Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
läuft.«
Rina nickte und rüttelte sanft an seiner Schulter. Gabe bewegte sich, atmete ein und zuckte dann zusammen.
»Ich bin wach, ich bin wach.« Er öffnete die Augen. »Was gibt’s?«
»Entschuldige, dass ich dich wecke, mein Lieber.« Rina überließ Marge ihren Stuhl. »Sergeant Dunn ist da.«
»Hallo.« Er setzte sich auf und verzog das Gesicht. »Ich glaub, wir sind uns schon mal begegnet.«
»Wahrscheinlich auf Sammys Hochzeit.«
»Ja, da war ich … zusammen mit fünfhundert anderen Gästen.«
»Wir haben jeden zur Hochzeit meines Sohnes eingeladen«, erklärte Rina. »Sich Feinde zu machen zahlt sich nicht aus.«
»Falls du mal ein paar Feinde brauchst, leih ich dir gerne welche.« Gabe wandte sich an Marge. »Worum geht’s?«
»Ich möchte dir ein paar Fotos zeigen.« Sie reichte ihm den ersten Bogen mit der Aufnahme von Dylan Lashay. »Schau mal, ob dir jemand bekannt vor-«
»Der hier.« Er zeigte auf Nummer vier. »Das ist Dylan.«
»Bist du sicher?«
»Der Typ hat mich angeschossen. Könnte mir nicht sicherer sein.«
»Kannst du deine Wahl umkreisen und unterschreiben?«
»Na klar.« Nachdem er fertig war, gab er ihr den Bogen zurück. »Der Nächste?« Als Marge ihm die Mädchen reichte, sagte Gabe: »Das hier ist Cameron.« Er nahm den Stift, umkreiste ihr Foto und unterschrieb. »Was noch?«
Ganz geschäftsmäßig. »Falls du darüber sprechen magst, würde ich gerne hören, was passiert ist.«
»Kann ich Yasmine noch mal anrufen?«, fragte Gabe unvermittelt.
»Sie redet gerade mit den Polizisten.«
»Ist ihre Mom bei ihr?«
»Ja.«
»Hasst sie mich … ihre Mutter?«
»Natürlich hasst sie dich nicht«, mischte Rina sich ein. »Du hast das Leben ihrer Tochter gerettet.«
»Eigentlich hat sie sogar ihre Sorge um deine Gesundheit zum Ausdruck gebracht«, sagte Marge.
»Also ist es vielleicht unterm Strich ganz gut, dass ich angeschossen wurde. Der Mitleidsfaktor arbeitet für mich.«
»Du brauchst keinen Mitleidsfaktor, damit man dich gernhat. Ich glaube, Sergeant Dunn muss dir ein paar Fragen stellen.«
»Bist du in der Lage, darüber zu reden?«, fragte Marge.
»Klar«, sagte er. »Ein bisschen Ablenkung, bevor ich unters Messer komme. Oder unter einen Laser.« Er sah zu Rina hinüber. »Haben sie den Arzt schon aufgetrieben?«
»Ja, er müsste bald eintreffen …« Sie blickte auf die Uhr. »In vierzig Minuten ist er da.« Sie erhob sich. »Ich gehe ein bisschen frische Luft schnappen. Braucht ihr irgendetwas?«
»Ich darf leider nichts essen, bis ich operiert werde.« Er bekam einen hungrigen Gesichtsausdruck. »Ich bin verwundet und am Verhungern. Das nervt.«
»Ja, das tut es wohl.«
»Ach, Rina, hättest du wohl so viel Zeit, mir meine Brille zu besorgen? Die Kontaktlinsen bringen mich um.«
»Kein Problem.«
»Danke.« Pause. »Und bist du wieder da, wenn der Arzt kommt?«
»Natürlich.«
»Danke, dass du bei mir bleibst. Also, ich falle ja nicht wirklich in deinen Zuständigkeitsbereich.«
»Gabriel, ganz sicher bin ich für dich zuständig und verantwortlich.« Sie küsste ihn auf seine fettigen Haare. »Und es gefällt mir sehr, für dich verantwortlich zu sein. Ich würde es nicht anders haben wollen.«
»Könnt ihr mich adoptieren?«, fragte Gabe.
»Ich würde dich mit Freuden adoptieren, aber deine Eltern würden dem nicht zustimmen.«
»Ich seh keinen von beiden hier, um Einspruch zu erheben.«
»Dein Vater wird bald hier sein.«
»Klar, wenn er einen Moment Zeit findet«, sagte Gabe. »Aber hallo, ich bin nicht verbittert.«
Rina küsste ihn wieder auf die Stirn. »Ich hole deine Brille.«
»Danke. Und meine Akne-Medizin?«
»Natürlich.«
»Hast du Nick angerufen?«
»Ja, er wollte sofort herkommen, aber ich habe ihn gebeten, bis nach der OP zu warten.«
»Was hat er gesagt?«
»Dass er entsetzt ist.«
»Und Jeff Robinson?«
»Ich habe nicht mit ihm gesprochen, bin mir aber sicher, dass auch er entsetzt ist.« Rina winkte ihm von der Tür aus zu. »Ich bin in zwanzig Minuten wieder da.«
Gabe wandte sich Marge zu. »Was möchten Sie wissen?«
Marge zückte ihren Notizblock. »Ich frage mich, ob ich ein Aufnahmegerät im Krankenhaus einschalten darf … ob es irgendwelche Geräte stört.«
»Ich hab nichts dagegen.«
»Gut, ich kann es ja immer noch ausschalten, sollte sich jemand beschweren.« Sie stellte das Gerät auf das Tischchen neben dem Bett. »Warum fängst du nicht einfach ganz von vorne an?«
»Das ist eine lange
Weitere Kostenlose Bücher