Teuflische Freunde: Roman (German Edition)
Armen und dem langgestreckten Oberkörper bewegte er sich wie eine dieser aufblasbaren Ballonfiguren, die als Köder vor Parkplätzen von Einkaufszentren aufgestellt wurden.
Das Klassenzimmer war leer. An der Stirnseite waren eine traditionelle Tafel, ein Whiteboard und ein 120-cm-Flachbildschirm angebracht. Auf einem Korkbrett angepinnt befand sich die neueste Ausgabe der Schülerzeitung – des B and W Tattler –, wieder geschmückt mit dem Löwen-Maskottchen. Hinton bat sie, sich an einen der zwanzig fest installierten Computerarbeitsplätze zu setzen, von denen jeder mehrere Ethernet-Anschlüsse für Laptops besaß.
»Eigentlich sind die schon wieder veraltet«, klärte Hinton die Polizisten auf. »Vor sechs Jahren wurde die ganze Schule auf kabellos umgestellt. Die Anschlüsse hier werden nur für Backups genutzt.«
»Was passiert, wenn ein Schüler keinen eigenen Laptop hat?«, fragte Oliver.
»Dann bekommt er oder sie einen von der Schule«, antwortete Hinton.
»Wie hoch ist die Schulgebühr?«
»Vierzigtausend im Jahr. Etwa zwanzig Prozent unserer Schüler haben ein Stipendium«, erklärte Hinton weiter. »Die Verwaltung tut, was getan werden muss, um die Qualität hoch zu halten und den Haushalt auszugleichen. Leider müssen wir viele ansonsten tolle Schüler ablehnen, um das durchzuhalten.« Er setzte sich auf eine Tischkante. »Was kann ich für Sie tun? Fallen denn diese beiden Todesfälle, so tragisch sie auch sind, unter die Zuständigkeit der Polizei?«
»Rein theoretisch gesehen, sind Selbstmorde kriminelle Straftaten.«
»Wie lächerlich.«
»In der Hauptsache sind wir hier, Sir«, mischte Marge sich ein, »weil wir uns vergewissern wollen, dass die Selbstmorde nicht Teil eines größeren Problems an der Bell and Wakefield sind.«
Hinton sah sie aufmerksam aus seinen braunen Augen an. »Welches größere Problem?«
»Erinnern Sie sich an einen Schüler namens Kevin Stan ger?«
»Natürlich. Er wechselte zu Beginn der zehnten Klasse die Schule.«
»Wissen Sie, warum?«, fragte Oliver.
»Wissen Sie’s?«
»Er hatte ein paar soziale Probleme«, klärte Marge ihn auf. »Ist es das, was Sie gehört haben?«
»So in der Art.«
»Dann haben Sie dem VP einiges voraus. Dr. Punsche behauptet, keine Ahnung zu haben, warum Stanger die Schule gewechselt hat.«
Hinton schwieg.
»Oder er hat gelogen.«
Wieder sagte Hinton nichts – eine Taktik sowohl in Polizeiverhören als auch im Journalismus. »Was wissen Sie über Crowding?«, fragte Marge.
»Hat Kevin Stanger das so gesagt?«, fragte Hinton.
Eine Frage mit einer Frage beantworten. Oliver wechselte das Thema. »Kevin hat uns erzählt, dass er und Gregory Hesse weiterhin in Kontakt geblieben sind, auch nach Kevins Wechsel. Er erwähnte außerdem Hesses Interesse für investigativen Journalismus, als er Ihren Neuntklässler-Kurs besucht hat.«
»Ja, das stimmt. Greg war fasziniert von Watergate.«
»Hat Watergate Greg dazu inspiriert, selbst Nachforschungen anzustellen?«
»Nicht, dass ich wüsste, und sicher nicht unter meiner Leitung.«
»Kevin Stanger schien davon auszugehen, dass Gregory in irgendetwas Geheimes verwickelt war. Hesse klebte förmlich an seiner Videokamera. Außerdem behauptete er, er sei einer heißen Sache auf der Spur, die die gesamte Bell and Wakefield auf den Kopf stellen würde.«
»Irgendeine Idee, worüber Stanger da redet?«, fragte Oliver.
Hinton schüttelte in Zeitlupe den Kopf. »Nein, wirklich nicht.« Eine weitere Pause. »Können Sie mir noch irgendwas erzählen … vielleicht klingelt es dann bei mir.«
»Das ist alles, was Stanger weiß«, sagte Marge. »Wir haben uns nur gefragt, ob es mit der Schülerzeitung zusammenhängen könnte.«
»Gregory gehörte nicht zur Belegschaft der Zeitung.«
»Hat er vielleicht mal eine Gast-Kolumne geschrieben?«
Hinton biss sich auf die Unterlippe, ging zu seinem Schreibtisch und fuhr seinen Computer hoch. »Einen Augenblick.« Seine Suche dauerte ungefähr fünf Minuten. »Er hat tatsächlich eine Kolumne geschrieben … nur eine, zu Beginn des Jahres.« Seine Augen flogen über den Bildschirm, dann druckte er den Text aus. »Jetzt erinnere ich mich. Es waren Tipps, wie man die neunte Klasse überlebt. Witzig, aber auch informativ.«
Er zog das Blatt aus dem Drucker und reichte es Oliver.
»Greg schrieb sehr gut. Aber er hat sich nie um einen Posten bei der Zeitung beworben. Warum, weiß ich nicht.«
»Gab es Streit mit anderen Schülern?«
»Daran
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