Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
wissen wir, dass er sich sehr für investigativen Journalismus interessiert hat.«
Dr. Punsche zuckte mit den Achseln. »Keine Ahnung.«
»Hat Gregory an der Schülerzeitung mitgearbeitet?«, fragte Oliver.
»Das weiß ich nicht.«
»Was ist mit Myra?«, fragte Marge. »Sie war eine sehr gute Künstlerin und Karikaturistin.«
»Darüber weiß ich auch nichts. Saul Hinton unterrichtet Journalismus und ist der Verantwortliche der Zeitung. Tun Sie sich keinen Zwang an und fragen Sie ihn. Sein Büro liegt in Zimmer …« Er tippte ein paar Dinge in seinen Computer ein und klickte auf die Fläche zum Ausdrucken. »Wo war ich gerade stehengeblieben?«
»Bei Saul Hintons Raumnummer.«
»Sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig.« Punsche zog die Liste aus dem Drucker und reichte sie Marge. »Hier – Myra Gelbs Fächer.«
Sie verglich sie rasch mit Gregory Hesses Stundenplan. Die beiden Listen schienen sich nirgendwo zu überschneiden, und keiner von beiden hatte am Journalismus-Kurs teilgenommen.
»Noch etwas?« Punsche sah demonstrativ auf seine Uhr. »Ich muss weiter.«
»Nur ein paar Kleinigkeiten«, sagte Oliver. »Was wissen Sie über Dylan Lashay?«
Punsche reagierte verblüfft. »Wie hängt denn Dylan mit dieser Sache zusammen?«
»Wir haben gehört, er ist der Anführer einer Jungstruppe, die … na ja, die sich nach dem Vorbild der Mafia organisiert hat, inklusive Dylan als Don, der einen Haufen Capos dirigiert.«
» Bitte?« Punsche machte ein ungläubiges Gesicht. »Lächer lich. Dylan gehört zu unseren strahlenden Vorzeige-Schü lern – aus akademischer und sportlicher Sicht, und er ist ein grandioser Schauspieler. Er wurde vorzeitig an der Yale-Universität aufgenommen.«
»Na gut«, sagte Marge, »das steht im Widerspruch zu dem, was wir Ihnen gerade erzählt haben, weil …«
»Also, einfach absurd! Dylan muss keine Spielchen spielen, um Anführer zu sein. Er ist ein Anführer.«
»Wir haben gehört, er hegt eine ungesunde Leidenschaft für Waffen«, sagte Oliver.
»Ich weiß nicht, worüber Sie da sprechen!«, rief Punsche. »Und es zählt wirklich nicht zu meinen Angewohnheiten, mit der Polizei über bestimmte Schüler zu reden.«
»Außer, um zu erwähnen, dass er in Yale angenommen wurde«, merkte Marge an.
»Ich glaube, die Angelegenheit ist beendet.« Punsche stand auf. »Obwohl Sie einige Grenzen überschritten haben, lade ich Sie dennoch dazu ein, sich mit Mr. Hinton oder anderen Lehrern der B and W zu unterhalten. Wir haben nichts zu verbergen, auch wenn mir nicht klar ist, was Mr. Hinton oder andere Mitglieder unseres Lehrkörpers Ihnen erzählen könnten.«
»Ich weiß Ihre Offenheit zu schätzen«, sagte Marge. Im Geiste hörte sie förmlich Olivers Gekicher. »Man weiß nie, was zur Sprache kommen wird, deshalb haben Sie vielen Dank, dass Sie uns freie Hand bei Ihren Lehrern lassen.«
» So habe ich das nicht gesagt!« Punsche schüttelte den Kopf, als hätte er es mit zwei fehlgeleiteten Schülern zu tun. »Sehen Sie, Detectives, ich werde mir nicht anmaßen, Ihnen zu sagen, wie Sie Ihre Ermittlung zu leiten haben, aber gerne erlaube ich mir, Ihnen ein oder zwei gut gemeinte Ratschläge zu geben. Die Schule durchlebt gerade zwei schreckliche Tragödien, zwei Selbsttötungen. Es hat jetzt weder Hand noch Fuß, wenn Sie Ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten stecken.«
»Mit anderen Leuten meinen Sie Dylan Lashay?«, hakte Oliver nach.
»Die Lashays sind wunderbare Menschen, und Dylan bildet da keine Ausnahme«, sagte Punsche. »Sie sind sehr engagiert in ihrer Gemeinde und wahre Wohltäter, wozu auch ihre Unterstützung für die hiesige Polizei zu zählen ist.«
Oliver schmunzelte. »Gut zu wissen, wem wir auf die Füße treten werden.«
Marge stupste ihren Partner an. »Wir müssen unsere Arbeit machen, Sir. Und bestimmt erkennen Sie die Tatsache an, dass wir unsere Arbeit ernst nehmen. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
Oliver war noch nicht fertig. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihren Ratschlag wirklich als gut gemeint bezeichnen würde, Dr. Punsche.«
Marge stupste ihn fester an, wonach Oliver ihr einen finsteren Blick zuwarf.
Punsche merkte nichts davon. »Ich sage Ihnen nur, wie es ist. Was Sie damit anfangen, bleibt allein Ihnen überlassen.«
Saul Hinton war Mitte vierzig, groß und schlaksig mit einer schiefen Nase und strengte sich ziemlich an, sein restliches graues und widerborstiges Haar über seine Halbglatze zu kämmen. Mit seinen spindeldürren
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