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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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kleinen Tische; einer davon stand neben ihrem Stuhl, ganz aus blassem Holz. »Ich habe das nicht verdient.«
    »Unsinn«, widersprach Silas. »Brauchst du sonst noch etwas? Vielleicht noch eins von diesen Metronomen?«
    »Nichts«, antwortete Abigail. »Es ist perfekt.«
    »Ich finde«, sagte Silas, »du solltest allmählich damit aufhören, so hart zu dir zu sein.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das kann«, erwiderte Abigail.
    »Selbst wenn du damals die Wahrheit gesagt und die Schuld auf dich genommen hättest«, sagte Silas, »selbst wenn sie dich wegen irgendwas verurteilt hätten,meinetwegen sogar wegen Mordes, hättest du deine Strafe längst verbüßt und wärst jetzt frei.«
    »Was aber nichts daran ändern würde, dass ich es getan habe«, sagte Abigail. »Ich hätte sie noch immer getötet.«
    »Ich hoffe, du übertreibst es nicht mit dem Üben«, sagte Silas Ende Oktober. »Schließlich gibt es jetzt keinen Grund mehr dafür, nicht wahr? Du bist keine Berufsmusikerin mehr.«
    »Bin ich nicht?«, fragte Abigail.
    Silas lächelte. »Du musst jetzt nicht mehr für Geld spielen. Ich habe genug davon.«
    Und das stimmte. Ein Großteil von Patricias Vermögen war noch immer steuergünstig angelegt, und dank ihrer Lebensversicherung war das Haus hypothekenfrei.
    »Geld ist nicht alles«, sagte Abigail.
    Silas runzelte die Stirn. »Hast du nicht gesagt, du hättest keinen großen Ehrgeiz? Dass du eigentlich nur um deiner Mutter willen spielst?«
    »Am Anfang war es so«, bestätigte ihm Abigail. »Aber nach einiger Zeit war es das Spielen, das mich in vieler Hinsicht gerettet hat.«
    »Ich dachte, ich hätte dich gerettet«, sagte Silas.
    »Hast du auch«, erwiderte sie. »Das hast du.«
    »Charlie Nagy hat mich heute angerufen«, sagte sie Silas weniger als eine Woche später beim Abendessen am großen Eichentisch in der Küche. »Erinnerst du dich noch an ihn?«
    Silas erinnerte sich an Nagys Weigerung, ihm Abigails Kontaktadresse zu geben. Er erinnerte sich, dass er dieses Verhalten als durchaus korrekt empfunden hatte;aber kurz war auch Wut in ihm aufgekeimt, weil Nagy sich ihm als Hindernis in den Weg gestellt hatte – ein Stolperdraht, über den er hatte springen müssen, um die Frau zu erreichen, von der er sofort gewusst hatte, dass er sie haben wollte.
    »Natürlich erinnere ich mich an ihn.« Er legte seine Gabel beiseite. »Was hat er gewollt?«
    »Er hat gesagt, er würde kaum noch von mir hören.«
    Mit dem November waren der Regen und der Wind gekommen, und so hatte Abigail Irish Stew gekocht; sie selbst hatte dieses Gericht zwar nie sonderlich gemocht, doch Silas liebte es. Sein Essensgeschmack, das hatte sie inzwischen herausgefunden, war ziemlich unberechenbar. So mochte er japanisches Essen fast immer, chinesisches nur selten und indisches nie. In der einen Woche genoss er ungarisches Gulasch in einem Restaurant in Hornsey, in der Woche darauf, wenn Abigail es ihm kochte, erklärte er, er könne Gulasch nicht ausstehen. Oder er sagte ihr, er möge nur »eleganten« Fisch, wie er es nannte – Seezunge oder Steinbutt –, um ein paar Tage später mit seinem schwarzen VW vor Toffs auf dem Muswell Hill Broadway zu halten und sich Fish and Chips zu besorgen.
    Abigail störte das nicht, auch wenn er es ihr schwer machte, für ihn zu kochen. Sie liebte es einfach, das Essen für ihn zu bereiten; sie liebte es, ihn glücklich zu machen. Oft erinnerte sie sich daran, wie sie zu Gott gebetet hatte, ihr jemanden zu schicken, den sie lieben konnte, und sie war unendlich dankbar, dass ihr Gebet erhört worden war.
    »Warum erwartet Charlie Nagy, von dir zu hören?«, fragte Silas nun.
    »Er hat gesagt, er hätte ein Engagement für mich.«
    Silas schwieg und nahm wieder seine Gabel, aß aber nicht.
    »Was ist?«, fragte Abigail.
    Er dachte kurz nach. »Ich glaube, ich bin eifersüchtig.«
    »Warum?« Sie war erstaunt. »Wieso solltest du auf Charlie eifersüchtig sein?«
    »Nicht auf ihn.«
    »Ich verstehe nicht …«, sagte Abigail.
    »In einem Orchester«, erklärte Silas, »gibt es viele attraktive Männer.«
    Abigail lachte.
    »Im Publikum auch«, fügte Silas hinzu. »Und sie alle schauen dich an.«
    »Ich schaue sie niemals an«, erwiderte Abigail, »jedenfalls nicht, solange ich nicht muss.«
    »Das war kein Scherz«, sagte Silas.
    Abigail rief am nächsten Tag bei Nagy Artists an, um Charlie zu sagen, dass sie vorerst nicht mehr arbeiten wolle.
    »Das ist aber schade«, erklärte Nagy und sagte ihr,

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