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Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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gesündigt.«
    Das Beichtritual begann.
    »Es ist …«
    Und schon geriet sie ins Straucheln, als sie sich an den Zeitpunkt ihrer letzten Beichte zu erinnern versuchte.
    Der Priester war jedoch freundlich zu ihr, einladend, und so fuhr sie fort.
    Zunächst einmal berichtete sie von ihren eigenen Sünden, und das war nichts Neues für Gott, überhaupt nicht.
    Vergib mir.
    Silas’ Sünden ließ sie unberührt. Vielleicht wartete sie darauf, ob diese Rückkehr zum Glauben ihrer Mutter ihrem gequälten Gewissen in irgendeiner Form Erleichterung verschaffte. Dabei wusste Abigail, dass das nicht passieren würde. Auch früher war es nie so gewesen, und diesmal waren es auch nicht nur ihre eigenen Sünden, die sie hierher geführt hatten. Doch ihr Gewissen war jetzt nicht von Bedeutung.
    Der Mann auf der anderen Seite des Gitters hatte eine ziemlich junge Stimme mit einem leichten irischen Akzent; sie erinnerte Abigail an die Stimme eines Geigers aus Dublin, den sie im Konservatorium kennen gelernt hatte. Der Priester war sachlich, aber höflich, und er schien zu merken, dass sie nicht des Sakraments der Beichte wegen gekommen war und auch keine Buße tun wollte oder Absolution erwartete. Er merkte jedoch auch, dass sie ein zutiefst gepeinigter Mensch war, und vor allem, dass sie einfach nur mit jemandem reden musste.
    »Es ist schon gut«, sagte er ihr einmal, als sie kurz innehielt. »Wir haben Zeit.«
    Er gab ihr nichts Neues; aber das hatte sie auch gar nicht erwartet. Was ihre Eltern und ihren jugendlichen Freund betraf, so sagte er, das sei ein tragischer Unfall gewesen und sie, Abigail, überdies sehr jung.
    »Und was ist damit, dass ich dem Jungen die Schuld in die Schuhe geschoben habe?«, fragte sie.
    Keine Namen. Sie nannte niemals Namen, nicht einmal in der Beichte.
    »Es ist noch nicht zu spät …«, seine Stimme klang noch immer sanft, »… wenn du es wirklich wieder ins Reine bringen willst.«
    Silas hatte oft gesagt, dass ihre Lügerei Eddie oder dessen Eltern nichts ausmachte, doch Abigail hatte immer gewusst, dass es Eddie vielleicht egal sein mochte, seinen Eltern aber ganz und gar nicht.
    »Es könnte dir helfen«, sagte der Priester.
    »Ich spiele keine Rolle«, sagte Abigail.
    »Das ist ein großer Irrtum«, widersprach der Priester. »Du bist sogar sehr wichtig.«
    »Meine Seele meinen Sie wohl?« Abigail klang zynisch, auch wenn sie es nicht beabsichtigt hatte; sie fühlte sich nicht zynisch. Das war Silas’ Metier, nicht ihres. Ihr Metier war die Schuld – die Schuld, die sie ja auch hierher in die Kirche geführt hatte.
    »Glaubst du nicht an die unsterbliche Seele?«, fragte der Priester.
    Ihre Mutter, ihr Vater und Eddie suchten sie wieder heim, dicht gefolgt von Charlie und Maggie Blume.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Abigail, obwohl sie in Wahrheit oft gehofft, sogar darum gebetet hatte, dass es keine unsterbliche Seele gab oder einen alles sehenden Gott, von ewiger Verdammnis ganz zu schweigen, und alle Ave-Marias der Welt halfen ihr jetzt auch nicht.
    Was machte sie hier eigentlich?
    Unvermittelt stand sie auf.
    »Es tut mir Leid, Vater«, sagte sie, stolperte aus dem Beichtstuhl, rannte auf demselben Weg aus der Kirche, den sie gekommen war, und trat in die helle, laute Weltjener Menschen hinaus, deren Gewissen leichter und reiner war, Menschen, die niemanden getötet oder einem anderen die Schuld für etwas Schlimmes in die Schuhe geschoben hatten, Menschen, die nicht mit einem Mörder zusammenlebten …
    »O Gott «, stöhnte Abigail.
    Sie wischte sich über die Augen, atmete tief durch und mischte sich unter die anderen Menschen.
    Zwei Tage später kehrte sie zurück und setzte sich in einen geschlossenen Chorstuhl im hinteren Teil der Kirche, wo man sie kaum sehen konnte. Sie betete nicht, ja, sie dachte nicht einmal richtig nach. Sie saß einfach nur da und fühlte sich unendlich müde.
    Hilflos.
    Und dann kam der Priester – vom Aussehen her tatsächlich jung, blond und groß – aus der Sakristei und blickte in ihre Richtung. Sie stand auf und ging.
    Ich bin noch nicht bereit.
    Beim nächsten Mal, fünf Tage später, kniete sie wieder im Beichtstuhl und erzählte ihm alles.
    Sie berichtete es in all seiner Hässlichkeit und glaubte zu hören, wie der Priester scharf und zischend Luft holte, als sie ihm von Charlie erzählte – nicht dass Abigail seinen oder irgendeinen anderen Namen genannt oder eine persönliche Verbindung zu einem der Beteiligten eingeräumt hätte,

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