Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
Gefallen.«
Er hörte auf zu reden.
»Es war ein wundervoller Tag.« Sein Blick schweifte ins Leere. »Echt, Rina und Peter sind die nettesten Menschen der Welt, aber sie leben ihr eigenes Leben, und das ist auch total gut so. Ich brauch keine zweiten Eltern. Ich verbring viel Zeit mit mir allein.«
»Das muss einsam sein.«
»Es hat seine positiven Seiten. Ich übe andauernd. Mein Können hat deshalb einen Quantensprung hingelegt. Ich hab mein Repertoire um das Zehnfache erweitert. Ich bin besser, als ich sein sollte.«
»Schön, dass es doch etwas Gutes bewirkt hat.«
»Das einzig Gute, bis Yasmine aufgetaucht ist. Da kamen ein paar komische Dinge zusammen, die mich ihr nähergebracht haben. Meine Eltern haben mich verlassen, und ich hab keine richtigen Freunde mehr. Ganz bestimmt hatte ich keine Lust, mit diesen Idioten aus dem Starbucks rumzuhängen. Ich glaub, ich wusste gar nicht, wie einsam ich war, bis sie ins Bild kam.« Er schwieg einen Moment. »Sie ist so eine Schönheit. Jedes Mal, wenn ich sie seh, schmilzt irgendwas in mir.« Er hörte auf zu reden, und seine Augen wurden feucht. »Ich hab den Faden verloren, entschuldigen Sie.«
»Da gibt es nichts zu entschuldigen.« Marge wartete einen Augenblick und kam wieder zur Sache. »Du sitzt also mit Dylan und seinen Freunden bei Starbucks an einem Tisch.«
»Ja.«
»Hat er dir seinen Nachnamen verraten?«
»Nein. Nur Dylan.«
»Und dann hast du dich mit ihm über Waffen unterhalten und deinen Dad und den Lieutenant.«
»Genau.«
»Wie bist du sie losgeworden?«
»Ich hab nur gesagt, ich muss nach Hause. Manchmal macht Rina sich Sorgen, wenn sie nichts von mir hört. Es ist schön, dass jemand sich genug kümmert, um zu merken, ob ich lebe oder schon gestorben bin.« In Gedanken war er weit weg. »Zufällig hab ich dann dieses Mädchen, Cameron, getroffen, vielleicht vor ein oder zwei Monaten. Es war ein Dienstag, das weiß ich noch, weil es der Tag war, an dem ich Jeff Robinson vorspielen sollte. Er ist mein Agent. Ich könnte Ihnen das genaue Datum besorgen, falls Sie’s brauchen.«
»Ja, das wäre hilfreich.«
»Es war so gegen halb sieben morgens, und ich wartete an der Bushaltestelle zur SC . Da kommt diese umwerfend schöne Blondine auf mich zu und sagt: ›Chris, Chris …‹« Er sah Marge an. »Dylan hatte ich gesagt, ich heiße Chris. Schien mir damals eine gute Idee zu sein.«
»Clever.«
Er tat das Kompliment mit einem Achselzucken ab. »Also, sie sagt zu mir: ›Weißt du, wer ich bin?‹ Da fällt’s mir wieder ein. Also sag ich: ›Klar, du warst mit Dylan zusammen.‹ Wir unterhalten uns. Ich bin noch halb verpennt. Und ich will ihr nichts von mir erzählen, weil ich dieses seltsame Gefühl hab bei ihr. Also frag ich sie, was sie hier so früh macht, und sie zeigt mir, dass sie gerade Gras gekauft hat.«
Marge nickte.
»Sie sagt: ›Komm mit zu mir nach Hause, und wir rauchen was zusammen.‹ Dann sagt sie, ihre Eltern sind nicht da. Und sie fängt an … irgendwie mit mir zu flirten … meinen Nacken zu massieren … mir zu erzählen, ich soll mich entspannen . Sie sieht wirklich gut aus, wissen Sie. In einer anderen Welt wär das die totale Anmache gewesen. Stattdessen bekam ich echt Zustände. In New York gehörte ich zu einer angesagten Party-Clique, daher kenne ich diesen Typ aus dem Effeff. Sie ist eine Drogistin und leicht flachzulegen, aber eben auch richtig fies. Ich hatte genug verrückte Leute in meinem Leben. Ich hätte sie nicht gevögelt, selbst wenn Yasmine nicht gewesen wäre. Aber so was sagt man nicht zu einem fiesen Mädchen – vor allem nicht zu einer, die mit einem Typen abhängt, der auf Waffen steht.«
»Gutes Argument.«
»Ja, ich versuch also, aus der Sache rauszukommen, ohne dass sie angepisst ist. Ich erzähl ihr was von einem Vorspielen mit meiner Band – gar nicht mal so falsch. Und dann zieh ich eine Riesenshow ab mit dem Speichern ihrer Telefonnummer in meinem Handy, damit sie sich nicht abgewiesen fühlt und sauer wird.«
»Hast du ihre Nummer noch?«
»Nein, die hab ich schon im Bus gleich wieder gelöscht. Ich hab ihr meine Nummer gegeben, aber einen Zahlendreher eingebaut. Sie hat mich nach meinem Nachnamen gefragt, und ich sagte ihr Donatti, weil sie, wenn sie den Namen googelt, selbst rausfinden kann, was für ein Scheißkerl mein Dad ist.«
»Und hat sie dir gesagt, wie sie heißt?«
»Cam… Abkürzung von Cameron. Nach dem Nachnamen hab ich sie nicht gefragt.«
»Okay,
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