Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
eins bekannt vor?«
Yasmine schnappte nach Luft und zeigte auf Cameron Cole. »Die da! Sie war schrecklich !«
»Es tut mir so leid, Liebes. Kannst du auch sie für mich einkreisen?«
Ihre Stimme wurde schrill: »Sie hat immer wieder gesagt, dass ich … sterben werde!«
Marge schob ihr den Stift in die Hand, und das Mädchen schaffte es, einen Kreis um Cameron Coles Gesicht zu malen. In diesem Augenblick kamen Decker und Sohala Nourmand durch die Tür. Unverzüglich warf sich Yasmine in die ausgebreiteten Arme ihrer Mutter und klammerte sich so sehr an ihr fest, dass ihre Hände ganz rot wurden. Ihre Schluchzer waren tief und furchteinflößend. Sohala fing ebenfalls an zu weinen. »Geht es dir gut?«, fragte sie.
Yasmine nickte und vergrub ihr Gesicht am Busen ihrer Mutter. »Mommy, es tut mir so leid. Es tut mir so, so leid.«
»Beide Identifizierungen waren positiv«, sagte Marge zu Decker. »Ich lasse Lee die Durchsuchungsbefehle für Wohnort und Schule besorgen. Und dann verschwinde ich Richtung Krankenhaus. Tu mir einen Gefallen und informiere Oliver über alles.«
»Natürlich. Denk daran, dem Arzt zu sagen, er soll die Kugel für die Kriminaltechnik aufbewahren.« Decker sah Wanda an. »Brauchst du noch etwas?«
»Möchtest du, dass ich die Befragung hier durchführe?«
»Alle anderen Räume sind belegt.«
»Hier gibt’s keine Videokamera.«
»Ich besorge dir einen Rekorder.« Er eilte aus dem Zimmer.
Yasmine schluchzte. »Ich will nach Hause!«
»Schätzchen«, sagte Wanda, »wir müssen dir noch ein paar Fragen stellen –«
»Bitte, Mommy, ich will nicht mehr reden. Es tut mir sooooo leid!«, kreischte sie. »Ich will nach Hause!«
Zu Wandas Überraschung löste sich Sohala aus der Umarmung. »Yasmine, du musst der Polizei berichten, was passiert ist.«
»Es war schrecklich –«
»Also sag ihnen alles.«
Decker kehrte mit einem Rekorder zurück. Er war froh, diese Hysterie Wanda zu überlassen, die sich damit beschäftigte, die Ausrüstung aufzubauen. Sohala versuchte, das panische Mädchen zu beruhigen. Sie hielt ihre Tochter an beiden Schultern fest. »Yasmine, der Junge wurde angeschossen –«
»Oh Gott!«, schrie sie los. »Mein armer Gabriel wurde verwundet, und es ist alles meine Schuld!«
»Yasmine, ich mache mir Sorgen um dich . Detective Decker ist der Meinung, du bist in Gefahr.«
Yasmine sah sie aus weit aufgerissenen feuchten Augen an.
»Ich schicke dich zu Tante Sofi. Du beendest das Schuljahr an der YULA .«
» Warum?«
»Weil Detective Decker dich aus der Gefahrenzone haben will. Hörst du mir nicht zu?«
»Aber was … ist mit Gabe?« Yasmines Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
»Das geht weder mich noch dich etwas an, Yasmine … Ich werde es dir dennoch sagen, weil ich ein großes Herz habe. Detective Decker schickt ihn zu seinem Vater nach Nevada.«
Wanda beobachtete, wie das Gesicht des Mädchens in sich zusammenfiel.
Sohala drohte ihrer Tochter mit dem Finger. »Hör sofort auf zu heulen und erzähl der Polizei, was passiert ist! Und danach unterhalten wir uns … und zwar ausführlich!«
Die Riesenwut in der Stimme ihrer Mutter brachte Yasmine wieder zur Vernunft. Sie trocknete ihre Tränen am Ärmel ihrer Bluse. »Was wollen Sie wissen?«
»Ich jedenfalls möchte alles wissen!«, betonte Sohala.
Kleinlaut sagte Yasmine: »Es tut mir leid, Mommy.«
Sohalas Wut verrauchte und wurde zu Mitleid. »Alles in Ordnung?«
Das Mädchen nickte.
»Es hat dich niemand angefasst?«
»Nein. Ich bin okay.«
»Das ist alles, was zählt. Rede mit der Polizistin. Dann überlegen wir uns gemeinsam, welche Lügen wir deinem Vater auftischen, damit er nicht stirbt.«
»Du willst es Daddy erzählen?«
»Irgendetwas muss ich ihm sagen. Warum sonst solltest du zu Tante Sofi ziehen? Aber nicht sofort. Oder möchtest du, dass er einen Herzinfarkt bekommt?«
Ihre Stimme war leise und dünn. »Nein.« Sie blickte zu Boden. »Danke, Mommy.«
»Ich tue das für deinen Daddy, nicht für dich!« Schweigen. »Na ja, vielleicht auch ein kleines bisschen für dich.« Sohala bekam feuchte Augen. »Rede jetzt mit der Polizistin.«
Als Yasmine nickte, schaltete Wanda den Rekorder ein.
Über den Videobildschirm beobachtete Decker Oliver bei der Vernehmung von Kyle Kerkin. Der Teenager war eher schlank, mit ausgeprägtem Brustkorb und drahtigen Armen. Er hatte eine große Nase, schmale Lippen, Akne, und sein Gesicht wurde von schulterlangen braunen Haaren eingerahmt. Decker
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