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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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zwei Frauen trugen legere
Sachen und nur Tennisschuhe oder Sandalen. Keine hatte
auch nur eine Spur von Schminke aufgetragen. Als Phyllis
sich setzte, lächelte Lenore sie an. Phyllis war überzeugt,
daß sich Belustigung hinter der Freundlichkeit verbarg.
»Es tut mir ja so leid«, entschuldigte sich Lenore. »Ich
hätte dich anrufen sollen und dir sagen, daß wir heute
morgen erst Tennis spielen wollten. Deswegen haben wir
nichts Besonderes an. Aber du siehst umwerfend aus! Ich
selbst würde es nicht wagen, solche Farben schon tagsüber
zu tragen. Die hellen Sachen hebe ich für besondere
Anlässe auf, wenn Harry repräsentieren muß.«
Die Demütigung trieb Phyllis die Schamröte ins Gesicht.
Sie konnte nur hoffen, daß dies unter dem Make-up nicht
auffiel. Sie hatten sie also zum Tennisspielen erst gar nicht
eingeladen! Für wie dumm hielt diese Lenore Van Arsdale
sie eigentlich, wenn sie kokett auf ihre unpassenden
Kleider anspielte? Warum sollte sie dieses Kostüm zum
Mittagessen denn nicht tragen? Nach einem nervösen
Blick durch den ganzen Saal stellte sie jedoch fest, daß sie
sich geirrt hatte. Alle anderen Frauen trugen schlichte
Baumwollröcke in unauffälligen Farben. Nur den Blusen
sah man den eleganten Schnitt an. Wie hatte sie nur so
dumm sein können? Beim letztenmal …
Und dann fiel es ihr wieder ein. Beim letztenmal waren
alle in ihren Abendkleidern zu einer Cocktailparty
gegangen.
Zu einer Cocktailparty, zu der sie nicht eingeladen
worden war.
Ein sanfter Druck auf ihrem Arm weckte sie aus den
trüben Gedanken. Erst jetzt merkte sie, daß Kay Fielding
etwas zu ihr gesagt hatte. »Entschuldige bitte«, murmelte
sie. »Ich war wohl nicht ganz bei der Sache.«
»Da kann man dir wirklich keinen Vorwurf machen«,
meinte Kay voller Mitgefühl in der Stimme. »Nach allem,
was geschehen ist …«
Erneut lief Phyllis rot an. »Ich kann euch gar nicht
sagen, wie leid es mir tut. Ich weiß selbst nicht, was
gestern in Melissa gefahren ist. Wahrscheinlich war es die
Enttäuschung über die plötzliche Abreise ihres Vaters.
Aber sie hat mich gebeten, euch allen auszurichten, wie
leid es ihr tut.«
Kays Lächeln erstarrte. »Wofür sollte sie sich denn
entschuldigen?«
Phyllis schluckte. »Die … die Party gestern. Melissa hat
sich gestern fürchterlich benommen. Aber ich kann euch
garantieren, daß so etwas nicht noch einmal vorkommt.
Ich habe sie mir ordentlich vorgenommen.«
Lenore Van Arsdale ließ ihr glockenhelles Lachen
erklingen. »Ach, meine liebe Phyllis, was wäre ein
Kindergeburtstag ohne Katastrophe? Und wer könnte es
Melissa übelnehmen? Jeder weiß doch, wie sehr sie an
ihrem Vater hängt.« Dann nahm ihr Gesicht einen ernsten
Ausdruck an. Sie beugte sich nach vorne und redete mit
gesenkter Stimme weiter. »Wir haben uns vorhin über
Polly unterhalten. Einfach schrecklich! Wie konnte so
etwas nur geschehen?«
Mit einem Schlag beugten sich die anderen Frauen
ebenfalls vor. Zum erstenmal wollten sie wirklich etwas
von Phyllis erfahren. Im Bewußtsein ihrer neuen
Bedeutung erzählte Phyllis alles, was sie vom Telefonat
mit ihrem Mann in Erinnerung hatte.
Als sie geendet hatte, ließ sich Lenore Van Arsdale mit
einem schweren Seufzer zurückfallen. »Das ist ja
entsetzlich«, stöhnte sie. »Gott sei Dank ist wenigstens
Teri gerettet. Was wird jetzt aus ihr?«
Einmal mehr richteten sich sämtliche Augen auf Phyllis.
»Sie bleibt natürlich bei uns. Charles ist schließlich ihr
Vater. Sonst hat sie ja niemanden.«
Kay Fieldings makellos manikürte Finger spielten rastlos
mit der Gabel. »Wir haben uns nur Gedanken gemacht,
weil … na ja, weil …« Ihre Stimme erstarb. Sie suchte
nach den richtigen Worten. »Es hängt mit Melissas
Problemen zusammen. Jeder weiß, was für ein nervöses
Kind sie ist.«
Phyllis spürte die Hitze im Kopf, aber sie zwang sich zu
einem gelassenen Lächeln. »Ich glaube eher, Teris
Gesellschaft wird ihr guttun. Vermutlich hat sie nur
deswegen diese Probleme, weil sie ein Einzelkind ist.«
»Da hast du vielleicht recht«, erwiderte Kay Fielding.
Ihr Tonfall ließ jedoch deutlich Zweifel erkennen. »Teri
hat ja auch die richtigen Erbanlagen«, fuhr sie mit
aufgehellter Miene fort. »Auf der einen Seite ist sie eine
Holloway und auf der anderen eine Porter. Bessere
Voraussetzungen kann es ja gar nicht geben, oder?«
Zum erstenmal meldete sich Eleanor Stevens.
»Allerdings hätte Polly mehr daraus machen können«,
meinte

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