Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
Grund dafür: Mit offenem Mund starrte sie nach oben. »Hast du schon mal so riesige Kerzenleuchter gesehen?«
»Ja, und während der Pause sind sie auch noch da.« Mit einem Ruck zog er sie nach oben. » Komm endlich! «
Sie schafften es bis in den Saal, als gerade das Licht ausging. Er raste an der Platzanweiserin vorbei und meinte nur, er wisse, wo ihre Plätze lägen.
Entschuldigung, Entschuldigung, Entschuldigung, Entschuldigung.
Endlich erreichten sie ihre Plätze.
»Mach dein Handy aus«, wies er sie an.
»Stimmt.«
Gabe ließ sich in seinen Stuhl sinken und atmete laut aus. Grimmig sah er zu Yasmine hinüber, die völlig unbeeindruckt war von ihrer Ankunft in allerletzter Sekunde und dem An schein nach auch unversehrt durch sein grobes Verhalten. Gleich als das Orchester die Ouvertüre anstimmte, saß sie in Habachtstellung mit zusammengepressten Knien auf ihrem Platz. Ihre Hände umklammerten die perlenbesetzte Handtasche, und ihr Körper war leicht vornübergebeugt, als gäbe es da noch irgendetwas zu sehen außer einem samtenen Vorhang.
Unglaublich!
Nach ein paar Atemzügen rollte er seine Schultern vor und zurück und begann sich zu entspannen. Sie saßen in der ersten Reihe der Loge, wodurch er mehr Beinfreiheit für seine einszweiundachtzig hatte. Er lehnte sich an, spreizte seine Beine und ließ die Hände in seinen Schoß fallen.
Aus Versehen berührte sein Knie das ihre. Er zog seine Beine wieder zusammen.
Sie blickte ihn von der Seite an, grinste über beide Backen und bedankte sich mit einem stummen Dankeschön bei ihm, bevor ihre Augen wieder Richtung Bühne wanderten.
Er zog die Augenbrauen hoch, und auf seinen Lippen breitete sich ein amüsiertes Lächeln aus. Dann machte er es sich auf seinem Platz bequem, weit nach hinten gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt. Langsam fielen seine Beine wieder auseinander, bis sein Knie noch einmal das ihre fand.
Diesmal ließ er es genau da, wo es war.
7
Da es auf dem Revier ruhig war, plante Decker, den Papierkram von letzter Woche gründlich durchzugehen, aber er konnte sich nicht konzentrieren: In Gedanken war er immer noch bei der Gedenkfeier für Gregory Hesse. Ein riesiges Foto vom Gesicht des Jungen war über dem Altar aufgehängt worden, junge Augen ohne Hinweis auf die kommende Katastrophe. Vor einer vollen Kirche gab der Priester herzzerreißende Prosa über ein Leben zum Besten, das durch die tiefsten Geheimnisse des Herzens verkürzt worden war. Er musste ein paarmal innehalten, um sich zu sammeln. Dann sprachen Freunde und Familie und zerrten Erinnerungen an ein Kind hervor, das zu jung war für die Vergangenheitsform.
Die Feier endete um zwölf, und der Empfang dauerte noch mal eine Stunde. Decker fiel auf, dass viele Jugendliche aushalfen. Nachdem er Schlange gestanden hatte, um den Eltern sein Beileid zu bekunden, fand Decker, er habe das Richtige getan, an der Feier teilzunehmen, denn Wendy Hesse drückte seine Hand.
Bitte vergessen Sie meinen Sohn nicht.
»Klopf, klopf.« Rina stand in der Tür mit einer Papiertüte in der Hand. »Zimmerservice.«
»Setz dich.« Er grinste. »Was bringst du mir da?«
»Kaltes Roastbeef auf Roggenbrot mit Meerrettich und Senf. In zwanzig Minuten habe ich eine Schulversammlung, und ich dachte mir, zwischendurch tue ich das, was ich am besten kann, nämlich dich füttern.«
»Du tust sehr viele Dinge besonders gut, inklusive mich füttern.«
Sie setzte sich. »Und du bist um sieben zu Hause, stimmt’s?«
»Ja, das bin ich.« Koby und Cindy wollten mit den Babys zum Essen vorbeikommen. »Bist du sicher, dass du nicht doch lieber essen gehen willst?«
»Im Restaurant würde keiner von uns Zeit zum Essen finden. Also habe ich gekocht. Selbst wenn keiner von uns etwas isst, ist es immer noch kostengünstiger als auswärts.«
»Niemand kocht so gut wie du. Was gibt es?«
Sie zählte ihm das Menü auf: mit Reis-Pilaf und Trockenfrüchten gefüllte Kalbsbrust, grüne Bohnen, Süßkartoffelbrei und zum Nachtisch Pfirsichkuchen. Ihm lief sogar, während er sein Sandwich aß, das Wasser im Mund zusammen. »Versuche, pünktlich zu sein.«
»Ich werde es nicht nur versuchen, sondern da sein. Sieh dich hier mal um. Ich bin der Einzige, der so verrückt ist, an einem Sonntagnachmittag herzukommen. Wo ist Gabe?«
»In der Oper. Er sagte, zum Essen sei er wieder da.«
»Der Junge ist ein Rätsel, aber er weiß, was schmeckt.«
»Wie war die Gedenkfeier?«
Decker fasste die Feier kurz für
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