Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
aufspringen würde, um seine Klientin aus ihrem Schlamassel zu befreien. Aber es war Marie Holbein, die als Erste etwas sagte.
»Der angegriffene Junge ist Ihr Pflegesohn?«
»Formaljuristisch gesehen nicht«, sagte Decker. »Ich beziehe kein Geld vom Staat. Der Junge brauchte einen Platz zum Leben, und meine Frau und ich haben entschieden, ihm ein Zuhause zu geben, bis er alt genug ist, um auf eigenen Füßen zu stehen.«
»Also sind auch Sie ein Diener Gottes«, sagte Marie.
Wenn das kein gutes Zeichen war. »Ich tue dem Jungen nur einen Gefallen.«
»Aber Sie stehen in einer persönlichen Beziehung zu dem Jungen«, sagte der Anwalt.
»Ganz genau«, erwiderte Decker.
»Und Sie sind vermutlich eher dazu bereit, seine Darstellung der Vorfälle zu glauben als die der anderen.«
»Herr Anwalt, ich habe mich aus dem aktiven Teil der Ermittlungen wegen Voreingenommenheit zurückgezogen. Deshalb ist Detective Pratt Ihr Ansprechpartner und nicht ich.«
»Was meinen Sie mit dem aktiven Teil?«, fragte Quiller.
Wynona meldete sich zu Wort. »Er fungiert als eine Art Verkehrsleitstelle. Setzt den oder die in Raum eins, fertigt einen Fotobogen an, besorgt den Durchsuchungsbefehl. Solche Sachen.«
»Ich habe aktiv an keiner Vernehmung der Teenager teilgenommen, außer jemand hat explizit nach mir gefragt.«
»Ist das passiert?«
»Ja, ist es.«
Marie meldete sich mit erhobener Hand. »Wir sind nicht hier, um Darla durch formaljuristische Feinheiten freizubekommen, Lieutenant. Das mag bei anderen Eltern passieren … sie glauben, sie beschützen so ihre Kinder. Tatsächlich machen sie alles nur noch schlimmer, weil das, was sie tun, moralisch falsch ist. Dominick und ich verteidigen unsere Kinder nicht um jeden Preis. So helfen wir Darla nicht weiter.«
»Da stimme ich vollkommen mit meiner Frau überein«, sagte Dominick. Die beiden waren der Traum eines jeden Polizisten – und Darlas schlimmster wahrgewordener Alptraum.
Marie wandte sich mit vor Eifer glühenden Augen an ihre Tochter. »Darla, wenn du irgendwie hoffst, ein moralisches Leben zu führen, so musst du dein Gewissen vor Gott erleichtern.«
Quiller schaltete sich ein. »Als praktizierender Christ bin ich ganz deiner Meinung, Marie. Aber ich glaube auch, dass ich hier als Anwalt auftreten und für Darla alles im Rahmen der Legalität Mögliche tun muss.« Er wandte sich an Decker. »Sie ist minderjährig. Ich will, dass ihre Akte versiegelt wird. Auf gar keinen Fall eine Gefängnisstrafe, auch nicht im Jugendarrest. Keine Bewährung, keine Gemeindearbeit. Die Kirche wird dafür sorgen, dass sie für ihre Sünden bezahlt. Aber dieses grauenhafte Szenario verlässt sie ohne jeden Makel.«
»Möchten Sie, dass ich in meiner offiziellen Funktion tätig werde, obwohl ich eine Beziehung zu Gabriel habe und er bei mir wohnt?«, fragte Decker nach.
»Wenn Sie die Befugnis haben, Darla herauszuhelfen, freue ich mich darauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten«, entgegnete Quiller.
Decker setzte sich. »Die Anklagepunkte sind ziemlich schwerwiegend. Es hängt davon ab, was sie uns zu sagen hat.«
»Ich weiß, was sie zu sagen hat, weil sie bereits mit mir gesprochen hat. Darla war noch nie in irgendwelchen Schwierigkeiten.«
»Bei ihrer Verhaftung befanden sich Methamphetamine in ihrem Besitz.«
»Darla hat ein Drogenproblem, über das wir uns nicht im Klaren waren. Als Teil des Deals garantiere ich Ihnen, dass sie einen Entzug machen wird. Alles, was wir wollen, ist, dass sie ihre Gemeindearbeit innerhalb des Rahmens unserer Kirche verrichtet. Wir fördern ein Programm in Afrika. Es wäre perfekt für ein so intelligentes Mädchen wie sie.«
»Sie wissen ja, einen Deal muss der Staatsanwalt absegnen.«
»Aber Sie können eine Empfehlung aussprechen. Das hätte ich gerne. Außerdem werden Sie, nachdem Sie gehört haben, was passiert ist, mit Ihrer Entscheidung sehr zufrieden sein. Darla kann Ihnen viele Dinge von unschätzbarem Wert erzählen.«
Decker nahm das Aufnahmegerät auf dem Tisch unter die Lupe. »Es funktioniert?«, fragte er Wynona.
»Ja, ich habe es mehrmals getestet.«
»Gut«, sagte Decker. »Wenn Sie meine Beteiligung wünschen, bin ich hier, um zuzuhören.«
Alle Blicke lagen auf dem jungen Mädchen. Sie steckte sich die Haare hinters Ohr und biss sich auf die Unterlippe. Als sie schließlich zu sprechen begann, war ihre Stimme kaum zu hören.
35
»Hat Gabe sie identifiziert … hat er? … und er ist sich si cher? … Super! Warte,
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