Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
Sohala und ihre Mädchen waren ein lustiger Haufen, lachten normalerweise immer … alle außer der Jüngsten. Yasmine trug das Gewicht der Welt auf ihren Schultern.
»Daddy«, sagte Sage, »er hat auf der Abschlussfeier gespielt, erinnerst du dich?«
»Ah … ja.« Der Vater sah Gabe mit neu entdecktem Respekt an. »Du warst sehr gut.«
»Danke«, sagte Gabe. Kann ich jetzt bitte nach Hause gehen und tot umfallen?
»Yasmini«, mischte sich Rosemary ein, »wenn du aufs College gehen willst, solltest du eine CD mit deiner Stimme einreichen.« Sie sah Gabe an. »Die Zulassungsstelle liebt solche Sachen, oder?«
Er scannte Yasmines Gesicht nach einer Erklärung ab, aber sie konzentrierte sich immer noch auf ihre Suppe. »Klar«, sagte er, »so was mögen die total.«
»Yasmini hat eine wunderschöne Stimme«, fuhr Rosemary erklärend fort.
»Wenigstens hat eine von uns Mommys Talent geerbt«, meinte Sage.
»Genau«, sagte Daisy, »man weiß immer, ob Yasmine zu Hause ist. Man hört sie schon am unteren Ende der Straße. Welches ist noch mal die neue Arie, die du jetzt dauernd singst?«
Gabe betrachtete seine Angebetete mit neuen Augen. »Du singst Opernarien?«
»Nein«, sagte sie, ohne aufzublicken.
»Wie heißt denn die Arie, die du zuletzt gesungen hast?«, wiederholte Daisy ihre Frage. »Sie singt ziemlich viele. Sie hat ein ganzes Repertoire auf Lager und singt eine nach der anderen, und dann fängt sie wieder von vorne an.«
Yasmines Gesicht hatte jetzt einen merkwürdigen Farbton zwischen Braun und Rot angenommen – wie sorgfältig poliertes Mahagoniholz. Sie hielt ihren Blick unverwandt gesenkt. Sohala tätschelte ihren Arm. »Mir gefällt es, wenn sie singt.«
»Yasmini, du solltest wirklich eine CD mitschicken«, insistierte Rosemary. »Wer in deinem Alter singt schon Oper? Das ist etwas Besonderes und erregt bestimmt Aufmerksamkeit.«
»Yasmine braucht keine Gesangskünste, um aufs College zu kommen«, sagte ihr Vater mit Nachdruck. »Sie hat Grips. Sie wird Ärztin werden.«
Decker hatte genug von dem Geplänkel. »Rina, wir müssen uns setzen, sonst bekommen wir keinen Tisch mehr.«
»Möchtet ihr uns Gesellschaft leisten?«, fragte Sohala.
Gabes Herz drohte durchzudrehen.
»Danke«, sagte Rina, »aber ich glaube, ich muss mich jetzt um die Jungs kümmern, oder es wird schwierig für alle. War schön, euch zu sehen. Lasst es euch schmecken.«
»Grüße an Hannah«, sagte Sage. »Kommt sie zu Pessach?«
»Aber natürlich«, sagte Rina.
»Ich rufe sie an.«
Decker griff nach dem Arm seiner Frau. »Noch einen schönen Abend.« Er führte sie an den einzigen freien Tisch. Das restliche Lokal hatte sich mit Gästen gefüllt. Die Speisekarten lagen schon auf dem Tisch; Gabe verbarg sein Gesicht dahinter und tat so, als prüfe er sorgfältig das Angebot. Sein Magen knurrte laut, aber er musste sich erst mal beruhigen, bevor er irgendetwas hinunterbekam.
»Ich verstehe, dass du nett sein musst«, sagte Decker zu Rina, »aber du brauchst nicht unbedingt ein langatmiges Gespräch fortzuführen, wo du genau weißt, dass ich gleich vor Hunger sterbe.«
»Nimmst du eine Vorspeise?«, fragte Rina ihn.
»Ja, ja, ignoriere mich einfach«, sagte er.
»Vielleicht eine Suppe?«
»Ich nehme gehackte Leber«, murrte Decker.
»Ich nehme die Kohlsuppe. Die können wir uns auch teilen.« Sie wandte sich an Gabe. »Möchtest du eine Vorspeise?«
Ich möchte nur weg hier. Die Speisekarte befand sich immer noch vor seinem Gesicht. »Ich nehme Hackbällchen.«
»Vielleicht nehme ich die auch«, überlegte Decker.
»Das klingt nach einem guten Plan.«
»Nur nicht frech werden.«
»Jemand muss es sein«, sagte Rina. »Und spar dir diesen Blick. Wenigstens habe ich ihren Vorschlag abgelehnt, dass wir uns dazusetzen.«
»Unter Androhung der Todesstrafe.«
»Peter«, sagte Rina, »ich verstehe deinen Standpunkt. Aber ganz ehrlich, du isst besser erst etwas, bevor du ein weiteres Wort von dir gibst, okay?«
»Geht klar.«
»Und du auch«, sagte Rina zu Gabe, »du siehst ziemlich blass aus.« Die Kellnerin kam an ihren Tisch und brachte Essiggurken und Brot. »Lasst uns die Hände waschen.«
Decker grinste, stand vom Tisch auf und führte die rituelle Waschung der Hände durch.
Dann segnete er das Brot, bevor seine Hände in den Brotkorb schossen. Sie bestellten, und fünf Minuten später standen bereits die Vorspeisen auf dem Tisch, die die Jungs regelrecht verschlangen. Gabe schmeckte nicht besonders
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