Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
Vorführung ist gegen sechs heute Abend. Aber das ist eine Schätzung, es könnte auch später werden.«
Sie blickte auf ihre Uhr. Es war bereits halb vier. »Danke.«
»Ich rufe da immer wieder an und halte dich auf dem Laufenden, ob es eine Änderung auf der Prozessliste gibt.«
»Sind Lee Wang und Littles Anwalt schon in Gabes Zimmer fertig?«
»Rina hat mich gerade angerufen. Sie sind gleich durch. Der Junge hat es ihnen leichtgemacht, weil er sehr ordentlich ist. Der schwierigste Teil war, sich durch den Müll durchzuarbeiten, den meine Söhne hinterlassen haben.«
»Irgendwas Schlechtes für ihn?«
»Nein, aber sie haben Gabes Computer mitgenommen.«
»Das war ja nicht anders zu erwarten. Wir haben gerade Kyle Kerkins Spind beendet. Drogen und Schwulenpornos, aber keine Waffen. Jetzt machen wir mit Cameron Cole weiter. Ich weiß, dass Lee zurück im Revier ist und die Durchsuchungsbefehle für die Wohnungen dabeihat. Wer arbeitet gerade an was?«
»Brubeck ist auf Lashay angesetzt, Wanda kümmert sich um Cameron Cole, Messing um Kyle Kerkin. Holbein und Asaroff sitzen in U-Haft im Jugendgefängnis. Ihre beiden Anwälte sind zu einem Deal bereit. Wir warten also nur auf die Unterschrift des Staatsanwalts. Übrigens hat Littles Anwalt vor ungefähr einer Stunde herausgefunden, dass Gabe angeschossen wurde. Er will wissen, wer das war. Ich glaube, er denkt sich seinen Teil, da Dylan der Einzige mit Schmauchspuren an den Händen war. Er will es nur von uns hören.«
»Sobald Wanda die Kugel hat«, sagte Marge, »werden wir sicher wissen, dass es der 22er war, und dann ist Dylan erledigt. Aber das erzähle ich natürlich nicht Kyles Anwalt, weil die winzige Möglichkeit besteht, dass Kyles Luger oder Glock aus Versehen losgegangen ist. Der Junge hatte zwei Schuss waffen dabei.«
»Kein Wunder, dass er verhandeln will.«
»Er verdient eine Haftstrafe«, sagte Marge.
»Ja, und die wird er auch kriegen. Gegen Kyle haben wir richtig viel in der Hand. Sein Anwalt wird dankbar sein für jeden Deal, den wir ihm anbieten.«
»Woran denkst du da?«
»Wir können eine Menge auffahren, von schwerer Körperverletzung und Entführung bis zu illegalem Waffenbesitz im Austausch gegen eine Zeugenaussage und verkürztes Haftmaß. Dylan ist ein größerer Fang. Wenn die Kugel aus dem 22er stammt und man sie im Zusammenhang sieht mit den Schmauchspuren an Dylans Hand, dann haben wir für ihn versuchten Mord. Wenn du das zu dem hinzufügst, was du und Oliver in seinem Schrank entdeckt habt, kannst du ihn aufspießen. Er ist erledigt.«
»Das klingt gut.«
»Eine Sache kommt Kyle Kerkin zugute, und zwar seine Info über Gregory Hesses Selbstmord. Habt ihr zufälligerweise die Videokamera entdeckt?«
»Noch nicht.«
»Wäre nett, Kyle hätte nicht gelogen.«
»Ein Teenager im Besitz zweier illegaler Schusswaffen hat möglicherweise ein kleines Aufrichtigkeitsproblem«, gab Marge zu bedenken. »War er nicht derjenige, der Gabe die Waffe an den Kopf gehalten hat?«
»Ja, und das wiegt schwer. Wir müssen einfach abwarten, was Kyle uns zu bieten hat und womit Chris Donatti leben kann.«
»Der wird wohl kaum weniger fordern als die Todesstrafe«, sagte Marge.
Decker antwortete nicht darauf. Chris hatte seine eigene Art, die Dinge zu erledigen. Momentan war das Gefängnis der sicherste Platz für Kyle Kerkin und Dylan Lashay. »Ich melde mich bei dir, falls sich der Termin für die Vorführung verschiebt.«
»Danke. Wir machen jetzt mit Camerons Spind weiter. Ich halte dich auf dem Laufenden.«
»Sehr gut. Kann ich noch was für Sie tun, Sergeant?«
»Diese ganze Macht und Ehrerbietung, die du mir zuteilwerden lässt, gefällt mir richtig, richtig gut.«
»Ich bin ein alter Mann. Eines Tages gehe ich in Rente.«
»Wenn du weg bist, alter Mann, dann bin ich das auch.«
Zwischen dem Moment, in dem man ihn in den OP geschoben hatte, und der Rückkehr ins Krankenzimmer nach der Aufwachstation vergingen dreieinhalb Stunden. Gabe war ziemlich groggy, als sie ihn in sein Bett brachten, und schlief auf der Stelle wieder ein. Das erste Mal rührte er sich um sechs Uhr abends. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, sobald er sich bewegte, und Rina klingelte nach der Krankenschwester.
»Mal sehen, ob wir dich nicht bequemer hinlegen können«, sagte sie zu ihm.
Er versuchte, sich auf Rinas Gesicht zu konzentrieren. Alles war verschwommen. In ihm wechselten sich Elektroschocks und dumpfes Pochen ab. »Rina?«, flüsterte
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