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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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gerettet, zumindest für einen Teil der Nacht, bis die Beamten den Mann zum Schweigen gebracht hatten. Es hatte Abigail vor etwas weit Schlimmerem bewahrt: ihren eigenen Gedanken.
    Gedanken über das, was sie getan hatte.
    Ich habe ihn getötet.
    Über die Art und Weise, wie sie es getan hatte.
    Sie hatte ihren Mann getötet.
    Den Vater ihres Kindes.
    Ich habe den Phönix erschlagen.

53.
    »Ich mache mir Sorgen um sie«, sagte Jules zu Philip Quinlan in dessen von Akten überquellendem Büro in der Chancery Lane am 20. Dezember.
    Neunzehn Tage waren seit Silas’ Tod vergangen.
    Achtzehn Tage, seit Abigail dem Haftrichter vorgeführt worden war und man sie nach Zahlung einer Kaution erst einmal in ein Wohnheim geschickt hatte, da ihr Haus noch immer als Tatort galt und untersucht werden musste. Aber auch danach hatte Abigail noch nicht darüber nachdenken können, wieder zurückzukehren. Zu Jules durfte sie auch nicht, da diese eine wichtige Zeugin in dem Fall war, und sonst hatte sie niemanden.
    Elf Tage war es nun her, seit ein Richter von Old Bailey ihre Kaution permanent festgesetzt hatte.
    Die Bedingungen waren bereits im Vorfeld ausgehandelt worden. Jules bürgte mit einer Summe von insgesamt zehntausend Pfund. Abigail hatte sich überdies dazu bereit erklärt – auch wenn es eher die Erklärung einer Schlafwandlerin gewesen war –, sich jeden Tag in der Polizeistation von Hornsey zu melden. Auch die Frage des festen Wohnsitzes war kein Stolperstein mehr gewesen, da Vater Moran inzwischen frühzeitig von seinen Exerzitien zurückgekehrt war (wenigstens seine Abwesenheit hatte nichts mit Silas zu tun). Als er von der Tragödie erfahren hatte, erklärte er, Abigail könne zu ihm und Mrs. Kenney ins Pfarrhaus ziehen.
    »Sie ist der Meinung, sie gehört ins Gefängnis«, sagte Jules nun zu dem jungen bebrillten, gefassten, aber hochmotivierten Anwalt.
    Abigail hatte eingewilligt, dass die beiden sich trafen und sowohl über den Fall als auch über ihre geistige Verfassung sprachen. Abigail wusste, wie sehr die beiden sich um sie sorgten, und sie war Jules für ihre Liebe dankbar und Quinlan für seine Freundlichkeit. Sie hatte keinerlei Geheimnisse vor den beiden, und doch hatte sie tief in ihrem Innern das Gefühl, dass sie ihr nicht helfen konnten.
    »Ich weiß«, sagte der Anwalt. »Im Augenblick ist sie sich selbst der größte Feind.«
    »Ich nehme an, wir sollten dankbar dafür sein«, bemerkte Jules, »dass sie wenigstens eingewilligt hat, auf nicht schuldig zu plädieren.« Sie biss sich auf die Lippe. »Ich mache mir nur Sorgen, dass sie ihre Meinung wieder ändern könnte.«
    »Meine Sorge geht mehr dahin, dass ich nicht sicher bin, ob ich überhaupt zu ihr durchkomme«, sagte Quinlan. »Ich habe ihr wiederholt erklärt, dass Notwehr die einzige Chance für uns ist, aus der Mordanklage herauszukommen, obwohl ich notfalls auch mildernde Umstände geltend machen könnte – Handeln im Affekt oder eingeschränkte Zurechnungsfähigkeit.«
    »Abigail war voll zurechnungsfähig«, erklärte Jules. »Sie hat uns allen das Leben gerettet.«
    »Nichtsdestotrotz«, fuhr Quinlan unbeirrt fort, »wäre die Notwehr nicht so eindeutig, wäre verminderte Zurechnungsfähigkeit sehr nützlich. Ähnlich wie bei misshandelten Frauen.«
    »Ja«, gab Jules nach. »Na schön.«
    »Trotzdem mache ich mir Sorgen, unsereArgumentation könnte darunter leiden, dass Abigail nicht wirklich davon überzeugt zu sein scheint, zu ihrem eigenen Besten auszusagen.«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Jules. »Auch das mit dem ›zu ihr durchkommen‹.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich will ihr nur helfen, so gut ich kann, aber Abigail glaubt offenbar, tief in meinem Innern würde ich ihr die Schuld daran geben, ja, sie sogar dafür hassen, dass sie Silas getötet hat. Ich habe zu ihr gesagt, da könne ich genauso gut mir selbst die Schuld geben, weil ich diese verrückte Rettungsaktion mitten in der Nacht gestartet habe.«
    »Geben Sie sich selbst die Schuld?«, fragte Quinlan.
    »In mancher Hinsicht, ja«, gestand Jules. »Aber das heißt natürlich nicht, dass ich nicht weiß – wirklich weiß –, dass letztendlich Silas die alleinige Schuld trägt.«
    »Aber er war trotzdem Ihr Bruder«, bemerkte Quinlan.
    Er wartete, während Jules einen Augenblick gegen die Tränen ankämpfte. Seit dem Tod ihres Bruders hatte er sich mehrere Male mit ihr getroffen, und er hatte sie auf Anhieb gemocht, und sehr zu seiner Freude schien das

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