Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
wäre. Insgesamt arbeitete sich sein Vater durch circa fünfzehn Mädchen in zehn Tagen. Er nannte das Warenbemusterung. Es gab die stillschweigende Vereinbarung, dass Gabe sich nach Wunsch bedienen konnte, doch das hätte nur zu Komplikationen geführt. Deshalb sonderte er sich jeden Abend in seinem Hotelzimmer ab und begutachtete das Angebot an Pornofilmen im französischen Internet.
Am Ende hatte Chris nur einem der Mädchen einen Job angeboten, einer wunderhübschen, aber drogensüchtigen Neunzehnjährigen. Er hatte ihr ein Ticket mit der billigsten Fluglinie gekauft, die er finden konnte, während Gabe, Chris und Chris’ momentane Freundin Talia in der Ersten Klasse der Air France den Rückweg antraten.
»Wie hoch sind die Chancen, dass sie tatsächlich zur Arbeit bei dir erscheint?«, fragte ihn Gabe.
»Fifty-fifty.«
Zwei Wochen später kreuzte sie auf. Womit über Chris’ Charme alles gesagt wäre.
Als es auf Gabes Uhr zwei war, wurde er sauer. Er hatte mittlerweile zwanzig Dollar ins Warten investiert, und sie ließ sich weit und breit nicht blicken. Er bat den Taxifahrer, noch einen Moment dazubleiben, stieg aus dem Taxi aus und schrieb ihr im Auf-und-ab-Gehen eine SMS.
wo bist du!!!!!!
sorry.
Verdammte Scheiße. Sie würden zu spät kommen. Und genau das hasste er. Es machte ihn total nervös. Um 14:20 Uhr sah er sie endlich die Straße entlanglaufen. Wäre er nicht so wütend gewesen, hätte er laut gelacht, weil sie total skurril aussah.
Knallrot im Gesicht, rannte sie auf hohen Absätzen in einem schwarzen Mini-Cocktail-Kleid, das über ihren nicht-existierenden Hüften spannte, und einem schwarzen Pulli mit einem altmodischen pelzartigen Kragen auf ihn zu. Ihre Haare waren passend zu einer klassischen Abendgarderobe hochgesteckt. Dazu hatte sie eine perlenbesetzte Abendtasche dabei. Und sein Aufzug? Ein Jeanshemd über einem schwarzen T-Shirt, Khakis und Turnschuhe von Vans.
Sie winkte ihm zu.
Er winkte nicht zurück.
Als sie beim Taxi ankam, sagte sie: »Es tut mir so leid –«
»Es ist wirklich spät. Abmarsch.«
Sie stieg zuerst ein, und dann glitt er auf den Platz neben ihr und knallte die Tür zu.
Laut.
»Los, los los«, giftete er den Taxifahrer an – einen Russen mit starkem Akzent. »Nehmen Sie die 405 zum 101 East, der zum 134 wird. Den fahren Sie bis zum 5 South, bis Sie an der 110 South ankommen. An der ersten Ausfahrt fahren Sie dann ab.«
»Ok-kay.«
»Wir müssen in einer halben Stunde dort sein.«
»Iest unmöglich.«
»Tun Sie’s einfach, und ich bedank mich mit zwanzig Dollar.«
»Du sein Chef.«
Der Fahrer trat aufs Gaspedal und warf sie nach hinten in die Lehne. Yasmine japste nach Luft, aber Gabe beachtete sie nicht. Er lehnte sich zurück, kochte innerlich vor Wut, und kreuzte die Arme vor der Brust.
»Es tut mir leid«, sagte Yasmine noch einmal.
Er antwortete nicht. Dann sagte er: »Warum hat das so lange gedauert?«
»Ich hatte meiner Mutter gesagt, dass ich die Tickets zurückgegeben hätte. Also musste ich warten, bis meine Mutter und meine Schwestern zum Einkaufen und auf Michael Shoomers Pool-Party gegangen waren. Dann musste ich mich fertigmachen.«
Fertigmachen für was?
Er warf einen Blick auf sie. Sie hatte tonnenweise Make-up im Gesicht, trug Seidenstrümpfe und dämliche Perlen – als wäre das hier ein Debütantinnen-Ball. Da sahen die Weiber auch so bescheuert aus. Sie wirkte, als hätte sie mit den Klamotten ihrer Mutter Erwachsensein gespielt. Er drehte sich von ihr weg.
Nervös fingerte sie an ihrer Halskette herum. »Es tut mir leid.«
»Mir soll’s wurscht sein«, sagte Gabe. » Ich war schon mal in der Oper. Dafür aber hasse ich es, zu spät zu kommen. Alle glotzen dich an, und du musst über lauter Leute klettern. Es ist so was von unhöflich den Darstellern gegenüber.«
Sie war knallrot im Gesicht und keuchte immer noch. Ihr Blick schweifte über seinen Körper, und sie war ganz still. Als sie etwas sagte, schwang in ihrer Stimme Selbstverachtung mit. »Ich bin total aufgedonnert.«
Gabe sagte nichts dazu und kochte weiter vor sich hin. Sie drehte sich weg und starrte aus dem Taxifenster.
Es herrschte wenig Verkehr. Sie kamen ordentlich voran.
Schließlich sagte Gabe: »Die Oper zieht viele unterschiedliche Menschen an. Die tragen alles Mögliche von Jackett und Krawatte bis hin zu Jeans. Mach dir deshalb keine Sorgen.«
Sie starrte immer noch aus dem Fenster.
Schweigend fuhren sie fünf Minuten lang weiter. Gabe
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