Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
du Greg gefragt, warum er alles mit der Videokamera aufnimmt?«
»Er fand’s lustig … und dass es die Highschool weniger langweilig macht.« Einen Moment lang sagte Joey nichts mehr. »Ich weiß nicht, warum, aber es kam mir so vor, als hätte sein Hobby was mit einem Mädchen zu tun.«
»Hast du Greg danach gefragt?«
»Hab ich. Er meinte, Quatsch, und wenn er eine Freundin hätte, wär ich der Erste, der davon erfährt, damit er mich damit schikanieren kann.«
»Mädchen können dich auf vielerlei Art und Weise beeinflussen«, meinte Decker. »Beruht deine Theorie auf purer Spekulation, oder denkst du an eine bestimmte Person?«
»Ich bin mal die ganze Liste von möglichen Kandidatinnen durchgegangen, aber mir ist keine aufgefallen.«
»Was ist mit deiner Schwester?«, fragte Decker.
»Meine Schwester?« Er verzog das Gesicht. »Sie meinen Tina?«
»Seine Mutter hat ihn mal bei euch abgeholt. Sie sagte, es wären ein paar Mädchen da gewesen, und als sie Gregory darauf angesprochen hat, hätte er geantwortet, es seien Freundinnen deiner Schwester.«
»Tina ist wie ein Kind.« Als Decker dazu nichts sagte, fuhr er fort: »Nä … auf keinen Fall. Und selbst wenn sie geflirtet haben – was ich nie mitgekriegt hab –, wär sie garantiert nicht der Grund dafür, warum Greg das getan hat. Sie liefert nicht gerade die Vorlage für heiße Leidenschaft.«
»Was ist mit ihren Freundinnen?«
»Kann ich mir nicht vorstellen.« Joey schüttelte den Kopf. »Aber ich frag sie, wenn Sie wollen.«
Decker überlegte kurz. Er hatte wirklich keinen triftigen Grund, mit der Befragung einer Horde dreizehnjähriger Mädchen zu beginnen. »Was dir lieber ist.« Er sah Joey eindringlich an. »Also noch mal, wo liegen deiner Meinung nach die Motive für den Selbstmord?«
»Keine Ahnung, Lieutenant, und das ist Fakt.«
»Glaubst du, Greg hat Drogen genommen?«
»Nä, glaub ich nicht.«
»Habt ihr Jungs euch gemeinsam zugedröhnt?«
Joey wurde knallrot. »Ab und zu, an den Wochenenden, und keine harten Sachen. Vielleicht mal ein Joint für uns alle vier.«
Decker nickte. »Könnte Greg da tiefer hineingerutscht sein?«
»Greg hat sich nie so verhalten, als hätte er keine Kontrolle mehr.« Er sah Decker direkt an. »Untersuchen Sie das Blut nicht auf Drogen bei einer Autopsie?«
»Selbstverständlich, aber es dauert ein paar Wochen. Noch mal zurück zu Greg und einer eventuellen Freundin. Ich bin neugierig, aus welchen Gründen du das als Möglichkeit in den Ring wirfst.«
Seine Pupillen legten ein Tänzchen hin. »Er roch besser.« Ein Schluck Wasser. »Sie kennen das doch, wenn’s ein bisschen kühler ist und die Heizung aufgedreht wird. Dann hocken ein paar Kumpel auf einem Haufen und essen was und vertreiben sich die Zeit, und manchmal …« Er wurde wieder knallrot. »Da sieht man sich Sachen an, die man nicht laufen lassen kann, wenn die Eltern da sind. Dann wird’s ein bisschen schmutzig.«
»Verstehe«, sagte Decker.
»Greg hatte immer ein paar Kilos zu viel. Er schwitzte stark. Seit einem Monat ungefähr hat er, glaub ich, öfters geduscht.« Er sah zur Seite. »Und wenn ein Kerl so oft duscht, heißt das für mich, dass es da um ein Mädchen geht. Außerdem …« Eine lange Pause. »Wie sag ich das jetzt, ohne gleich pervers zu klingen? Wir haben so Zeug angeschaut. Ich schätze, Greg hat endlich geschnallt, dass er einen Schwanz hat, wenn Sie wissen, was ich damit sagen will.«
»Schon kapiert. War Greg süchtig nach Pornos?«
»Wir sind alle süchtig nach Pornos. Wir sind Teenager.«
Decker überlegte einen Moment. »Hat er eventuell Sachen gefilmt, die er besser nicht gefilmt hätte? Heimlich im Umkleideraum der Mädchen gedreht?«
Joey sah ihn mit großen Augen an. »Wenn, dann hat er mir nie was davon gezeigt.«
»Wie hätte Greg deiner Meinung nach reagiert, wenn er dabei erwischt worden wäre?«
»Na ja, als Erstes hätte ihn die Schule rausgeschmissen.«
Decker nickte und dachte im Stillen: Was wäre passiert, wenn ein stiller, auf Bücher versessener Junge dabei erwischt worden wäre, wie er heimlich eins der sogenannten angesagten Mädchen nackt filmt? Welche Nummer hätte sie mit ihm abziehen können: ihn bloßstellen, ihn demütigen, ihn erpressen oder, am schlimmsten, ihm mit der Schulleitung drohen? Und wenn der Junge sich Schikanen und einem Schulverweis gegenübersah … wer weiß, was er dann getan hätte.
Joey war immer noch mit der Frage beschäftigt. »Ich glaub, so was
Weitere Kostenlose Bücher