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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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ihrem ehemaligen Manager, wie sie einander umarmten.
    Der Schmerz, der in seinem Schädel tobte, war kaum zu ertragen.
    Und die beiden durch den Sucher zu beobachten machte diesen Schmerz noch unerträglicher.

24.
    Als sie nach Hause kam und das Haus leer vorfand, rief Abigail im Studio an und hörte, wie der Anrufbeantworter ansprang.
    Sie wartete auf den Pfeifton.
    »Silas?« Sie hielt kurz inne. »Silas, bist du da?«
    Nichts.
    »Silas, ich bin wieder zu Hause. Ich hoffe, auch du bist auf dem Heimweg …«
    Sie wartete noch einen Augenblick; dann seufzte sie und legte auf.
    Sie fragte sich, ob sie es bei Jules versuchen sollte für den Fall, dass sie von ihrem Bruder gehört hatte, doch das war eher unwahrscheinlich. Jules schlief vermutlich schon längst tief und fest; außerdem war das nicht gerade die Art von Anruf, mit der man Jules in der Nacht nach der Taufe ihres Sohnes belästigen sollte. Dann fiel Abigail ein, dass sie ihr Cello in Jules’ Wohnung vergessen hatte. Morgen würde sie deswegen anrufen müssen.
    Es war schon seltsam: Nach all diesen Jahren hatte sie noch immer das Gefühl, Francesca irgendwie zu verraten, wenn sie das Cello nicht bei sich hatte.
    Es dauerte noch weitere zwei Stunden, bis Silas endlich nach Hause kam.
    Abigail hörte, wie er die Vordertür abschloss und danndie Treppe hinaufstieg. Kurz erwog sie, so zu tun, als würde sie schlafen, doch wenn er sie nicht weckte, bedeutete das nur, die Unannehmlichkeiten auf den Morgen zu verschieben, und Abigail hatte noch immer genug von der praktisch veranlagten Farmerstochter, um zu wissen, wie sinnlos das war.
    Also setzte sie sich im Bett auf und knipste die Nachttischlampe ein.
    Silas trug noch immer den Anzug, mit dem er in die Kirche gekommen war, auch wenn er nun zerknittert war, das Hemd schmuddelig und die Krawatte verschwunden. Er wirkte erschöpft.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Abigail.
    »Kümmert dich das denn?« Er blieb an der Tür stehen.
    »Das ist eine dumme Frage.«
    »Um ehrlich zu sein«, sagte Silas, »bin ich alles andere als in Ordnung.«
    Schuld übermannte Abigail, trieb sie aus dem Bett und quer durchs Zimmer an die Seite ihres Mannes. Sie streckte die Hand aus. Halb fürchtete sie, zurückgestoßen zu werden, doch sie musste ihn berühren, seine Wange. Seine Haut war kalt, doch Hitzewellen strahlten von seinem Körper aus, und er – vielleicht auch nur seine Kleidung – roch nach etwas, das Abigail nicht einordnen konnte: irgendwie säuerlich.
    »Silas?« Sie zog die Hand wieder zurück. Irgendetwas in seinen Augen jagte ihr einen Schauder über den Rücken. »Was ist passiert? Wo warst du?«
    Er antwortete nicht, sondern ahmte bloß ihre Geste nach, indem er die rechte Hand ausstreckte und ihre Wange mit den Fingerspitzen berührte.
    »Silas?«, sagte sie verunsichert.
    Er atmete tief durch und ließ die Hand wieder sinken.»Ein Drink«, sagte er. »Ein Drink, bevor wir reden. Ein Brandy würde mir jetzt gut tun, oder Cognac.«
    »Ich hole dir einen«, sagte Abigail. »Mach du dich fürs Bett fertig.«
    »Das ist gut gemeint«, erwiderte er, »aber ich komme mit dir runter.« Sein Lächeln war flüchtig und wirkte angespannt. »Keine Schlafzimmergespräche, fürchte ich.«
    Die Kälte in Abigail nahm noch zu, während sie beobachtete, wie er sich in den Sessel setzte. Sie holte eine Flasche Cognac und schenkte ihm seinen Drink ein – für sich selbst nichts. Sie hatte heute schon genug gehabt.
    »Du solltest dich lieber auch setzen«, sagte er.
    »Mach ich«, erwiderte sie, »in einer Minute.«
    »Ja«, sagte Silas. »Ich nehme an, das wirst du.«
    Er trank einen Schluck Cognac, schloss kurz die Augen und öffnete sie dann wieder.
    »Wie es scheint, Abigail, meine Geliebte«, sagte er, »verfügst du über das Talent, Männer ins Unglück zu locken.« Er hielt kurz inne. »Zuerst Eddie Gibson.«
    Abigail starrte ihn an, und Entsetzen breitete sich in ihr aus.
    »Und jetzt …«, Silas trank noch einen Schluck, »… der arme Charlie Nagy.«
    Abigail spürte, wie ihr die Knie weich wurden, und sie setzte sich.
    »Ich habe es dir gesagt«, bemerkte Silas.
    »Ich verstehe nicht.«
    »Abigail-Abeguile«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass ich je wirklich erkannt habe, wie passend dieser Name für dich ist.«
    »Was hast du getan?«, fragte Abigail.
    »Du könntest genauso gut fragen, was du getan hast.«
    »Silas …« Ihre Stimme wurde rauer. »Was ist mit Charlie passiert?«
    »Weg«, antwortete

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