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Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Teuflische Freunde: Roman (German Edition)

Titel: Teuflische Freunde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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versprech nichts.
    bittteeee, bittteee, bitttee …
    mal sehen.
    ich will dich ja nicht in schwierigkeiten bringen. aber ich vermiss dich so.
    ich dich auch.
    sehr, schrieb sie hinterher.
    bitte. ich möchte dich sehen, weil ich dich wirklich sehr gern habe, aber ich will dich auch singen hören. Eine neue SMS . wenn du nicht kommst, sehen wir uns eine ganze woche nicht.
    Eine lange Pause. was ist mit donnerstag?
    da kann ich nicht. muss diesen agenten treffen, um 8 an der uni.
    agent?
    ja, musiker brauchen agenten, um jobs zu kriegen.
    hast du einen job gekriegt?
    vielleicht. es gibt eröffnungskonzerte für pianisten bei einigen musikfestivals für kammerorchester in wyoming, texas und oklahoma. Eine zweite SMS . mozart klavierquartett. ich muss es ihm vorspielen, deshalb muss ich perfekt sein.
    du spielst nur perfekt.
    genau deshalb mag ich dich so. schaffst du es freitagmorgen?
    nein, mathearbeit.
    dann komm samstag, biiittteee.
    Eine lange Pause. ok, dann samstag. ich denk mir was aus.
    danke danke danke. Dann schrieb er: weißt du, ich bin wirklich verrückt nach dir.
    Sie antwortete: mir gehts genauso.
    In Gabes SMS stand: 1000 küsse.
    eine million küsse.
    ist schon spät. du musst zur schule. geh ins bett.
    Yasmine schrieb: gleich. ich bin einfach sooooo glücklich, wenn ich mit dir rede.
    ich weiß, aufhören ist echt schwer. aber es ist nach eins, und du musst ins bett, ich seh dich samstag.
    okay.
    gn8, träum süß.
    süß sind sie, wenn ich von dir träume.
    Gabe schrieb: du bist wie eine droge, ich kann nicht aufhören, an dich zu denken. ich kann samstag kaum erwarten. gn8, liebes, gn8.
    Yasmine schrieb: gn8, mein engel gabriel, gn8.
    Danach blieb sein Handy stumm.
    Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Er schloss die Augen und überließ seinem Gehirn und anderen Dingen das Ruder, stellte sich die Berührung ihrer Lippen vor, den Geschmack ihrer Haut.
    Es dauerte nicht lange.
    Das zweite Mal auch nicht.
    Es kam ihm wie ein Sakrileg vor, es zu tun, nachdem er mit ihr gesprochen hatte. Sie war so traumhaft schön und rein und engelsgleich. Aber er konnte es nicht lassen.
    Er war ein Kerl. Er war fünfzehn. Er war Chris Donattis Sohn.
    So war’s eben.

15
    Am Mittwochmorgen – einen Tag, nachdem Myra Gelb sich die Waffe an den Kopf gehalten hatte – ließ Bell and Wakefield alle Kurse ausfallen. Der Alltagstrott mit Betriebswirtschaft und Essayschreiben war ersetzt worden durch stündlich neu beginnende Sonderveranstaltungen, und zwar ab acht Uhr morgens. In den Stundenplan aufgenommen waren drei Versammlungen der gesamten Schule, die in der Aula stattfanden, ebenso wie kleinere Seminare in den Klassenräumen. Die Bandbreite der Themen reichte von Mobbing über wie man gesunde Freundschaften aufbaute bis hin zu Depression bei Teenagern und Selbstmord, wobei alle Informationen dazu in Papierstapeln verteilt wurden, auf deren Vorderseite ein purpurner B-and-W-Löwe gedruckt war. Das Deckblatt schmückten Schulaufnahmen von Gregory Hesse und Myra Gelb mit einem In Memoriam und den Daten ihrer verkürzten Leben unter den Fotos .
    Während der Wartezeit in Dr. Martin Punsches Büro hatten Marge und Oliver auf unbequemen Stühlen Platz genommen und blätterten durch die Seiten des Stapels. Es war jetzt zehn Uhr morgens, und sie waren seit fünfzehn Minuten da. Oliver wurde langsam ungeduldig. Heute trug er eine braune Wildlederjacke zu einem schwarzen T-Shirt und einer schwarzen Hose. Seine Slipper waren auf Hochglanz poliert. Marge hatte einen ihrer Lieblingspullover aus Kaschmir angezogen. Hochwertige Wolle fühlte sich an, als hätte man eine Kuscheldecke dabei – gemütlich und weich. Diese Pullis fielen bis über den Taillenbund ihrer Hose und verwischten die Makel. Heute war der Tag für Himmelblau.
    Oliver schlug mit der Hand auf den Papierstapel. »Glaubst du, irgendwas von dem Psychoquatsch hilft denen?«
    »Wer weiß?«, sagte Marge. »Teenager leben auf einem anderen Planeten. Nur das Schicksal und Schmerzen verhindern ihre Selbstzerstörung, und manchmal reicht selbst das nicht.«
    Oliver betrachtete die Fotos der beiden toten Schüler. »Zwischen den beiden Todesfällen lagen also wenige Wochen.«
    Marge nickte. »Wenn es zwei voneinander unabhängige Selbstmorde waren, ist das schon schlimm genug. Aber man muss sich fragen, ob an dieser Schule intern nicht komische Dinger laufen – zum Beispiel ein Selbstmordklub oder Spielchen mit Waffen.«
    »Waffenspiele sind typisch für weiße Männer.

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