jeder Orgasmus, oder? Intensiver, echter.« Er hielt inne, als ein Gedanke ihren Verstand kreuzte. »Hoppla. Mein Bruderherz war bisher artig.« Er lachte los.
    Super, er hatte ihren Gedanken aufgeschnappt. Wurde es jetzt auch noch peinlich? Der Horror reichte eigentlich.
    Er vergrub sein Gesicht in seinem Arm, seine Schultern

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