Teuflische Schwester
daß Teri keine Zeit mehr hatte, eine
betretene Miene anzunehmen. Schadenfroh hatte sie ihm
bei der Entdeckung seines toten Lieblings zugeschaut. Als
er das grausame Lächeln bemerkte, weiteten sich seine
Augen. »Du!« flüsterte er und wich einen Schritt zurück.
»Ich hatte also recht.«
»Spinnst du?« fuhr sie ihn an. Ihr Lächeln wich einem
verächtlichen Ausdruck. »Wozu sollte ich deinen Hund
umbringen? Es liegt doch auf der Hand, daß Melissa es
war!«
Todd schüttelte den Kopf. »Dazu wäre sie nie in der
Lage gewesen. Sie hat ihn noch mehr geliebt als ich.«
lausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf, und
plötzlich erinnerte er sich wieder. Hatte er nicht Samstag
nacht Teri durch das Haus huschen sehen? Weil er nicht
hatte einschlafen können, hatte er zum Fenster geschaut.
Im Speicher oben war das Licht an- und wieder
ausgegangen. Etwas später war es wieder an- und nach
einer Weile ausgegangen. Und danach war sie zwischen
ihrem Zimmer und dem Bad hin und her gelaufen. Und
vom Bad konnte man in Melissas Zimmer gehen …
»Was hast du vor?« flüsterte er. »Was machst du mit
Melissa?« Aber er wußte die Antwort bereits. »Du warst
es! Dich hat sie am Sonntag auf dem Speicher gesehen.
Und du hast auch Blackie umgebracht.«
Er trat auf sie zu. Tödlicher Haß trat in ihre Augen. Mit
ihrem ganzen Gewicht warf sie sich auf einmal gegen ihn,
daß er nach hinten stolperte. Er ruderte wild mit den
Armen, versuchte den Sturz mit den Händen aufzufangen,
krachte aber genau durch die Lücke zwischen den Dielen
und sank tief in den faulenden Kadaver. Er wollte sich
noch zur Seite rollen, suchte irgendwo Halt, doch es war
zu spät.
Teri hatte den Spaten mit beiden Händen gepackt und
hielt ihn hoch über ihn.
Im nächsten Augenblick stieß sie mit voller Wucht zu –
ihm mitten ins Gesicht.
Er spürte einen rasenden Schmerz in der Nase. Instinktiv
rollte er sich beiseite, schaffte es aber nicht mehr
rechtzeitig. Schon wieder war die Schaufel auf ihn
herniedergesaust, diesmal auf den Hinterkopf. Er zuckte
kurz und blieb still liegen.
Keuchend starrte Teri auf Todd hinab. In ihrem Kopf
arbeitete es fieberhaft. Sie hatte ihn ja gar nicht umbringen
wollen. Er war selber schuld. Warum hatte er ihr denn
nicht glauben wollen, daß Melissa den Hund umgebracht
hatte? Dummerweise hatte er sie Samstag nacht gesehen
und sich den Rest zusammengereimt.
Sie hatte ihn erschlagen müssen – er hatte ihr keine
andere Wahl gelassen.
Unwillkürlich sah sie sich um. Niemand war in der
Nähe. Warum denn auch? Außer Cora und Melissa waren
alle bei den Barnstables.
Cora kam in frühestens vierzig Minuten zurück.
Und Melissa schlief in ihrem Zimmer.
Schlief wie ein Stein.
Plötzlich stand für sie der nächste Schritt fest.
Sie kniete sich nieder und betastete Todds Hals. Erst
kam keinerlei Lebenszeichen, dann spürte sie ganz
schwach seinen Puls.
Also war er gar nicht tot.
Das hieß, noch nicht. Sie rollte ihn auf den Rücken, um
das Gesicht zu begutachten. Die Augen waren
geschlossen. Aus der zertrümmerten Nase sickerte Blut.
Jetzt war auch sein Atem zu hören, ein Röcheln vielmehr,
tief aus seiner Brust. Darunter mischte sich ein Husten. Er
drohte am eigenen Blut zu ersticken.
Sie ließ ihn liegen, wie er war, und rannte zum Haus
zurück. In Windeseile stürmte sie zum Speicher hinauf
und riß das weiße Kleid aus der Truhe, in der sie es
versteckt hatte. Damit rannte sie wieder hinunter. Anstatt
auf schnellstem Weg zum Schuppen zurückzukehren,
machte sie einen Umweg über die Garage.
Dort lagen die Gartenwerkzeuge. An eine Wand gelehnt
sah sie die Machete. Vor wenigen Tagen hatte Todd damit
die Kletterpflanzen zerhackt. Das war genau, was sie
brauchte. Lächelnd nahm sie sie an sich.
Im Schuppen entfernte sie zwei weitere Dielen, ehe sie
den bewußtlosen Todd wieder auf den Rücken drehte. Sie
packte die Machete und hielt sie hoch über sich. Ohne
auch nur eine Sekunde zu zögern, rammte sie die schwere
Klinge in Todds Kopf. Dann legte sie die Machete
beiseite.
Als nächstes wischte sie mit dem weißen Kleid soviel
Blut von den Dielen auf, wie sie konnte, und tauchte es
danach in die frischen Wunden des Jungen. Schließlich
stand sie auf. Sie schüttelte das Kleid aus und begutachtete
mit einem zufriedenen Lächeln die roten Flecken, die es
vom Oberteil bis zum Saum übersäten.
Sorgfältig faltete sie das Kleid zusammen und legte es
beiseite, um die Dielen an Ort und
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