Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Teuflische List

Teuflische List

Titel: Teuflische List Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
Vom Netzwerk:
nicht wieder herunter?« Jules träufelte Spülmittel auf einen Schwamm.
    »Später vielleicht.« Abigail brachte ein weiteres Lächeln zustande. »Lass das, Jules. Wir haben noch Pudding. Und anschließend will ich erst einmal mein Patenkind knuddeln.«
    Wenigstens blieb Jules diesmal.

33.
    »Sie fragen nie nach den Dingen, die ich Ihnen in der Beichte anvertraut habe«, sagte Abigail zu Vater Moran.
    Sie tranken den Nachmittagstee, den Mrs. Kenney – eine grauhaarige Frau, die Abigail stets freundlich begrüßte und dann diskret verschwand, um hin und wieder wie ein Geist zurückzukehren, um etwas zu bringen oder zu holen – ihnen im Wohnzimmer des Pfarrhauses neben der Kirche serviert hatte. Das Zimmer war schlicht, doch keineswegs asketisch. Überall standen Familienfotos, und es gab eine beachtliche Menge an verschiedenfarbigen, unterschiedlich großen Kissen und Teppichen, die allesamt, so hatte der Priester erzählt, über die Jahre hinweg von den Gemeindemitgliedern gefertigt worden waren.
    Es war der letzte Donnerstagnachmittag im August, und Abigail war äußerst angespannt. Es hatte mehrerer dieser Teestunden bedurft – die für gewöhnlich stattfanden, wenn Silas in der Stadt Modefotos machte –, bis Abigail die innere Kraft gefunden hatte, ihre tiefsten Ängste anzusprechen.
    »Liegt das daran, dass es Ihnen nicht gestattet ist zu fragen?«, knüpfte sie an ihre Frage an. »Oder glauben Sie mir einfach nicht?«
    Oder lag es daran, dass er schon vermutete, dass sie von ihrem Ehemann sprach?
    »Warum sollte ich Ihnen nicht glauben?«, fragte Vater Moran.
    »Ich habe mich nur gefragt …« Sie zögerte und stellte ihre Tasse ab.
    »Was haben Sie sich gefragt?«
    »Ich habe mich gefragt, ob Sie …« Es fiel ihr schwer fortzufahren. »Ich habe mich gefragt, ob Sie mich für verrückt halten, weil ich solch schreckliche Dinge erzähle.«
    »Ich habe Sie nie für verrückt gehalten und tu’s noch immer nicht.« Er wartete, musterte sie aufmerksam. »Was ist, Abigail? Wollen Sie reden? Über diese Dinge?«
    Das Verlangen, sich diese Last von der Seele zu reden, wurde immer stärker.
    Sag das niemals, zu niemandem. Francescas letzter Befehl galt für die Tragödie an jenem längst vergangenen heißen Sommertag, nicht aber für die Schrecken der letzten Zeit. Außerdem hatte Abigail ihr Versprechen von damals schon längst gebrochen.
    Und doch schien dieser Befehl noch immer genug Macht über sie zu besitzen, um die Worte in ihrem Hals zu ersticken.
    Abigail wandte sich vom Priester ab und schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube nicht, dass ich das kann.« Es war schlicht Feigheit, erkannte sie; mit ihrer Mutter hatte das nichts zu tun. »Es tut mir Leid.«
    »Ist schon gut«, sagte Vater Moran mit sanfter Stimme. »Alles zu seiner Zeit.«
    Silas saß in seinem VW hinter dem Pfarrhaus und blickte auf die Uhr. Seine Frau war noch nie so lange mit dem hübschen Pfaffen da drin gewesen.
    Er fragte sich, was sie gerade machten.
    Er erinnerte sich an Charlie Nagy, wie er die Arme um Abigail gelegt hatte.
    Sex kam ihm nicht in den Sinn – nicht bei diesen beiden. Jedenfalls noch nicht.
    Silas nahm an, dass sie miteinander sprachen.
    Über private, vertrauliche, intime Dinge.
    Dinge, die nur ihn und Abigail etwas angingen.
    Wahrer Verrat.

34.
    Am ersten Montagmorgen im September packte Jules gerade die Großhandelskisten im hinteren Teil des Ladens aus, als sie hörte, wie die Tür sich öffnete, ihr Bruder ihren Namen rief und herbeigeeilt kam.
    »Jemand ist ins Studio eingebrochen«, sagte Silas, zog sich einen der Stühle von dem kleinen Lesetisch heran und ließ sich darauf fallen.
    »Alles in Ordnung mit dir?« Besorgt suchte Jules nach Verletzungen. Silas war blass und zitterte, schien ansonsten aber unverletzt. »Hast du die Einbrecher gestört? Bist du verletzt?«
    Er brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Ich wusste ja gar nicht, dass dich so etwas noch interessiert, Schwesterlein.«
    »Red keinen Unsinn.« Jules musterte ihn noch einmal von Kopf bis Fuß. »Dann bist du also nicht verletzt?«
    Silas schüttelte den Kopf.
    »Kaffee?« Sie hielt inne. »Hast du sie gesehen?«
    »Sie waren schon lange weg, als ich kam.«
    »Gott sei Dank.« Jules schenkte ihm einen Becher ein. »War die Polizei schon da?«
    Silas nickte. »Das Schlimmste daran ist das verdammte Chaos.«
    Jules stellte den Becher auf den Tisch, nahm sich einen zweiten Stuhl und setzte sich neben ihn. »Haben sie viel mitgehen

Weitere Kostenlose Bücher