Teuflische List
den Gärtnern normalerweise zur Entsorgung von Gartenabfällen benutzt wurde – heutzutage waren es immer neue Gesichter, die von einer Agentur in Fortis Green vermittelt wurden.
»Du könntest Blumen dafür kaufen«, sagte Silas.
Abigail verzog angewidert das Gesicht.
»War nur so ein Gedanke«, sagte er.
Er warf die Zehn- und Fünfpfundnoten ins Feuer und schob sie mit einem Stock in die Glut, damit sie nicht wieder herausgeweht wurden. Dann schaute er mit einer Mischung aus Distanziertheit und Mitgefühl zu, wie seine Frau sich zum zweiten Mal in dieser Nacht übergab.
»Arme Abigail«, sagte er.
»Weißt du«, sagte sie, als sie wieder in der Küche waren und das Teewasser aufgesetzt hatten, »dass nichts zwischen mir und Charlie gewesen ist?«
»Du hast ihn mir vorgezogen«, sagte Silas. »Bei der Taufe.«
»Ich habe Jules und Olli vorgezogen«, erwiderte Abigail. »Deine Schwester und deinen Neffen, erinnerst du dich an sie?«
»Du bist mit Nagy nach Hause gefahren«, sagte Silas.
Das Wasser kochte, doch keiner von beiden machte Anstalten, den Kessel vom Herd zu nehmen.
»Wo er mir Pasta gekocht hat, die ich nicht essen konnte, weil ich mich so über dich geärgert habe«, erzählte ihm Abigail. »Und er hat eine Flasche Wein aufgemacht, von der ich zu viel getrunken habe – wegen dir. Und er hat mir ein Taxi gerufen, hat mich zu ihm gebracht undmich freundschaftlich gedrückt .« Sie zitterte, und ihr wurde erneut übel. »Und wegen dieser schrecklichen Verbrechen hast du …«
»Mein Temperament ist mit mir durchgegangen«, unterbrach Silas sie in bitterem Tonfall. »Ich habe die Kontrolle verloren.« Er zitterte ebenfalls. »So wie du auf dem Motorrad, Abigail.«
»Ich war ein Kind«, sagte sie. »Ein junges Mädchen.«
»Du warst du, Abigail.«
»Und es war ein Unfall. Verdreh das nicht, Silas.«
»Deine Mutter hat es aber im Krankenwagen verdreht, erinnerst du dich? Sie hat dir gesagt, du solltest lügen.«
»Ich hasse dich«, sagte Abigail und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass es die Wahrheit war.
»Wie sehr?«, fragte Silas. »Genug, um mich zu verletzen? Mich zu töten?«
»Rede keinen Blödsinn«, erwiderte sie.
»Du hasst mich nicht, Abigail«, sagte er. »Du liebst mich.« Plötzlich traten ihm die Tränen in die Augen. »Das ist auch der Grund, warum du mein Geheimnis bewahren wirst. Der gleiche Grund, warum ich deines bewahre. Weil wir einander noch immer lieben.« Er wischte sich über die Augen. »Wir brauchen einander.«
Später in dieser endlosen Nacht war Abigail allein im Schlafzimmer, konnte sich aber nicht ausruhen, geschweige denn schlafen. So ging sie ins Musikzimmer und fand dort Silas, der aufrecht auf ihrem kleinen Lehnstuhl saß und nicht auf der Chaiselongue, wo er für gewöhnlich hockte.
»Oh.« Sie drehte sich um und wollte gehen.
»Du hast dein Cello bei Jules gelassen«, bemerkte er gedankenverloren.
»Ja.« Sie stählte sich und drehte sich wieder zu ihm um. »Ich glaube nicht, dass ich tun kann, was du willst, Silas.«
»Es gibt nichts, was du tun sollst, wenn niemand Fragen stellt.«
»Du hast gerade meinen Freund ermordet.« Die Worte klangen noch immer unwirklich für sie. Sie ballte die Fäuste so fest, dass die Fingernägel sich in ihre Handflächen gruben. »Und jetzt willst du, dass ich dich decke, und das nennst du nichts ?«
»Du bist meine Frau. Ich würde für dich das Gleiche tun … habe es schon getan, wie ich dich immer erinnern muss. Ich habe niemandem die Wahrheit über dich erzählt, oder doch?«
»Du hast es Jules erzählt«, erinnerte sie ihn. »Nicht dass es mir etwas ausmachen würde.«
»Ach, Jules.« Silas stand auf. »Du vertraust ihr doch, nicht wahr, Abigail?«
»Natürlich.«
»Du magst sie wirklich sehr gern.« Sein Tonfall wurde deutlich schärfer.
»Das weißt du doch.« Abigail löste die Fäuste; ihre Handflächen brannten. »Du lieber Himmel, was hat das denn mit alledem zu tun?«
»Vielleicht ein gutes Geschäft …« Silas ging zu einer der schallisolierten Wände und strich über das Dämmmaterial. »Wenn du einen besseren Grund als unsere Ehe brauchst, um dich auf meine Seite zu stellen …«
Abigail fühlte sich plötzlich wieder wie leer gepumpt, ging zum Stuhl und ließ sich darauf fallen.
»Würdest du sagen«, fragte Silas, »dass Jules’ Sicherheit wichtig für dich ist?«
»Natürlich«, antwortete Abigail müde.
»Gut«, sagte Silas. »Das ist gut.«
»Ich verstehe noch immer
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