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Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Teuflische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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wurde plötzlich weicher. Was hatte er davon, fies zu sein? Das war die Spezialität seines Vaters. »Du siehst hübsch aus«, sagte er.
    Sie wollte etwas sagen, überlegte es sich aber anders.
    »Wirklich, Yasmine«, sagte Gabe, »du siehst sehr hübsch aus.«
    Zum ersten Mal sah sie ihn direkt an. Ihr Lidstrich war ein bisschen verschmiert. »Die Verspätung tut mir wirklich sehr leid. In meiner Familie kommen alle immer zu spät. Ich hätte dich warnen müssen. Wenn du willst, dass ich um eins da bin, hättest du zwölf sagen müssen. Ich dachte, ein Opernbesuch ist eine echt schicke Sache.«
    »Manchmal ist das auch so.« Gabe wandte sich an den Taxifahrer: »Können Sie nicht schneller fahren?«
    »Ich schon fahren hundert statt achtzig.«
    »Fahren Sie hundertzwanzig. Vor Ihnen ist ja niemand.«
    »Du bezahlen den Strafzettel?«
    »Ja, ich bezahl den Strafzettel.«
    »Du sein Chef.
    Wieder schoss das Taxi mit einem Satz los. Gabe blickte auf die Uhr. Sie hatten noch eine halbe Stunde Weg vor sich und genauso viel Zeit bis zum Beginn der Oper. »In Los Angeles sieht man’s nicht so eng, schon gar nicht bei einer Matinee.«
    »Jetzt weiß ich Bescheid. Ich war eben noch nie in der Oper. Und noch nie in einer Live-Vorstellung, die direkt vor mir auf der Bühne stattfindet.«
    »Glauben deine Eltern nicht an die Kultur?«
    »Sie haben eine Kultur, nur eben nicht die amerikanische. Im Iran, da bin ich mir sicher, war mein Vater sehr kulturbeflissen. Er hat erst mit dreißig Englisch gelernt. Warum sollte er hier die Theater besuchen? Ihm entgehen alle Feinheiten.«
    »Gut gekontert. Tut mir leid, das war sehr unhöflich von mir.«
    Sie fummelte an den Perlen auf ihrer Abendtasche herum. »Ich seh lächerlich aus.«
    Er probierte es mit einem Lächeln. »Niemand wird dich begutachten, es ist ja dunkel, wenn wir bei unserer Ankunft in den Saal stolpern.«
    »Es tut mir leid, dass du wegen mir alles verpasst.«
    »Wir werden nicht alles verpassen. Wir müssen nur eine geplante Pause abwarten, bis sie die Nachzügler einlassen. Für mich ist das nicht schlimm. Ich hab La Traviata schon mal gesehen.«
    »Ehrlich?«
    »Ja, vor ungefähr vier Jahren an der Met in New York.«
    Sie bekam riesengroße Augen. »Ehrlich?«
    »Ja, ich hab früher in New York gewohnt.«
    »Menschenskind.« Sie lehnte sich zurück und schloss mit einem Seufzer die Augen. »Das ist mein absoluter Traum.«
    »In New York zu wohnen?«
    »Nein, in die Met zu gehen.« Sie richtete sich wieder auf. »Wer hat die Violetta gesungen?«
    »Da muss ich nachdenken. Lange her … ich glaube, es war Celine Army.«
    »Sie ist toll!« Sie wandte sich ihm zu, sah ihn aber nicht direkt an. »Aber Alyssa Danielli ist besser.«
    »Besser trifft’s vielleicht nicht ganz. Sie sind verschieden.«
    »Na ja, aber mir gefällt Daniellis Stimme besser. Sie klingt lieblicher.«
    »Da geb ich dir recht.« Er blickte in ihr geschminktes Gesicht mit dem verschmierten Lidstrich. »Wie kommt’s, dass jemand, der noch nie in einem Live-Konzert war, so ein scharfes Ohr hat?«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich bin ein Alien.«
    Gabe unterdrückte ein Grinsen. »Liszt hat Chopin immer mit den Worten vorgestellt, er komme von einem anderen Planeten, also ist das vielleicht gar nicht so schlecht.«
    »Vielleicht.« Yasmine holte einen kleinen Spiegel und einen Lippenstift aus ihrer Tasche. Als sie ihr Gesicht sah, bekam sie einen Schreck. »Du lieber Gott! Ich bin ein Freak!«
    »Du siehst gut aus –«
    »Wie peinlich … ich seh aus, als käm ich direkt nach einem Saufgelage aus der Notaufnahme.« Sie zog ein feuchtes Reinigungstuch aus der Handtasche und begann, ihre Augen damit zu bearbeiten, was alles nur noch schlimmer machte. Ihre Unterlippe zitterte. »Meine Güte, ich bin die reinste Katastrophe.«
    Sie attackierte jetzt ihr gesamtes Gesicht mit dem Reinigungstuch und entfernte haufenweise klebriges Zeug. Mit jeder Wischbewegung verschmierte sie mehr und mehr Schminke. Tränen liefen ihr langsam über die Wangen.
    Gabe verdrehte die Augen. »Hör auf!« Er nahm ihr das Tuch weg. »Beruhig dich erst mal. Du siehst gut aus. Und jetzt halt still.« Vorsichtig entfernte er die Farbe aus ihrem Gesicht, bis nichts mehr davon übrig war. »Bitte sehr.«
    Ängstlich warf sie einen Blick in den Spiegel und schwieg.
    »Keine Ahnung, warum du dein Gesicht mit diesem Scheiß zukleisterst«, sagte er zu ihr. »Ohne siehst du viel niedlicher aus.«
    »Ich hab dir doch gesagt, dass

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