Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
können wir uns einigen.«
Die Frau war fassungslos. »Sie ist in besonders großer Gefahr?«
»Ich weiß nicht, wie viel Sie wissen, aber nach allem, was ich zusammentragen konnte, wurde sie mit vorgehaltener Waffe entführt.« Decker redete so schnell es ging. »Mein Pflegesohn, der zu diesem Zeitpunkt bei Ihrer Tochter war, hat es geschafft, sie zu befreien, wurde aber angeschossen. Gabriel wird gleich operiert. Wir halten einige Personen in Gewahrsam, die möglicherweise wegen versuchten Mordes zur Verantwortung gezogen werden, aber es besteht eine gewisse Chance, dass zumindest eine der Personen auf Kaution freikommt, und ich will sicherstellen, dass Ihre Tochter in diesem Fall weit weg und völlig von der Bildfläche verschwunden ist. Deshalb müssen wir eine Strategie entwickeln, bevor Sie sie aus ihrem Sicherheitsnetz hinaus in diese böse weite Welt zerren.«
Sohala fiel die Kinnlade herunter. Schlagartig verdrehten sich ihre Pupillen nach hinten, und sie schwankte. Dann gaben ihre Knie nach.
Decker und Marge fingen sie gerade noch ab, bevor sie auf dem Boden aufschlug.
32
»Soll ich einen Krankenwagen rufen?«, fragte Marge.
»Nein, nein, nein«, flüsterte Sohala.
»Besorg ihr ein Glas Wasser.« Decker fühlte ihren Puls. Er war langsam, aber gleichmäßig. »Möchten Sie, dass ich Ihren Mann anrufe?«
»Bloß nicht!«, stöhnte Sohala. »Er hat ein schwaches Herz.« In ihren Augen schimmerten Tränen. »Wurde meine Tochter …?«
»Nein«, versicherte ihr Decker. »Körperlich blieb sie unversehrt.«
»Sind Sie sicher?«, flüsterte sie.
Marge kehrte mit einem Glas Wasser zurück. »Ich mache besser diese Fotobögen fertig, bevor wir unsere Zeugen an den OP und an Mom verlieren.«
»Gute Idee«, meinte Decker.
Sohala richtete sich auf und nippte an dem Wasser. Sie brauchte ein paar Minuten, um ihre Stimme wiederzufinden. »Yasmine geht es gut?«
»Ja. Sie können sie gleich sehen, aber hören Sie mich zuerst an –«
»Das ist ein schlechter Traum. Ein Alptraum … Sagten Sie, dass jemand angeschossen wurde?«
»Ja, mein Pflegesohn.«
»Du meine Güte …« Sie sah Decker an. »Wie heißt er?«
»Gabriel Whitman«, sagte Decker. »Er ist der Junge, der bei Hannahs Abschlussfeier Klavier gespielt hat. Sie haben ihn vor ungefähr drei Monaten im Deli getroffen.«
»Der aufgeschossene weiße Junge, der nach Harvard geht?«
»Er wurde in Harvard angenommen und wohnt bei uns, bis er aufs College kommt.«
»Ist er Jude?«
»Nein.«
» Nein? Warum war er dann mit meiner Tochter zusammen unterwegs?«
Decker sah sie einfach nur an. Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und murmelte klagend irgendetwas auf Farsi vor sich hin. Sie drohte ihm mit dem Finger. »Ich wusste, dass mein Mädchen etwas verheimlicht, doch das hier führt zu weit!« Plötzlich sah sie geschockt aus. »Und geht es ihm gut, dem Jungen?«
»Er wird wieder gesund, aber es wird eine Weile wehtun.«
»Es tut mir so leid.« Tränen schossen in ihre Augen. »Ich glaube, ich bin völlig durcheinander.«
»Sie müssen auch viel verarbeiten«, sagte Decker.
»Ich bin mit meiner anderen Tochter in einer Stunde beim Schneider verabredet. Sie wird heiraten.«
»Aaron, den Arzt?«
»Ja. Ich muss sie anrufen. Was sage ich ihr bloß? Ich glaube, mir wird übel!«
»Lassen Sie sich Zeit –«
»Das hier ist einfach zu viel. Ich kann mich nicht um alles kümmern.« Sie war in Tränen aufgelöst. »Ich bin auch nur ein Mensch.«
»Es gibt wirklich einiges zu verarbeiten.« Decker versuchte, nicht andauernd auf die Uhr zu blicken.
»Was also haben Sie über meine Tochter herausgefunden?«
»Entschuldigung?«
»Was ist ihr heute Morgen zugestoßen?« Sie klang verzweifelt.
»Ich bin immer noch dabei, die Einzelheiten dieses Vorfalls zusammenzusetzen, und ich werde dringend in einem Vernehmungsraum erwartet. Kann ich jetzt kurz über die Sicherheit Ihrer Tochter sprechen?«
»Oh Gott, ich habe eine Panikattacke!«
»Bitte keine Panik, wir müssen ruhig bleiben, okay?«
»Okay.« Sie fächelte sich mit einer Hand Luft zu. »Aber ich bin immer noch in Panik.«
»Mrs. Nourmand, ich hätte gerne, dass Yasmine sich aus dieser Umgebung hier fernhält, bis ich eine genauere Vorstellung davon habe, was eigentlich vor sich geht. Hat sie Verwandtschaft in der Nähe, wo sie eine Weile bleiben kann?«
Die Frau wurde kalkweiß. »Ist es so schlimm?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Decker. »Im Augenblick treffe ich nur
Weitere Kostenlose Bücher