Teuflische List
das«, erklärte Charlie.
Silas antwortete sofort auf Abigails dringende SMS.
»Wenn du willst, nimm das Angebot an«, sagte er.
»Das würde ich gern«, erwiderte Abigail, »solange es dir nichts ausmacht.«
»Kein bisschen«, sagte Silas, »solange es dir nichts ausmacht, wenn ich dich begleite.«
»Nichts wäre mir lieber«, erwiderte sie.
Silas plante alles in Absprache mit Charlie und arrangierte einen vierzehntägigen Aufenthalt für sich und seine Frau in Deauville. Für die Dauer des Engagements im Salle Elie de Brignac sollten sie mit den anderen Musikern des Symphonieorchesters zusammen wohnen; danach, erzählte Silas seiner Frau, hatte er noch vier Nächte für sie beide im Royal Hotel gebucht.
»Das liegt in der Nähe vom Casino. Es ist sehr luxuriös, und man kann von dort aufs Meer blicken.«
»Luxus brauche ich nicht«, entgegnete Abigail, »solange wir zusammen sind.«
»Ich mag Luxus«, sagte Silas. »Also wirst du dich wohl damit abfinden müssen.«
Abigail mochte zumeist die Orchesterproben, doch Silas dabeizuhaben machte sie besonders angenehm. Er hatte die Erlaubnis bekommen, die Proben zu besuchen, hielt sich aber still im Hintergrund, wie es sich gehörte. Sobald er und Abigail dann wieder im Hotel waren, half er ihr beim Üben, wendete die Notenblätter für sie, summte ihren Part mit ihr im Bad und sagte ihr, dass sie die beste Musikerin der Welt sei, während er ihr die Haare wusch.
»Red nicht so einen Quatsch«, sagte Abigail.
»Ich höre nur dich«, erwiderte Silas. »Auch wenn du mit hundert anderen zusammenspielst, höre ich nur dich.« Er beugte sich vor und küsste sie auf den Mund. »Deine Mutter wäre sehr stolz auf dich.«
Als die Vorstellung beendet und der Applaus nur noch eine Erinnerung war, verabschiedeten Abigail und Silas sich von den anderen Musikern. Sie hatten kaum das Hotel gewechselt und gerade anderthalb Tage für sich genossen, als Silas – mitten in der Bestellung eines üppigen Dinners bei Le Yearling – einen dringenden Anruf von Lily Tree von der Zeitschrift Sleek erhielt. Sie sagte ihm, dass sie ein Modeshooting machen müsse und dass drei bekannte Fotografen bereits abgelehnt hätten, sodass er, Silas, ihre letzte Hoffnung sei, sofern er es schaffe, am nächsten Morgen in London zu sein.
»Natürlich habe ich abgelehnt«, sagte Silas, als er wieder an den eleganten Tisch mit der kleinen roten Lampe und den Pferdebildern an der Wand zurückkehrte.
»Aber das hört sich doch großartig an«, erwiderte Abigail, der es Leid für ihn tat.
»Stimmt schon. Lily hat gesagt, es würde meiner Karriere einen beachtlichen Schub geben.« Er griff wieder nach der Speisekarte. »Aber ich werde unseren gemeinsamen Urlaub nicht einfach abbrechen.«
»Das musst du«, sagte Abigail.
»Ich muss gar nichts … vor allem nicht dich verlassen.«
»Es ist doch nur ein Urlaub«, stellte sie klar. »Der Auftrag von Sleek ist bestimmt sehr wichtig.«
»Sicher«, bestätigte Silas.
»Dann ruf sie zurück«, sagte Abigail.
»Vielleicht hat sie den Auftrag schon jemand anderem angeboten«, sagte Silas.
»Ein Grund mehr, sie sofort anzurufen.«
Silas kehrte nach mehr als fünfzehn Minuten wieder zurück, entschuldigte sich bei Abigail und dem Kellner und widmete sich erneut der Wahl des Abendessens.
»Und?« Abigail blickte ihm forschend ins Gesicht. »Hast du den Job?«
»Ja«, antwortete Silas, »und ich bin sehr zufrieden mit mir.«
»Gut«, sagte sie. »Das ist großartig.«
»Und besonders zufrieden bin ich damit, dass ich alles so organisiert habe, dass du auf den Rest des Urlaubs nicht verzichten musst.«
Abigail blickte ihn bestürzt an. »Ich bleibe nicht ohne dich.«
»Du wirst nicht alleine sein, Liebling.« Silas fiel eineHaarsträhne in die Stirn, und er schob sie rasch beiseite. »Jules kommt her, um dir Gesellschaft zu leisten.« Er grinste, als er Abigails überraschtes Gesicht sah. »Ralph ist noch immer in Südafrika, und sie fühlt sich allein. Sie sagt, sie würde gern meinen Platz übernehmen … falls es dir nichts ausmacht.«
»Ich wäre lieber mit dir zusammen.« Abigail fühlte sich verunsichert.
»Soll ich ihr absagen?« Silas legte die Speisekarte beiseite und griff nach Abigails Hand. »Ich hätte nicht mit ihr sprechen sollen, ohne dich vorher zu fragen.«
»Sei nicht dumm«, erwiderte Abigail. »Du hast es doch nur für mich getan.«
»Ja. Ich hoffe, du weißt das«, sagte Silas ernst.
»Natürlich.«
»Dann ist es also
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