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Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Teuflische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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einige Versionen davon.«
    »Also … wann gehst du denn da hin?«
    Gabe sah sie an. »Der Bus fährt um eins. So ist man gegen Viertel nach zwei, halb drei an der Uni.«
    Sie nickte. »Wie viel kosten die Eintrittskarten?«
    »Nicht viel. So um die fünfzehn, zwanzig Dollar. Ich kauf eine für dich mit. Wenn du auftauchst, gut. Wenn nicht, auch gut. Keinen Stress. Aber wenn du wirklich mitkommen willst, geht es nicht, dass du zu spät da bist. Ich warte nicht.«
    »Verstanden.« Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Dieser Tag war wie im Märchen … einfach märchenhaft.«
    »Ich bin froh, dass es dir gefallen hat«, sagte Gabe. »Wahrscheinlich solltest du deiner Freundin etwas mitbringen, dafür, dass sie dich gedeckt hat.«
    »Ariella?« Yasmine lächelte. »Die hab ich schon zigtausend Mal gedeckt. Das hier wirkt sich auf diese Liste überhaupt nicht aus. Dieses Mädchen ist ein richtiger Profi im Täuschen.«
    »Und dann bist du die Brave?«
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Nichts, wofür man sich schämen müsste«, meinte Gabe. »Aus dir wird auch was werden.«
    »Bestimmt wartet da draußen ein perfekter vierundzwanzigjähriger persischer Jude darauf, dass ich erwachsen werde.« Sie sah ihn an. »Persische Mädchen neigen dazu, ältere Typen zu heiraten. Also, nicht immer, aber es hat Tradition. Meine ältere Schwester ist mit einem Einunddreißigjährigen verlobt. Sie ist dreiundzwanzig.«
    Gabe nickte. »Interessant.«
    Die verbleibende Fahrzeit saßen sie schweigend nebeneinander. Yasmine nickte ein und schlief mit dem Kopf an seiner Schulter. Ihr Gesicht war nach oben gedreht, ihre vollen Lippen standen leicht offen. Er konnte die Wärme ihres Atems an seinem Nacken spüren. Ihre Haare kitzelten ihn im Gesicht.
    Er war auch müde, aber er konnte sich nicht davon losreißen, sie beim Schlafen zu beobachten.
    Eine richtige Schönheit. Echt schade.
    Ein paar Minuten vor ihrer Haltestelle weckte er sie sanft. Sie atmete einmal tief durch, richtete sich auf und rieb sich die Augen. »Bin ich eingeschlafen?«
    »Das kommt vor.« Er stand auf und zog an der Kordel. Kurz darauf hielt der Bus schlingernd an. »Komm, wir steigen hier aus.«
    Es war eine mondlose Nacht – kalt und dunkel.
    »Ich schulde dir Geld für das Taxi.«
    »Du schuldest mir gar nichts.«
    »Ich besteh drauf.«
    »Und ich werd’s nicht annehmen. Los, komm. Ich begleite dich nach Hause … oder bis ein paar Häuser vor deinem Zuhause.«
    »Angeblich bin ich ja bei Ariella.«
    »Wo wohnt sie?«
    »Gleich um die Ecke, das schaff ich allein.«
    »Ich bring dich bis zu ihrer Haustür. Sie deckt dich, also muss sie ja von mir wissen, oder?«
    »Sozusagen.«
    »Das klingt unheilvoll.«
    »Eher so was wie geheimnisvoll.« Yasmine lief los … sehr langsam. Sie wollte nicht, dass der Abend endete. »Noch mal vielen Dank.«
    »Gern geschehen.«
    Sie schlenderten eine Weile stumm nebeneinander her, und das Klappern ihrer Absätze war das einzige Geräusch weit und breit.
    »Nein, wirklich vielen Dank.« Yasmine blieb stehen. »Es war der wunderbarste, allerwichtigste Tag in meinem Leben. Ich werd ihn niemals vergessen.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann rannte sie los und verschwand irgendwo in einem Weg. Ihre Absätze klapperten auf dem Teer, bis er hören konnte, wie eine Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde.
    Und es war wieder still.
    Gabe blieb ein paar Sekunden stehen, dann drehte er sich um und machte sich auf den Heimweg, während auf seiner Backe immer noch das Gefühl ihrer Lippen brannte.

9
    Von der Warte eines Detectives war Selbstmord ein merkwürdiges Verbrechen. Es gab ein Opfer, aber der Täter hatte viele Gesichter: Depression, Psychose, Erniedrigung, erdrückende Schuldenlast, Wut, Selbsthass oder die tragische Kombination aus der Lebensangst eines Teenagers und einer Schusswaffe. Gregory Hesses Gedanken zum Zeitpunkt des Einschlags zu rekonstruieren war ein Ding der Unmöglichkeit. Decker suchte einzig und allein einen Hinweis auf das Warum.
    In der Woche nach Hesses Gedenkfeier war viel los, und auf dem Revier ging es um Verbrechen aller Art. Die meisten Detectives waren unterwegs und versuchten, ausreichend Beweise zu sammeln, damit sie die bösen Jungs, die gegenwärtig frei herumliefen, einbuchten konnten. Marge und Oliver schienen nur noch im Gericht ein- und auszugehen, als Zeugen in Prozessen, bei denen es ein Jahr gedauert hatte, bis sie endlich vor Gericht

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