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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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ausgesehen.«
    Abigail lächelte ihn an, drehte sich wieder zum Spiegel um, nahm noch ein Kosmetiktuch und wischte sich damit die Mascara ab. »Ich bin noch immer nicht bereit, nach Hause zu gehen«, sagte sie. »Weißt du, was ich jetzt möchte? Ich möchte mit dir essen gehen.«
    Charlie schaute sie unschlüssig an.
    »Du machst dir Sorgen, wie Silas darüber denken würde«, sagte Abigail.
    »Stimmt«, bestätigte Charlie kleinlaut. »Ein wenig.«
    »Und genau so will ich es haben«, erklärte Abigail. »Ich bin es leid, dass er immer nur seinen Willen durchsetzt.«
    »Ja, das kann er wirklich gut«, räumte Charlie ein.
    »Aber heute Abend wird’s ihm nicht gelingen«, sagte Abigail.
    Das schöne graue Kleid erregte ihre Aufmerksamkeit, und kurz empfand sie Reue, doch entschlossen faltete sie es zusammen und ließ es in dem Karton verschwinden, in dem sie es hierher gebracht hatte.
    »Bitte, Charlie«, sagte sie. »Lass uns essen gehen.«
    »Das würde ich nur zu gern«, sagte er und seufzte. »Aber niemand weiß besser als ich, wie viel Mühe Silas in die Organisation dieses Abends investiert hat.« Er nahm Abigails Hand und drückte sie. »Ganz zu schweigen von Zeit und Geld. Der Mann vergöttert dich, Abigail, und das kann ich ihm nicht verübeln.«
    Alle Wut war mit einem Mal verflogen und wich einemanderen, weit vertrauteren Gefühl. »Ja«, sagte sie leise. »Ich war schrecklich zu ihm.«
    »Du warst bloß verärgert«, erwiderte Charlie, »und du hattest ja auch allen Grund dazu.«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich war bösartig, Charlie.«
    »Du und bösartig? Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Nein? Das solltest du aber.«
    Die Fahrt in Charlies antikem MG zurück nach Muswell Hill schien endlos zu dauern. Abigail saß wie ein Häuflein Elend auf dem Beifahrersitz.
    »Es tut mir Leid«, sagte sie schließlich, als sie fast bei ihr zu Hause waren.
    »Was tut dir Leid?«, fragte Charlie.
    »Mir ist nur gerade eingefallen, dass Silas nicht der Einzige war, der viel Zeit und Mühe in die Organisation dieses Abends investiert hat.« Ihre Wangen waren gerötet, ihr Blick unstet. »Ich habe mich auch dir gegenüber schlecht benommen, schon seit Wochen. Ich war undankbar. Ich habe dich genauso wenig verdient wie Silas.«
    An der Ampel bremste Charlie schärfer, als er beabsichtigt hatte. »Hör auf damit«, sagte er.
    »Nein, Charlie. Das ist mein Ernst.«
    »Meiner auch«, entgegnete er energisch. »Du bist eine wertvolle Klientin für mich, die heute Abend hervorragend gespielt hat – und das unter äußerst schwierigen Umständen. Außerdem bist du eine Freundin.«
    »Das heißt nicht …«
    »Doch, das heißt es.« Die Ampel wechselte auf Grün, und der MG fuhr wieder an. »Ich weiß, dass Silas das als großes Kompliment gedacht hat, aber er hätte es vorher mit dir bereden sollen. Aber er hat es nicht getan;deshalb wäre es vielleicht an mir gewesen. Jedenfalls ist es nicht deine Schuld, dass keiner von uns ein Wort gesagt hat.«
    »Danke. Meinst du, er wird mir verzeihen?«
    »Der Mann ist kein Trottel.«
    »Nicht im Mindesten«, erwiderte Abigail.
    »Na dann«, sagte Charlie.
    Obwohl Silas’ VW in der Einfahrt geparkt war, herrschte Dunkelheit im Haus, doch kaum war Charlie an den Bürgersteig gefahren und ausgestiegen, um Abigail die Tür aufzumachen, fiel Licht auf den Weg, als die Vordertür geöffnet wurde. Silas stand auf der Schwelle.
    »Danke, Charlie.« Abigail hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.
    »Viel Glück«, sagte er und blickte ihr hinterher, als sie zur Tür ging.
    Silas trug noch immer seinen Smoking, der inzwischen jedoch ein wenig zerknittert wirkte. Auch sein Haar war zerzaust, und er rührte sich nicht.
    »Es tut mir sehr Leid«, sagte Abigail und blieb verunsichert einen Schritt vor ihm stehen.
    »Ich hätte auf dich hören sollen«, sagte er, »anstatt dich zu etwas zu zwingen, das du nicht willst.«
    »Aber du hast es für mich getan«, sagte sie, »und ich hab mich wie eine verwöhnte Göre benommen.«
    »Du warst sehr aufgeregt«, sagte Silas. »Ich hätte nicht einfach von dir weggehen sollen.«
    »Das kann ich dir kaum zum Vorwurf machen«, erwiderte Abigail.
    Er streckte die Arme aus, und sie trat zu ihm und empfand nichts außer Erleichterung, als er sie an sich drückte. Er roch nach Whisky, und sein Körper war angespanntund sehr warm. Abigail hatte das Gefühl, ihn noch nie so sehr geliebt zu haben wie in diesem Augenblick.
    »Gute Nacht, Charlie«,

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