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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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immer sie in der Nähe ihres Ehemannes war, und der sanft dreinblickende Zoologe, der Schlangenhalter (das Zimmer mit den Terrarien zu betreten, war den Partygästen verboten), vergötterte seine Frau.
    Drei Tage nach der Party – sie hatte den Buchladen gerade abgeschlossen – parkte Jules Patricias alten Ford Escort in der Edison Road und rannte die Treppe ins Kellerstudio hinunter.
    Silas saß in dem Zimmer, das ihm als Empfang und Büro zugleich diente, hinter dem Schreibtisch und ging gerade ein paar Kontaktabzüge mit dem Vergrößerungsglas durch.
    »Das ist ja eine nette Überraschung«, sagte er und blickte auf.
    »Keine Abigail heute?«, fragte Jules.
    Er schüttelte den Kopf. »Sie war in der Stadt und hat für das Berlioz-Konzert geprobt.«
    Kurz ließ Jules den Blick über die wie stets mit Fotos behangenen Wände schweifen. Als Silas frisch in Abigail verliebt gewesen war, hatte er eine Zeit lang jede Wand mit postergroßen Fotos von ihr tapeziert – bis Abigail sie gesehen und ihn gebeten hatte, die Fotos herunterzunehmen. Nun musste man zumindest genau hinschauen, um zu sehen, dass noch immer eine unverhältnismäßig große Zahl an Bildern seiner Frau das Büro zierte.
    »Weshalb suchst du sie denn?« Silas wandte sich wieder den Kontaktabzügen zu.
    »Ich suche sie gar nicht«, antwortete Jules. »Ich wollte eigentlich zu dir.«
    »Zu mir? Stimmt was nicht?«
    »Im Gegenteil.« Jules hoffte, dass sie ruhiger wirkte, als sie sich fühlte. »Es ist lange her, seit ich mich so gut gefühlt habe.« Sie hielt kurz inne. »Obwohl du den Grund dafür vermutlich anders sehen wirst, wenn ich ihn dir nenne.«
    Silas legte das Vergrößerungsglas beiseite und wartete.
    »Ich habe Ralph von unserem Vater erzählt«, sagte Jules.
    Silas rührte sich nicht.
    »Er fliegt bald nach Johannesburg …« Dass ihr Bruder keine Reaktion zeigte, machte Jules nervös. »Zu dem Symposium, von dem er dir erzählt hat. Und wir haben darüber gesprochen, wie sehr wir einander vermissen werden.« Noch immer war sein Gesicht völlig unbewegt. »Ich weiß nicht mehr, warum, aber irgendwie sind wirdamals auf das Thema ›Geheimnisse‹ zu sprechen gekommen, und ich hatte schon lange das Gefühl, dass es falsch von mir war, etwas so Wichtiges vor ihm zu verbergen, und …«
    »Und?« Da war die Kälte. Unverkennbar.
    »Und er hatte kein Problem damit«, fuhr Jules unbeirrt fort.
    »Ach ja?« Silas’ Augen waren wieder wie Stein.
    »Natürlich war er schockiert«, sagte Jules. »Aber nach einer Weile sagte er, er sei beinahe erleichtert.« Sie hielt kurz inne. »Er habe sich schon oft gedacht, dass du und ich irgendein großes Geheimnis teilen würden.«
    »Ja«, sagte Silas. »Ich glaube, das kann ich verstehen.«
    »Ja?« Hoffnung keimte in Jules auf. »Wirklich?«
    »Ich bin jetzt selbst verheiratet, Schwesterherz«, sagte er. »Natürlich verstehe ich das.«
    »Aber Abigail weiß es doch nicht, oder? Das mit unserem Vater, meine ich.«
    »Nein.« Das war eindeutig. »Und ich will auch nicht, dass sie es erfährt. Niemals.«
    »Denkst du nicht, dass sie genauso empfinden würde wie Ralph?«, fragte Jules sanft. »Immerhin hat sie ihre Vergangenheit mit dir geteilt, und sie liebt dich sehr.«
    »Ich weiß«, erwiderte Silas, »aber Ralph wohnt nicht in unserem Haus, Abigail schon.«
    Jules zwang sich, an den Fischteich zu denken. »Ja«, sagte sie. »Stimmt. Das ist etwas anderes.«
    »Etwas vollkommen anderes«, sagte Silas.
    »Dann macht es dir wirklich nichts aus?«, fragte Jules. »Dass ich es Ralph erzählt habe?«
    »Nicht besonders«, antwortete Silas. »Solange er nicht mit jemand anderem darüber redet … oder mit mir, wenn wir schon mal dabei sind.«
    »Er wird es keinem erzählen«, beeilte Jules sich, ihm zu versichern. »Das würde er mir nicht antun.«
    »Gut«, sagte Silas.
    Als Charlie Nagy zwei Tage später anrief, um Abigail kurzfristig den Platz einer Cellistin bei einer Aufführung von Beethovens Pastorale anlässlich des Easter Festival in Deauville anzubieten, war Abigail zwar Feuer und Flamme, sagte Charlie aber, dass Silas gerade unterwegs sei, um Hochzeitsfotos zu machen, und sie wolle vorher mit ihm sprechen, bevor sie fest zusagte.
    »Silas hat doch kein Problem mit deiner Arbeit?«, fragte Charlie.
    »Nein, nein. Aber in dem Fall müsste ich ja für zehn Tage ins Ausland.«
    »Nur auf die andere Seite des Kanals«, sagte Charlie.
    »Ich ruf dich zurück.«
    »Zwanzig Minuten, dann war’s

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