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Teuflische Schwester

Teuflische Schwester

Titel: Teuflische Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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verändert. Sie
schickte ein Stoßgebet zum Himmel, daß Teri genauso
lieb geblieben war, wie sie sie in Erinnerung hatte.
    Charles Holloway schaltete den Fernsehapparat in seinem
Hotelzimmer aus und wälzte sich auf die andere Seite. Er
blickte noch einmal auf den Wecker. Er war auf sechs Uhr
gestellt. Jetzt war es kurz vor Mitternacht. Er boxte gegen
das viel zu harte Kissen, das eine Spezialität sämtlicher
moderner Hotels zu sein schien, und griff nach einem
Krimi, seiner Bettlektüre der letzten Monate. Bislang war
er nicht über Seite hundert hinausgekommen, ein Zeichen
dafür, daß er stets schnell eingeschlafen war. Heute nacht
kamen aber gewiß fünfundzwanzig Seiten dazu. Er tröstete
sich damit, daß er bald wieder zu Hause war.
    Er hatte kaum angefangen, als aus dem Nebenzimmer
gedämpfte Geräusche an seine Ohren drangen. Er lauschte
ein paar Augenblicke gebannt, dann legte er das Buch
beiseite und trat an die Tür vor Teris Zimmer, von wo die
Laute kamen. Diesmal erkannte er sie.
    Teri weinte.
Hastig knotete er den Bademantel zu, öffnete die Tür
leise und schlüpfte in Teris Zimmer. Es war dunkel, doch
    aus seinem Zimmer drang soviel Licht herein, daß er Teri
fest zusammengerollt auf ihrem Bett liegen sehen konnte.
Mit den Armen preßte sie das Kissen an sich. Er trat an ihr
Bett heran, setzte sich auf die Kante und legte seiner
Tochter vorsichtig die Hand auf die Schulter. »Teri, mein
Liebes. Was hast du denn?«
Teri wälzte sich auf den Rücken. Aus tränenverquollenen Augen sah sie zu ihm auf. »Es … es tut mir
leid«, schluchzte sie. »Ich habe mich nur so einsam
gefühlt. Ich wollte dich nicht wecken.«
    »Das hast du nicht«, versicherte ihr Charles. »Warum
bist du nicht zu mir gekommen?«
»Ich wollte dich nicht stören«, flüsterte Teri mit
tränenerstickter Stimme. »Ich meine, du bist schon
meinetwegen den ganzen weiten Weg gekommen und …«
Erneut schüttelte sie ein Weinkrampf.
Charles wiegte sie sanft in seinen Armen. »Das macht
mir doch nicht das geringste aus. Du sollst so etwas nie
wieder denken. Ich bin dein Vater und ich liebe dich.« Er
spürte, wie Teri erstarrte. Sie entzog sich der Umarmung
und sah ihm in die Augen.
»Ist das auch wahr?« fragte sie mit unsicher bebender
Stimme.
»Aber natürlich.«
»Mama hat aber etwas anderes gesagt.«
Charles runzelte im Halbdunkel die Stirn. »Was meinst
du damit? Was hat deine Mutter gesagt?«
Teri unterdrückte ein Schluchzen. »Sie hat gesagt, daß
du jetzt nur nocn Melissa liebst. Deswegen hast du mir
auch nie Briefe oder Geschenke zu Weihnachten oder zum
Geburtstag gechickt.«
Charles erstarrte. War das denn möglich? War Polly
tatsächlich zu solchen Worten fähig gewesen? Das war
eine glatte Lüge! »Wovon redest du, mein Liebes?« rief
er. »Ich habe dir regelmäßig Briefe geschrieben. Und
Weihnachten und deinen Geburtstag habe ich nie
vergessen. Jedes Jahr habe ich dir ein Päckchen geschickt.
Hast du denn nie etwas bekommen?«
Teri schüttelte den Kopf. »Ich … ich konnte auch gar
nicht daran glauben, daß du heute kommen würdest.«
»O Gott«, stöhnte Charles und zog sie wieder an sich.
»Kein Wunder, daß du geweint hast. Das muß ja
schrecklich für dich gewesen sein.«
»Du … du mußt mich auch nicht zu dir nehmen, wenn
ihr das nicht wollt«, stammelte Teri. »Ich kann hierbleiben
und Arbeit suchen … Ich habe ja Freunde …«
Charles legte ihr sanft die Hand auf den Mund. »Sag so
etwas nie wieder, mein Liebes.« Plötzlich packte ihn die
Wut auf seine ehemalige Frau. Es mochte ja noch
angehen, daß sie sich von ihm und ihrer Vergangenheit
getrennt hatte. Aber daß sie versucht hatte, ihn seiner
Tochter zu entfremden, das war unverzeihlich. Kein
Wunder, daß er nie einen Brief von Teri bekommen hatte.
Sie mußte ja gedacht haben, daß er nichts von ihr wissen
wollte.
»Jetzt hör mir bitte gut zu«, sagte er. Er bemühte sich
nach Kräften, sich die Empörung nicht anmerken zu
lassen.
»Ich weiß nicht, aus welchem Grund deine Mutter dir
solche Lügengeschichten aufgetischt haben sollte, aber sie
sind nicht wahr. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben,
und ich habe immer an dich gedacht. Und für mich stand
auch sofort fest, daß ich dich holen würde. Du warst und
bist meine Tochter. Ich habe dich die ganze Zeit vermißt,
und es hat mir sehr wehgetan, daß du nicht bei mir warst.
Was die Briefe und die Geschenke betrifft, kann ich mir
nicht vorstellen,

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