Teuflische List
damals.«
»Halt dein verdammtes Maul !«, stieß Silas hervor.
»Aber sie kann unmöglich das Ausmaß gekannt haben«, sagte Jules. »Wie auch? Wie hätte jemand auch nur ahnen können, was für ein mieser, kranker …«
Silas’ harter Schlag warf sie nach hinten.
Jules’ Kopf schlug mit einem Übelkeit erregenden Krachen gegen die Wand.
Sie versank in bodenloser Schwärze.
Im Musikzimmer, auf der anderen Seite der Tür, hörte Abigail das Krachen und dann die Stille … und dann Ollis Heulen, das immer lauter und hysterischer wurde.
»Abigail, mach die Tür auf!«, brüllte Silas draußen im Gang.
Einen Augenblick lang hielt sie sich die Ohren zu; dann streckte sie die Arme wieder aus, um sich zum Stuhl zu tasten.
Sie setzte sich und griff wieder nach Cello und Bogen.
Sie begann wieder zu spielen, spielen, und versuchte, sich in der Musik zu verstecken.
Ohne Erfolg.
»Also schön«, sagte Silas zu seinem Neffen.
Er trug den noch immer jammernden und sich windenden Olli zum Schlafzimmer und warf ihn dort auf den Boden.
»Hier kannst du schreien, so viel du willst«, sagte er, schlug die Tür zu, schloss ab und steckte sich den Schlüssel in die Hosentasche. Dann kehrte er zum Musikzimmer zurück.
»Ich trete jetzt die Tür ein, Abigail«, rief er.
Wieder verstummte das Cello.
Silas machte einen Schritt zurück und trat gegen die Tür. Das Holz splitterte.
Hinter ihm, auf dem Boden, stöhnte Jules.
Silas trat erneut zu, diesmal hart genug, um ein Loch ins Holz zu brechen, durch das er hindurchgreifen und den Schlüssel herausziehen konnte, um damit von außen aufzuschließen.
»Mir ist es egal, ob du nun bereit bist oder nicht«, sagte er und ging hindurch.
Aus ihrem Versteck hinter der Tür sah Abigail seinen verschwommenen Umriss ins Zimmer kommen. Sie konnte seinen glühenden Zorn förmlich spüren. Abigail atmete tief durch, hob das Cello hoch über den Kopf und schlug es ihm zwischen die Schulterblätter. Er sank auf die Knie.
Draußen im Gang stöhnte Jules erneut.
»Jules?« Abigail tastete sich aus dem Zimmer, das Cello noch immer im Arm. »Jules, wo bist du?«
»Hier … Ich kann noch nicht stehen … mein Kopf …«
Abigail entdeckte ihren Umriss, bückte sich, hielt das Instrument weiter mit der linken Hand fest und versuchte, mit der rechten ihre Schwägerin hochzuziehen.
»Jules, nimm meine …«
»Olli«, unterbrach Jules sie drängend. »Bring Olli raus, und ruf die Polizei.«
»Ich werde dich nicht allein lassen«, sagte Abigail.
»Du musst Olli rausbringen!«, sagte Jules. »Bitte!«
»Na gut.« Abigail stand auf. »Ich gehe ihn holen.«
Sie packte das Cello nun anders – jetzt war es eine Waffe, kein Musikinstrument mehr. Sie konnte sich ihre Mutter förmlich vorstellen, wie diese sie anfeuerte. Abigail tastete sich zur Schlafzimmertür und suchte nach dem Schlüssel.
»O Gott, Jules, er hat ihn. Er hat den Schlüssel .«
Im Zimmer schrie Olli nicht mehr ganz so schrill.
»Brich sie auf«, rief Jules ihr zu.
»Also gut, Olli.« Abigail hob ermutigend die Stimme. »Ich komme.«
Sie packte das Cello mit beiden Händen wie einen Rammbock, holte aus … und hörte Jules’ Warnruf zu spät.
»Ich fürchte, daraus wird nichts«, sagte Silas hinter ihr.
Er griff nach dem Instrument, doch Abigail hielt fest.
»Dann mach du die Tür auf«, sagte sie. »Um Ollis willen.«
»Das kann ich nicht tun«, erwiderte Silas.
Er packte ihren rechten Arm.
»Er ist noch ein Baby «, flehte Abigail ihn an.
»Trotzdem«, sagte Silas. »Ich kann nicht zulassen, dass du ihn jetzt hier rausbringst.«
»Du Bastard!« Abigail versuchte, sich loszureißen, doch er war zu stark.
»Ich will dir nicht wehtun, Abigail.« Er wand ihr das Cello aus den Händen. »Jedenfalls nicht, solange du noch mein Baby unter dem Herzen trägst.«
Beide hörten die Bewegung hinter sich.
»Lass sie in Ruhe! « Jules packte Silas’ rechten Arm und trat nach seinen Beinen. »Abigail, verschwinde von hier. Lauf!«
Silas ließ Abigail los, drehte sich um und schlug seiner Schwester mitten ins Gesicht.
Abigail hörte Jules’ Schmerzensschrei und sah die Gestalt ihrer Schwägerin zu Boden sinken. Silas fuhr zu ihr herum. Sie stieß einen Entsetzensschrei aus und schlug mit dem Cello zu. Sie hörte ein Krachen und wusste, dass sie ihn schwer getroffen hatte.
»Hure«, keuchte er. »Du gottverdammte Hure! «
Mit dem linken Arm drückte Abigail das Instrument an ihren Leib; dann drehte sie
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