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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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versuchte es erneut und schüttelte den Kopf.
    »Vielleicht versucht er gerade, eine Nachricht für dich zu hinterlegen«, meinte Abigail. »Hier muss es doch irgendwo einen Informationsschalter geben.«
    Sie schauten sich um.
    »Da ist ein Informationsschild«, sagte Silas. »Ich gehe mal hin und frage.«
    Ein paar Minuten später kam er zurück und schüttelte den Kopf. »Nichts.« Er blickte zu seiner Schwester. »Ist das Telefon immer noch besetzt?«
    Jules nickte und gab ihm sein Handy zurück.
    »Euer Telefon könnte defekt sein«, sagte Abigail.
    »Selbst wenn dem so wäre«, erwiderte Jules, »erklärt das nicht, warum Ralph nicht hier ist.«
    »Und was willst du jetzt tun, Schwesterherz? Sollen wir noch ein bisschen warten oder nach Hause gehen?«
    »Ich nehme an …«, Jules schwankte, »… vorausgesetzt, er benutzt das Telefon gerade wirklich …«
    Sie wartete angespannt, während Silas es noch einmal auf ihrer Nummer versuchte. Es war ein milder Nachmittag, doch Jules war eiskalt.
    Silas schüttelte den Kopf.
    »Geht ihr zwei nach Hause«, sagte Jules. »Ich nehme mir ein Taxi.«
    »Mach dich nicht lächerlich«, sagte Silas.
    »Ich wollte, du hättest dich vorn hingesetzt.« Abigail, die auf dem Beifahrersitz saß, drehte sich zu Jules um. »Deine Beine sind viel länger als meine.«
    »Ist schon in Ordnung.«
    Abigail hörte die Anspannung in der Stimme ihrer Schwägerin. »Mach dir keine unnötigen Sorgen«, sagte sie. »Ich bin sicher, ihm ist bloß irgendetwas Dringendes dazwischengekommen.«
    »Zoologen kommt nichts Dringendes dazwischen«, erwiderte Jules.
    »Manchmal bestimmt«, sagte Abigail lahm und blickte zu Silas, der angesichts der wachsenden Sorge seiner Schwester ebenfalls immer nervöser wurde.
    »Das passt einfach nicht zu ihm«, bemerkte Jules.
    Ralphs alter blauer Mini stand auf dem Anwohnerparkplatz nahe ihrer Wohnung, zwei Wagen von Jules’ Escort entfernt.
    »Das hat nichts zu bedeuten«, erklärte Jules knapp und stieg aus dem Taxi. »Die meiste Zeit nehmen wir sowieso die U-Bahn oder den Bus.«
    Sie schloss die Haustür auf und hielt dann inne.
    »Jules?«, fragte Abigail leise. »Was ist?«
    »Hier stimmt was nicht«, sagte Jules.
    »Lasst uns raufgehen.« Silas übernahm das Kommando. »Soll ich vorgehen?«
    Jules schüttelte den Kopf, trat über die Schwelle, blickte zur Treppe und stieß ein kleines, seltsames Geräusch aus wie ein ersticktes Stöhnen; dann stieg sie rasch und mit abgehackten Bewegungen die Stufen hinauf – wie eine Marionette, dachte Abigail.
    Ihre Hände zitterten, als sie die Wohnungstür aufschloss und öffnete.
    Drinnen war es dunkel. Alle Türen waren verschlossen.
    »Ralph?« Die einzige Antwort, die Jules erhielt, war Stille.
    Silas drückte den Lichtschalter.
    Der kleine Eingangsflur sah aus wie immer; alles war, wo es sein sollte: ein Gemälde mit einem Elefanten, das Jules ihrem Mann zu dessen letztem Geburtstag geschenkt hatte; der Spiegel mit dem reich beschnitzten Rahmen, den sie vergangenes Jahr auf einem Markt in Ravenna entdeckt hatten; eine gelbe Post-it-Notiz mit Einkaufsliste – Notizblöcke, Stifte, Nudeln – und in der Ecke der Kleiderständer mit einem Regenmantel und einer Kapuzenjacke daran.
    Jules blickte instinktiv nach unten und sah einen Stapel Briefe auf dem Boden.
    »Mein Gott!« Sie eilte zur Schlafzimmertür und stieß sie auf.
    Die Vorhänge waren nicht vorgezogen, und im Licht des Spätnachmittags war offensichtlich, dass niemand im Bett geschlafen hatte. Allerdings lag Ralphs Stahlkoffer offen auf dem Boden mitten im Zimmer. Ein blaues Hemd hing unordentlich heraus; darauf lagen ein Plastikwäschebeutel, Bücher und ein Notizbuch. Daneben, halb verdeckt von einem weißen T-Shirt, lag ein in Leder gerahmtes Bild von Jules.
    Silas, der neben seiner Schwester stand, drehte sich zu Abigail um und bemerkte, dass sie aufmerksam auf die geschlossene Küchentür starrte.
    Sie schauten einander in die Augen. Dann ging Silas ohne ein Wort zur Tür.
    Er öffnete.
    »Großer Gott«, flüsterte er.
    Hinter ihm stieß Abigail einen erstickten Laut aus.
    »Was …?« Jules’ Stimme klang hart und scharf, als sie sich an ihrer Schwägerin und ihrem Bruder vorbeidrängte. Dann erstarrte sie.
    »Jules«, sagte Silas.
    Sie trat einen weiteren Schritt vor und sank auf die Knie.
    Neben die Leiche ihres Mannes.
    Es war nichts mehr zu machen; das war auf den ersten Blick zu sehen.
    Ralph trug ein blaues T-Shirt und Jeans; seine Füße

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