Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
gerade zusammenzutragen.«
»Was hat man Ihnen erzählt?«
»Wie ernsthaft ist Ihre Klientin zur Zusammenarbeit bereit?«, fragte Wynona.
»Wenn sie mitarbeitet«, sagte Quiller, »was können Sie für sie tun?«
»Vorausgesetzt, sie ist nicht die Schützin –«
»Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie geschossen!«, rief Darla. »Sie haben doch meine Hände schon untersucht.«
»Sie war sauber«, sagte Quiller.
»Vielleicht hatte sie ihre Hände gewaschen«, entgegnete Wynona.
»Ich schwör’s, ich hab auf niemanden geschossen!« Das Mädchen war an der Grenze zur Hysterie.
»Wenn sie mit Ihnen zusammenarbeitet und nicht geschossen hat, was können Sie für sie tun?«, fragte Quiller erneut.
Wynona sah zu Decker, der wieder nickte. »Was geht Ihnen durch den Kopf?«
»Sie ist minderjährig, das wissen Sie ja.«
»Sie ist siebzehn, Herr Rechtsanwalt. Wir hätten keine Schwierigkeiten, sie als Erwachsene wegen Entführung und versuchten Mordes vor Gericht zu ste-«
» Was? «, schrie Darla.
»Beruhige dich, Darla!«, sagte Quiller. »Was können Sie dem Staatsanwalt empfehlen?«
»Was wollen Sie?«
»Bevor sie irgendeine Strafe verbüßt, muss sie dringend eine Therapie machen wegen Drogenmissbrauchs. Ersatzweise Einweisung in eine Entzugsklinik im Austausch für Jugendhaft.«
»Ich weiß nicht, ob ich das bewirken kann, Herr Rechtsanwalt.«
»Tja, das sind die Grundbedingungen für ihre Mitarbeit. Und falls sie zustimmt, als Kronzeuge aufzutreten, möchte ich, dass alle Anklagepunkte gegen sie fallengelassen werden. Wie ich bereits sagte, wird sie sofort einen Drogenentzug beginnen, und danach wird die Kirche ihr fünfhundert Stunden Gemeindearbeit auferlegen.«
»Also, ich dachte da eher an eine Bewährungsstrafe plus zweitausend Stunden Gemeindearbeit«, entgegnete Wynona.
»Keine Bewährung. Ich will nicht, dass sie eine Akte hat. Alle Anklagepunkte müssen fallengelassen werden.«
»Ob mir das gelingt?«, zweifelte Wynona. »Die Anklagepunkte sind schwerwiegend.«
»Was halten Sie von fünftausend Stunden Gemeindearbeit? Unter Aufsicht der Kirche?«
»Ich kann nicht für den Staatsanwalt sprechen. Außerdem muss das Gericht einen Beweis haben, dass sie ihre Pflichten gegenüber der Gemeinde wirklich erfüllt.«
»Wie viel sind fünftausend Stunden in Tagen?«, fragte Marie.
»Ungefähr drei bis vier Jahre Vollzeitarbeit«, erklärte ihr Wynona.
»Das wäre passend«, sagte Marie. »Die Kirche betreut mehrere Wohltätigkeitsprogramme in Afrika. Ich schicke sie sofort nach dem Entzug dorthin.«
»Was ist mit der Klassenfahrt und meinem Abschluss?«, fragte Darla.
Ihre Mutter lächelte spöttisch. »Du machst wohl Witze.«
»Ich möchte aber gerne zur Abschlussfeier gehen. Mich von allen verabschieden.«
»Bist du noch bei Sinnen? Du kannst keinen Schritt mehr an diesen Ort setzen. Sei froh, wenn die B and W zustimmt, dich den Abschluss überhaupt machen zu lassen! Wenn das alles herauskommt, bist du dort der letzte Dreck!«
»Wenn sie als Kronzeugin aussagt«, sagte Wynona, »bedeutet das, dass der Staatsanwalt die ganze Zeit darüber informiert sein will, wo sie sich aufhält. Und sie muss sofort aus Afrika zurückkehren, wenn einer der anderen Beteiligten vor Gericht kommt.«
»Einverstanden.« Quiller sah Wynona an. »Und nichts ist von unserer Seite aus garantiert, bis es unterschrieben wurde.«
»Damit können wir leben.« Decker verkniff sich ein Grinsen. »Aber Ihnen ist doch klar, dass das mit der unterschriebenen Garantie für beide Seiten gilt.«
36
Alles das befand sich nicht in Dylan Lashays Schulspind: Pornos, zerknülltes Papier, Stifte, zerbrochene Lineale, alte Winkelmesser, irgendwelche Zettel, Junk-food-Verpackungen oder faules Obst, stinkende Sportsocken oder dreckige T-Shirts.
Alles das war drin: Schulbücher und Schmierpapier, zwei Revolver, zwei Halbautomatik-Pistolen inklusive einer alten Raven Arms MP -25, allgemein bekannt unter dem Namen Samstagnacht-Spezial, und ein Taser. Dazu einige große Brocken Crystal Meth, zwei benutzte Crack-Pfeifchen, vier Schachteln Munition, zwei Schachteln Kondome, eine Rolle Isolierband, Angelschnur, zwei schwarze Skimasken, eine Schachtel Latex-Handschuhe und eine Rolle blauer Müllbeutel.
Marge hatte eine Videokamera mitgebracht, um die gefundenen Gegenstände zu filmen, und das erwies sich als sehr gute Idee. Sie filmte und beschrieb dabei laut, wie Martin Punsche das Schrankschloss öffnete. Dann filmte und
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