Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
die neuesten Entwicklungen an der B and W den vollzahlenden Eltern beibringen will.«
Beide schwiegen einen Moment, dann schnippte Marge mit den Fingern. »Ich hab’s!«
»Schieß los.«
»Liebe Eltern: Die Handlungen der Kids hatten rein gar nichts mit einer Entführung zu tun.« Sie grinste. »Es war die Performance eines Kunstprojekts .«
»Genial.« Oliver öffnete die Autotür. »Zu dumm, dass Dylan keine Videokamera dabeihatte. Ich bin mir sicher, viele Museen hätten richtig Geld für das Video hingelegt.«
Bevor Decker zur Mordkommission gekommen war, hatte er in zahlreichen Abteilungen gearbeitet, vor allem sechs Jahre im Dezernat für Jugendkriminalität und Sexualdelikte, zu sammen mit Marge Dunn. Er hatte zahllose Vernehmungen mit kriminell gewordenen Teenagern durchgeführt, deren Gefühlslage die gesamte Skala von rotzfrech bis zu Tode erschrocken ausfüllte. Doch während all der Jahre war ihm noch nie ein so reumütiges Mädchen wie Darla begegnet. Sie begann die Vernehmung mit folgender Ankündigung: »Ich verdien es, in der Hölle zu schmoren.«
Marie Holbein, Darlas Mutter, blieb davon ungerührt. »Wenn du dich nicht zusammenreißt, Darla, dann wird genau das passieren. Hör auf mit der Theatralik und berichte dem Lieutenant, was heute Morgen geschehen ist.«
Das Mädchen murmelte irgendetwas vor sich hin, und der Vater wies sie an, lauter zu sprechen.
Darla wischte sich über die Augen. »Ich möchte wirklich sagen, dass es mir wahnsinnig leidtut. Wenn das Mädchen mich sehen und mich anbrüllen will oder schlagen oder … ich bin dazu bereit. Ich wär auch froh, wenn ich Gemeindearbeit bei einem Wohltätigkeitsverein ihrer Wahl leisten könnte. Und wenn sie will, dass ich ins Gefängnis geh, dann mach ich das. Ich hab keine Angst vor dem Gefängnis, weil ich dort Buße tun kann. Ich hab Angst vor Gott.«
»Amen«, sagte Marie.
»Amen«, kam das Echo von Dominick, ihrem Vater.
»Ich übernehm die volle Verantwortung für mein Fehlverhalten.« Ihre Tränen glichen Sturzbächen. »Ich bin Jesus sehr dankbar, dass er mir diese Chance gegeben hat, Buße zu tun und die Dinge wieder zu richten. Unser Herr starb für unsere Sünden am Kreuz. Ich möchte nur, dass jeder das weiß.«
Marie biss sich auf die Lippen, als sie feuchte Augen bekam. »Jesus wird dir verzeihen, wenn du wahre Buße tust. Deshalb fang jetzt an, dem Detective alles zu erzählen.«
Mittlerweile weinten Mutter und Tochter leise vor sich hin. »Ich hab bei Cam übernachtet. Wir arbeiten gerade an einem Projekt in Staatskunde, was heute fertig sein musste. Deshalb hab ich bei ihr übernachtet.« Sie sah erst Wynona und dann Decker an. »Bei Gruppenarbeiten tun wir uns immer zusammen, auch wenn ich das Meiste davon schreibe. Ich beschwer mich nicht, ich sag nur, wie’s ist.«
»Cameron ist eine enge Freundin von dir?«, fragte Wynona.
Darla sah jetzt ihre Mutter an. »Wir kennen uns schon ewig. Wir sind uns als kleine Kinder in der Kirche begegnet. Wir haben alles zusammen gemacht. Sie ist total lustig. Sie ist auch umwerfend schön und zieht viel Aufmerksamkeit von Männern auf sich.«
»Zu hübsch zu sein ist ein Werk des Teufels«, sagte Marie. »Sieh dir an, in welchen Schwierigkeiten sie steckt.«
»Sie ist beliebt, ja, aber dabei geht’s um mehr als nur das Aussehen, Mama. Sie hat … Charisma. Alle zieht es zu ihr hin. Es macht Spaß, mit ihr befreundet zu sein.«
Sie knetete ihre Hände.
»Vor ungefähr sechs Jahren haben ihre Eltern die Kirche verlassen.« Ihr Blick ging auf der Suche nach Bestätigung zu ihrer Mutter. »Vor sechs Jahren, oder?«
»Ja, ungefähr.«
»Erst traten ihre Eltern aus der Kirche aus, und ein paar Monate später haben sie sich sogar getrennt. Es war echt hart für Cameron. Dann hatte ihre Mutter einen jüngeren Freund, und ihr Vater nahm sich eine sehr junge Freundin. Ihre Eltern … flippten irgendwie aus. Cameron erzählte, sie hätten angefangen, viel zu trinken – vor ihren Augen.«
»Das hat mir meine Tochter nie erzählt«, sagte Marie. »Sonst hätte ich das Jugendamt auf sie angesetzt.«
Und genau deshalb hat das Mädchen dir nichts gesagt , dachte Decker. »Cameron war etwa zwölf, als das alles passierte?«
»Ja«, bestätigte Darla. »Wir gingen in die siebte Klasse. Zu einem bestimmten Zeitpunkt wohnten alle unter einem Dach – ihre Eltern, der Freund und die Freundin. Es war total schwer für Cam. Ich glaub, da hat sie angefangen, Joints zu rauchen. Ich sagte
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