Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
trifft.«
»Ich gehe nicht weg!«
In den Augen des Sohnes stand die pure Verzweiflung. »Bitte rufen Sie ihn an.«
»Vielleicht kann er hierherkommen«, überlegte Decker.
Marge kehrte mit einem Glas Wasser zurück. Sie führte es langsam an die Lippen der Mutter. Decker erledigte den Anruf und kehrte ins Wohnzimmer zurück. »Er wird in zehn Minuten hier sein.«
»Danke«, sagte der Sohn.
»Du bleibst bei ihr, okay?«, bat Decker seine Kollegin.
»Natürlich.«
Zu dem Jungen sagte Decker: »Kann ich ein paar Minuten mit Ihnen reden?«,
Der junge Mann folgte Decker in die Küche. »Zuerst einmal möchte ich Ihnen sagen, dass mir der Tod Ihrer Schwester sehr leid tut.«
»Danke.« Er wischte sich über die Augen, die randvoll mit Tränen waren.
»Es tut mir leid, Sir, aber ich habe Ihren Namen nicht mitbekommen.«
»Eric Gelb.«
»Das Opfer ist Ihre jüngere Schwester?«
Eric nickte.
»Und der Name Ihrer Mutter lautet?«
»Udonis.«
»Gelb?«
Der Junge nickte wieder.
»Geschieden, verwitwet?«
»Geschieden.«
»Und Ihr Vater?«
»Tot.«
»Das tut mir leid.«
Er zuckte mit den Achseln.
»Waren Sie hier, als das … mit Ihrer Schwester … passiert ist?«
»Nein.«
»War Ihre Mutter hier?«
»Sie war arbeiten.«
»Also kamen Sie nach Hause, oder kam sie nach Hause …«
»Ich habe sie gefunden … Myra.« Er schlug die Hand vor den Mund. »Sie war bereits …«
Decker nickte. »Und was haben Sie dann getan?«
»Ich habe meine Mom angerufen, aber nicht gesagt, was passiert war. Dann habe ich die Polizei angerufen.« Tränen strömten über sein Gesicht. »Die Polizei war vor meiner Mom da. Sie haben sie davon abgehalten, das Zimmer zu betreten. Als sie – die Polizei – ihr gesagt haben, dass meine Schwester von uns gegangen ist, fiel Mom in Ohnmacht. Also habe ich den Notarzt gerufen.«
»Und das alles passierte ungefähr vor einer halben Stunde?«
»Vielleicht eine Stunde. Ich habe kein Zeitgefühl mehr.«
Decker nickte. »Sind Sie in der Lage, noch weitere Fragen zu beantworten?«
Eric nickte.
»Zunächst, wie alt sind Sie?«
»Vierundzwanzig.«
»Gut. Studieren Sie an der UCLA ?«
Er nickte. »Viertes Semester, Jura.«
»Gut. Gibt es nur Sie und Ihre Schwester?«
»Ja.«
»Dann standen Sie beide sich sehr nahe, oder …«
»Der Altersunterschied ist groß. Ich bin nicht oft zu Hause. Aber wenn wir uns sahen, kamen wir gut miteinander aus.«
»Haben Sie dieselben Eltern?«
»Ja. Meine Eltern haben sich getrennt, aber wieder vertragen, und bekamen dann meine Schwester. Letztendlich haben sie sich scheiden lassen, als ich achtzehn war.«
»Also war Myra damals zehn?«
»Genau. Kurz darauf erkrankte mein Vater an Krebs. Er starb vor zwei Jahren. Mein Dad und ich waren nicht besonders dick miteinander – keine Feindseligkeiten, wir hatten bloß nichts gemeinsam. Aber Myra und Dad standen sich sehr nahe. Die Scheidung hat Myra schwer mitgenommen. Der Tod meines Vaters hat sie völlig niedergeschmettert.«
»Depressionen?«
»Starke. Sie bekam Medikamente.«
»War sie noch immer in Behandlung?«
»Ich glaube schon.«
»Haben die Medikamente ihr geholfen?«
»Darüber weiß ich nichts. Sie ging auch zu einem Psychologen.«
»Kennen Sie seinen Namen?«
»Meine Mutter weiß das.«
»Hatte Ihre Schwester in der Vergangenheit bereits einen Selbstmordversuch unternommen?«
»Ja. Gleich nach dem Tod meines Vaters. Es schien ihr besser zu gehen …« Er hob hilflos die Hände.
»Sie ging auf die Bell and Wakefield?«, fuhr Decker fort.
Eric nickte. »Stipendium. Wir waren beide Stipendiaten.«
»Wie war das für Sie?«
»Für mich?«
Decker nickte.
»Es war okay. Ich bekam eine gute Ausbildung.«
»Und in sozialer Hinsicht?«
»Nicht der herzlichste Ort auf Erden, aber ich hatte meine Freunde. Ich hatte keine Probleme.«
»Und Ihre Schwester?«
Eric atmete tief durch. »Keine Ahnung. Sie hat sich nie beschwert. Ich weiß, dass sie ein paar Freundinnen hatte.«
»Wissen Sie, wie die heißen?«
»Nur ihre Vornamen. Heddy … Ramona …« Er zuckte mit den Achseln. »An mehr kann ich mich nicht erinnern.«
»Hat sich irgendwas in Bezug auf Ihre Schwester in den letzten paar Monaten verändert?«
»Mir ist nichts aufgefallen. Aber ich war selten zu Hause.«
»Haben Sie eine Veränderung ihrer Depression zum Schlechten bemerkt?«
»Nein … nicht wirklich.«
»Wissen Sie, ob Ihre Schwester außerschulischen Aktivitäten nachging?«
»Sie malte und
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