Teuflisch erwacht
Flocken, die lautlos vom Himmel fielen. Sie war tot.
Frank streichelte ihr den Rücken. »Du bist tot«, antwortete er leise.
Eine wahre Gerölllawine purzelte von ihrem Herzen. Flüchtig dachte sie an Jenny, doch von Sorgen blieb sie verschont. Der Tod war das wahre Leben, und wenn die Zeit reif war, würden sie wieder zusammen sein. Die Welt stand still und Marla hielt die Luft an.
»Ich wusste, dass sie dich auch umbringen«, flüsterte Frank.
Erstaunlicherweise beruhigten seine Worte ihr aufgewühltes Gemüt. Sie war bei ihm und weit davon entfernt, ein Rachegeist zu werden. Einen Moment lang hatte sie sich davor gefürchtet. Erleichtert stieß sie die Luft aus. Die Atemwolke formte ein Herz und wanderte an den sternenklaren Himmel, von dem es schneite, als säße Frau Holle auf einem der Millionen Sterne. Gottes Schoß hatte sie wieder und alles was sie verspürte, war vollkommener Seelenfrieden, der seine breiten Schwingen um ihren Geist schloss.
31. Kapitel
Heiß wie die Hölle
A nna stoppte in der Bewegung. Himmel, sie war so nervös, dass sie beinahe das Wichtigste vergessen hatte. Sie ließ den Brieföffner sinken und sah auf. »Befreit Sebastian von seinem Fluch.«
Jonathan lachte los. »Das werden wir, wenn du dein Ritual zu Ende gebracht hast.«
»Nein.«
Josh rüttelte an ihrer Schulter. »Du hast mein Wort, schon vergessen?«
»Das hab ich nicht vergessen, aber dein Wort ist nicht ihr Wort. Ich werde nicht so naiv sein, meine Wünsche auf später zu verschieben.«
Josh tauschte einen Blick mit seinem Vater und nickte ihm zögerlich zu.
»Er verlässt das Haus erst, wenn du es durchgezogen hast.« Jonathan maß sie mit einem Blick, der besagte, dass das alles war, was sie erwarten konnte. Es musste reichen.
Thea stellte sich vor Sebastian. »Keine Dummheiten.« Sie strich über sein Gesicht und der Fluch des Rings löste sich in blauen Rauch auf.
Seine Arme sanken zur Seite und seine roten Fäuste glitten auf.
Jonathan blieb steif hinter ihm stehen. Er überragte ihn ein paar Zentimeter, aber selbst wenn er kleiner gewesen wäre, hätte es nichts von der Bedrohung genommen, die seine Körperhaltung in die Welt hinausstrahlte.
Sebastian sah sie an und verzog sein wunderschönes Gesicht. »Das kannst du nicht tun.«
Endlich sagte er etwas. Sie hatte schon geglaubt, dass er endgültig vor die Hunde ginge. Jonathan zog ihn zurück, bevor er einen Schritt auf sie zugehen konnte.
»Ich muss«, antwortete sie fest.
Und er musste es verstehen. Er hätte dasselbe doch auch für sie getan.
»Was glaubst du, werden sie tun, sobald du das …«
»Still, Sebastian«, fiel ihm Jonathan knurrend ins Wort.
Er verstummte augenblicklich. Hatte er endlich begriffen, dass er sich auf hauchdünnem Eis bewegte? Hoffentlich startete er nicht noch einen heldenreichen Versuch, die Sache auf seine Art geradezubiegen.
»Nun mach«, drängte Josh.
Anna riss der Geduldsfaden. Wenn sie alle bloß scheuchten, würde sie gar nichts tun können, außer sich auf dem Sofa zusammenkrümeln und in die Hose pinkeln. »Jetzt hör schon auf damit. Du machst es nicht besser, wenn du mich zur Eile zwingst. Willst du nicht, dass es funktioniert?«
Josh nickte, doch Jonathan gab ein Grunzen von sich. Wahrscheinlich hatte er noch niemanden jemals so mit seiner Familie sprechen gehört. Aber er kannte seine Familie auch nicht wirklich. Ob er wusste, dass Josh Annas Leben gerettet hatte und Kira abgöttisch liebte?
Sie schob die Gedanken finsterer Illusionen, die sie dem Magieroberhaupt an den Hals wünschte, zur Seite und konzentrierte sich wieder auf den Spiegel. Mit all ihrer Kraft ritzte sie den Rest des verhassten Namens in die Oberfläche. Bei jedem Buchstaben stieg es ihr sauer die Kehle herauf.
Kira del Rossi. Es gab niemanden, für den sie mehr Ekel empfand, oder der sie wütender machte. Jonathan Fingerless hatte Eva getötet, der RFBM war falsch wie eine Schlange und Salim hatte sie dazu gebracht, zu töten. Trotz allem schaffte es allein der Name der schwarzhaarigen Magierin, ihr Blut zum Sprudeln zu bringen. Sie hatte versucht, Sebastian umzubringen und noch schlimmer, sie hatte zu ihm gehört.
Anna biss die Zähne zusammen und blickte auf den zerkratzten Spiegel. Leise klopfte die Dunkelheit an ihre Stirn und schlug ihre giftigen Zähne in ihr Herz. Die Dämonenmagie kroch zögerlich aus ihrem Refugium. Sie schloss die Augen und genoss den kühlen Strom, der die Angst fortspülte und die Wut
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