Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teuflisch erwacht

Teuflisch erwacht

Titel: Teuflisch erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Olmesdahl
Vom Netzwerk:
sich im Schneidersitz bequem und strich über ihr Haar, um sie zu beruhigen. »Was auch immer geschehen ist, der Rechtsbeirat wird es schon richten. Machen Sie sich keine Sorgen.«

23. Kapitel
    Schuldig im Sinne der Anklage
     
     
     
    D er Hypothalamus ist Teil des Zwischenhirns und regelt die Temperatur des menschlichen Körpers. Anna fragte sich, ob ihr Temperaturregler einen irreparablen Schaden davon getragen hatte, denn die Kälte ihres Herzens schüttelte sie, dass sie glaubte, das Auto würde früher oder später einen Achsbruch erleiden. Vielleicht hatte sie Fieber? Bei Fieber bekam man doch Schüttelfrost.
    Josh prustete los. Bisher hatte er sich still verhalten und den Wagen stur auf die Autobahn gelenkt. »Du hast kein Fieber. Da, siehst du das?« Er deutete zum Himmel.
    Sie folgte seiner Geste, aber verstand nicht, was er ihr sagen wollte.
    »Schneewolken. Es ist schweinekalt. Ich kann den Winter auch nicht leiden.« Er schaltete die Wagenheizung an.
    Sie würde sicher nicht helfen, sie zu wärmen. Die Kälte kam aus den Tiefen ihres gefrorenen Herzens. »Wohin fahren wir?«, presste Anna zwischen Zähneklappern hervor.
    »Na zu deinem Herzblatt.«
    Sebastian. Trotz aller Sorgen, die inzwischen schon tiefe Furchen auf ihre Stirn gemalt haben mussten, streifte eine Endorphinwelle ihr Herz. Sie würde ihn ein letztes Mal sehen, bevor die Fingerless das Vorhaben der Loa in die Tat umsetzten. Immerhin gehörte ihre Seele niemandem, also war der Tod durch die Fingerless dem durch das Geisterwesen vorzuziehen. Und sie würde in Sebastians Nähe sterben.
    Josh grinste. »Pfui. Verliebte, kleine Mädchen sind ekelhaft.« Er schenkte ihr einen flüchtigen Blick. »Und nein, keine Sorgenfalten.«
    Es war lästig, dass er jeden Gedanken aufschnappte. Hoffentlich dauerte die Fahrt nicht allzu lange. Annas Kehle brannte. Die pelzige Zunge und der trockene Hals sehnten sich nach Flüssigkeit. Traurig, dass ihr Körper noch auf zu befriedigende Bedürfnisse pochte, obwohl er doch wissen musste, dass sie bald für immer verstummen würden.
    »Theatralisch. Wollte ich dich tot sehen, wärst du es schon. Ich hab dir grad deinen Hintern gerettet.«
    Sie dachte über seine Worte nach. »Oder ich dir deinen. Das hängt wohl davon ab, wen man fragt«, antwortete sie spitz. Auf keinen Fall würde sie die lächerliche Unterhaltung mit ihren Gedanken fortsetzen. Der liebe Gott hatte ihr Stimmbänder geschenkt.
    »Wobei du dir dein Grab selbst geschaufelt hast und ich mich einfach nur edel verhalte.«
    Edel. Als ob irgendetwas an ihm edel wäre. Kalt, berechenbar, gefährlich und abstoßend. In seiner eisigen Aura zog sie sich noch einen Schnupfen zu. Das traf den Nagel auf den Kopf, aber von edel war er Meilen entfernt.
    »Autsch. Vorsicht, ich bin sensibel.«
    »Was berechtigt dich dazu, so dermaßen arrogant und überheblich zu sein?«, fragte sie unverblümt. Seltsamerweise hatte sie die Angst wie einen Mantel abgestreift. Sie stand unter Schock – das musste es sein.
    »Und was berechtigt dich, mir deine unverfrorene Meinung so dermaßen lieblos in mein schönes Gesicht zu sagen?« Seine Augen blitzten schelmisch auf.
    Anna biss auf ihre bebende Lippe, um nicht genervt aufzustöhnen. Was hatte ihm denn das Hirn vergiftet?
    Josh setzte den Blinker und Anna schaute hinaus. Sie hatte bisher vermieden, aus dem Fenster zu sehen. Es war ja auch völlig egal, wohin sie fuhren. Sie reiste dem Ende entgegen. Wo auch immer der Showdown stattfinden würde, machte keinen Unterschied am Ergebnis. Er zog den Wagen auf eine Tankstellenausfahrt. »Sag mal, ist es nicht anstrengend, immer nur alles schwarz zu malen? Die Welt besteht aus bunten Farben. Mein Bruder besitzt dasselbe Talent.«
    Sie versuchte, ihn zu bestrafen, indem sie sich ein Bild in den Kopf rief. Es zeigte die Fingerless , grau gezeichnet und mit pechschwarzem Rahmen, allesamt am Galgen hängend.
    Josh schmunzelte und knuffte sie in die Seite.
    Wieso verhielt er sich, als wären sie Freunde?
    Er parkte den Wagen vor der Tankstelle, öffnete die Wagentür und hielt inne. »Nicht abhauen. Ich finde dich.« Er zwinkerte ihr zu und stieg aus.
    Anna lehnte den Kopf in die Polster und beobachtete, wie er in der Verkaufshalle verschwand. Verschnaufpause. Es war mehr als schwer, die Gedanken nicht in eine gefährliche Richtung abschweifen zu lassen. Irgendwo tief in ihr schlummerten Kräfte eines Dämonengottes, auch wenn sie sich für den Moment wohl gut versteckt hielten.

Weitere Kostenlose Bücher