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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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hörte sie ihn über ihre Schulter rufen.
    »Gute Nacht, ihr zwei«, antwortete Charlies Stimme von der Straße her. »Alles Gute.«
    Abigail versuchte, sich umzudrehen, um ihm zu winken, doch Silas drückte sie noch fester an sich, und sie ergab sich seiner Umarmung.
    »Ich liebe dich sehr«, sagte sie.
    »Ich liebe dich auch.« Er drückte sie noch fester an sich …
     … so fest, dass sie nicht sah, wie seine Augen hart wie Kiesel wurden, und dass der Blick, den er Charlie zuwarf, als dieser in den Wagen stieg, so kalt war wie Eis.

21.
    Eine Woche nach dem Konzert in der Jerome Hall, am 4. Februar, kam Jules’ Sohn zur Welt.
    Die ersten Wehen hatten zwei Tage zuvor eingesetzt. Jules hatte Abigail angerufen, und sie war sofort in den Mini gesprungen, nach Highgate gerast und hatte ihre Schwägerin auf dem schnellsten Wege ins Whittington Hospital gebracht – nur um sie zwei Stunden später wieder nach Hause zu fahren.
    »Daran hat Braxton Hicks Schuld«, sagte Jules und ließ sich neben Asali aufs Sofa fallen, während Abigail in der Küche Tee aufsetzte.
    »Er hat die Wehen nur wissenschaftlich beschrieben«, erwiderte Abigail. »Er hat sie nicht erfunden.«
    »Ich sollte Drew anrufen.« Der Dackel rollte sich auf den Rücken und forderte Jules damit auf, ihn am Bauch zu kraulen. »Er soll Asali holen kommen.«
    »Ich weiß gar nicht, warum du sie nicht uns gibst.« Abigail kam mit zwei Bechern ins Wohnzimmer. »Wir haben den Garten, da ist es doch viel einfacher.«
    »Drew freut sich wirklich darauf, sie ein paar Tage zu nehmen«, sagte Jules.
    Der Fischteich, den Jules vor lauter Glück in ihrer Ehe mit Ralph und dann angesichts des Verlusts fast vergessen hatte, kehrte inzwischen immer häufiger in ihr Gedächtnis zurück.
    Bald würde ihr Kind, ihr Sohn, auf die Welt kommen.
    Und ein Kind sollte man nicht mit etwas derart Hässlichem konfrontieren.
    Plötzlich erinnerte Jules sich daran, wie Ralph sie zum ersten Mal in dem Haus in Muswell Hill besucht hatte. Asali hatte um den Teich herum geschnüffelt, und Ralph hatte auf der Steinbank gesessen und die Hand nach ihr ausgestreckt.
    »Ist schon in Ordnung.« Abigails Stimme riss Jules aus ihren Gedanken. »Mach dir deshalb keine Sorgen.«
    Jules blickte überrascht zu ihr hinauf.
    »Wenn Asali bei Drew glücklich ist …«, Abigail setzte sich in einen Sessel, »… nun, dann ist das gut so. Kein Grund, so trübselig dreinzublicken.«
    »Ich bin nicht trübselig«, log Jules.
    Abigail lebte in diesem Haus. Sie hatte Silas geholfen, den Teich zu säubern, hatte in diesem Garten gesessen, vermutlich auf dieser Bank, viele Male, und sie hatte nicht die geringste Ahnung, was sich darunter befand – Abigail, die trotz ihrer düsteren Vergangenheit der vertrauensseligste Mensch war, den Jules je kennen gelernt hatte.
    Auch das war falsch, vollkommen falsch – ein Fehler, von dem Jules sich nicht einmal vorstellen konnte, wie man ihn hätte beseitigen können. In jedem Fall würde es nicht gelingen, solange Silas es nicht wollte.
    »Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?«, fragte Abigail.
    Jules nickte. Sie konnte sich sogar zu einem Lächeln durchringen.
    »Keine Schmerzen mehr?«
    »Im Augenblick nicht«, antwortete Jules.
    Zwei Nächte später aber, als es richtig ernst wurde, gab es Schmerzen genug.
    Jules hatte sich um acht Uhr abends von einem Taxi ins Krankenhaus bringen lassen und dort gewartet, bis sie sicher war, bevor sie bei ihrem Bruder anrief.
    »Fahr vorsichtig«, sagte sie zu Abigail. »Kein Grund zur Eile.«
    »Du hörst dich sehr ruhig an«, bemerkte Abigail.
    »Ach, das ist nur die Ruhe vor dem Sturm«, erwiderte Jules.
    Silas kam ans Telefon, um ihr Glück zu wünschen.
    Abigail wartete, bis er aufgelegt hatte.
    »Bist du sicher, dass du nicht mitkommen willst?«, fragte sie dann.
    »Warum sollte ich?«, erwiderte Silas. »Jules hat dich gebeten, ihr Geburtshelfer zu sein, nicht mich.«
    »Weil sie wusste, dass du dich weigern würdest, hast du gesagt«, erinnerte Abigail ihn.
    Silas hob die Augenbrauen.
    »Ruf mich an, wenn alles vorbei ist«, sagte er.
    Dann kam auch er, gegen Mittag des folgenden Tages, und brachte einen Strauß blaue und weiße Blumen von Moyses Stevens, dunkle Trauben und ein wunderschönes seidenes Taufgewand mit, das ein Vermögen gekostet haben musste und von dem Abigail nichts gewusst hatte.
    Das Baby lag in einer Krippe neben Jules’ Bett, doch Silas ging direkt zu seiner Schwester, musterte sie

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